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Homogen

Homogen

Titel: Homogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Nelka
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zu. Christian fuhr erschrocken zusammen.

 
     
     
    „Christian, Christian! Hast du schon gehört?“, rief er in einem Atemzug. Seine vollen Lippen bebten vor Aufregung und seine sonnengebräunten Hände gestikulierten wild in der Luft.

     
     
    „Was denn?“, erwiderte Christian und versuchte sich zur Ruhe zu zwingen.

 
     
     
    „Sie haben Videoaufnahmen gefunden! Sie sollen wohl die Täter zeigen! Es sind drei Vermummte gewesen. Vermutlich von dieser Untergrundorganisation, die schon die öffentlichen Proteste geleitet haben, sagt die Polizei“, erwiderte Emilian erregt.

 
     
     
    „Was? Drei Vermummte?“, fragte Christian ihn entgeistert.

 
     
     
    „Ja, drei!“, betonte Emilian kräftig.

     
     
    Christian wurde leichenblass. Er drehte sich etwas von Emilian weg, um seine Angstgefühle zu verbergen. Tausend Gedanken schossen ihm jetzt durch den Kopf und doch konnte er wieder keinen einzigen klar erfassen. Offenbar war er nicht von den Überwachungskameras aufgezeichnet worden. Sonst wäre das FBI schon längst bei ihm aufgekreuzt. Dennoch, gedanklich malte er sich bereits seinen Untergang aus und besiegelte diesen mit einem tiefen Luftzug.

 
     
     
    „Warst du nicht auch auf einer dieser Demos gegen Genversuche?“, fragte ihn Emilian plötzlich.

 
     
     
    „Ich? Ja, na und?“, stotterte Christian.

 
     
     
    Emilian hob verwundert eine Braue: „Naja. Vielleicht war es ja dein neuer Freund“, schmunzelte er. „Komm, gib es zu! Du bist heimlich in das Labor geschlichen und hast dort die Sau rausgelassen!“, machte er weiter und zog seinen nervösen Freund auf.

     
     
    Christian lächelte leicht irritiert und bemühte sich so unauffällig wie möglich zu erscheinen. Langsam kam sein normaler Farbton im Gesicht wieder hervor.
    „ Ja. Ich geb` s zu. Ich war` s“, erwiderte er scherzhaft und schaute Emilian dabei witzelnd in die Augen. Offenbar hatte sein Freund und Arbeitskollege nicht die geringste Ahnung, was in ihm steckte und er wollte, dass dies auch so bliebe. Es wäre für ihn nichts schlimmer, als wenn sich das Bild, welches Emilian von ihm hatte, plötzlich in die grauenhafte Maske eines Attentäters wandeln würde.

     
     
    Emilian platzte ein Lachen heraus: „Ach, du Scherzkeks. Du könntest doch keiner Fliege was zu leide tun! Hier schau mal. In der Zeitung ist ein Artikel davon“, und zeigte die Zeitung.
    „Außerdem will jetzt der Staatsanwalt Anklage erheben wegen Verletzung der Menschenrechte. Die haben wohl heimlich an Menschen experimentiert.“

     
     

    Christian war überrascht: „Zeig mal her!“ und überflog schnell die Schlagzeile.
    „Die haben es tatsächlich vors Gericht geschafft“, sagte er und las laut vor: „Weitere Genuntersuchungen   sind vorläufig untersagt.“

 
     
     
    „Meinst du, die halten sich daran?“

     
     
    Christian sah Emilian nachdenklich an. Seine Augen glänzten im Spiegel des Zweifels. „Ich weiß es nicht! Aber jetzt, wo einer der Professoren aus dem Labor tot ist, bekommt die Sache einen ganz anderen Charakter. Jetzt ist es Mord!“, sagte er und senkte seinen Kopf.

     
     
    Vor dem Fenster zogen dunkle Gewitterwolken auf und verdunkelten den einst sonnigen Raum. Der frische Wind pfiff durch das geöffnete Fenster und brachte ein paar umher liegende Skizzen durcheinander. Auch das fröhliche Gezwitscher der Vögel verstummte allmählich. Bald würde es anfangen zu regnen.

     
     
    Am späten Nachmittag versuchte Christian erneut Gordon an das Telefon zu bekommen. Noch immer war er nicht erreichbar. Langsam kam ihm der Verdacht, Gordon könne sich aus dem Staub gemacht haben. Immerhin schien das FBI belastende Beweise zu haben. Dennoch war bisher die Rede von nur drei maskierten Attentätern. Offenbar war er selbst nicht gefilmt worden. Schließlich war er ja auch nur der Aufpasser und hatte eigentlich keine aktive Rolle gespielt. Christian redete sich ein, nichts Schlimmes getan zu haben und beschloss also, erst einmal Ruhe zu bewahren. Wenngleich ihn der Gedanke, einer der Mitglieder könnte ihn verpfeifen, höchst ängstlich machte.
     

    Er hatte den ganzen Tag über das Internet durchforstet auf der Suche nach neusten Nachrichten über den Anschlag. Doch bis auf das belastende Video, in welchem drei maskierte Männer kurz zu sehen waren, konnte er nichts finden. Was wohl die anderen beiden, Erhard und Lenz, wohl gerade machten, fragte sich Christian unwillkürlich. Ob sie ihn im Notfall verraten

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