Homogen
Ermittler in die FBI Zentrale. Hektisch kam ihm Lenny am Eingang entgegen. Sein dunkles Haar wirkte zerzaust.
„Die Todesursache des ermordeten Professors“, sagte er ganz außer Atem. Sein dünner Brustkorb hob sich deutlich, um neue Luft einzusaugen. „Es war Vergiftung durch Blausäure! Vielleicht wurde er ja von den Attentätern, die den Anschlag verübten vergiftet!“
Richardson nickte und sah seinen Kollegen nachdenklich an. Seine dünnen Kaffeelippen kräuselten sich leicht. „Wieso sollten die ihn erst vergiften, wenn sie dann sowieso alles in die Luft jagen?“
„Na vielleicht um von sich abzulenken. Es handelt sich hier schließlich um Profis!“, entgegnete Lenny.
„Vielleicht. Ich glaube aber, dass mehr hinter der Sache steckt! Ich hole mir jetzt erst einmal die Ergebnisse vom Labor!“
Dann wandte sich Mike Richardson von Lenny ab und betrat das FBI Gebäude. Nachdem er die Haupthalle durchquert hatte und mit dem Fahrstuhl in die dritte Etage gebracht wurde, kam er endlich an seinen Zielort: Das Labor. Dort wurde er schon von der Laborleiterin Martina Gomez erwartet. Sie hatte sich gleich an die Arbeit gemacht und die Limonadenflasche samt Inhalt analysiert.
„Es handelt sich um ein schnell wirkendes, gasförmiges Gift, welches man aber andererseits ohne größeren Aufwand in die Limonade geben konnte“, sagte die attraktive Spanierin und zeigte auf ihre Unterlagen. „ Hierfür kommen eigentlich nur Cyanide - Salze der Blausäure - in Frage, das Kaliumsalz ist unter dem Namen Zyankali sicherlich jedermann vom Namen her bekannt. Versetzt man Zyankali mit Säure, wird gasförmiger Cyanwasserstoff, besser bekannt als Blausäure, frei, wovon bereits etwa 60-100 mg für einen Menschen tödlich sind. Da Limonade, wie jedes Kohlensäure-haltige Getränk, sauer ist, kann Zyankali hierin gelöst besonders schnell seine Wirkung entfalten und nicht nur durch Trinken, sondern auch durch Inhalation in den Körper eines Menschen gelangen. Deshalb auch die leichte Vergiftung des Kollegen von der Spurensicherung!“
„Die Wahl des Täters, ausgerechnet Limonade zu vergiften, könnte auf eine gewisse chemische Sachkenntnis deuten“, entgegnete Richardson und sah Gomez fragend an.
„Ja. Das würde ich auch sagen!“, antwortete die gutaussehende Laborantin. Ihre großen dunklen Augen funkelten hinter der Laborbrille.
„Warum hat der Professor nicht gemerkt, dass die Limonade vergiftet wurde? Ich meine, Ted ist doch auch gleich umgekippt!“, fragte Richardson in Gedanken versunken.
„30 bis 40 % der Menschen können den typischen Bittermandelgeruch von Blausäure genetisch bedingt nicht wahrnehmen. Wahrscheinlich hatte er erst etwas gemerkt, nachdem er bereits eine große Menge des Giftes konsumiert hatte!“, antwortete Gomez den verwirrten FBI Agenten. Ihre wissenschaftliche Intelligenz gab ihrem Gesichtsausdruck einen besonderen Reiz.
Richardson bemerkte den intensiven Blick seiner Kollegin und fühlte etwas Hitze in sich aufsteigen. Seit der Scheidung vor fünf Jahren hatte er keine neuen Bekanntschaften gemacht, keinerlei solcher Gefühle mehr empfunden und war nun überwältigt von diesem unerwarteten Annäherungsversuch. Auch er fühlte sich zu dieser attraktiven Frau hingezogen. Schon früher hatte er ihre Brillanz in der Analysetechnik bewundert, doch war sie bisher immer nur eine Kollegin für ihn. Nun jedoch änderte sich irgendetwas.
„Danke. Ich muss jetzt los!“, stotterte er Martina Gomez verlegen entgegen und ging eilig aus dem Labor ohne nochmals aufzublicken. Die Spanierin blickte ihn lächelnd nach und grinste dann gedankenversunken in sich hinein.
Am Nachmittag stand die Befragung der Mitarbeiter des Genetiklabors Sentic an. Professor Moltow und seine beiden Assistenten, sowie Stanley, der Assistent des verstorbenen Professors Horitsch saßen bereits im Wartebereich des FBI Gebäudes. Das große Gebäude war in einen öffentlichen Bereich und in einen nur für Autorisierte gegliedert. Der Öffentliche Bereich war im Erdgeschoss und bestand aus einem großen Wartebereich mit einer schäbigen Kaffeemaschine, drei Verhörräumen und zwei Toiletten. Alles wirkte sehr steril und eintönig. Fast wie in einem Krankenhaus.
Als Richardson aus dem Fahrstuhl das Erdgeschoss betrat, verriet sein Blick keine gutgelaunte Stimmung. Er mochte derartige Befragungen nicht
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