Homogen
und es stank fürchterlich. Ich wusste gar nicht wie mir geschah und dann war es plötzlich auch schon wieder vorüber!“
Richardson hüstelte etwas peinlich berührt. Soviel Offenheit hatte er offenbar nicht erwartet.
„Also hat diese schlechte Erfahrung von Ihrem ersten Mal Sie zu einem Homosexuellen gemacht?“, fragte er schließlich misstrauisch.
„Nicht nur. Ich fühlte mich einfach nicht von Frauen angezogen!“, antwortete Stanley verlegen und abermals zuckte er etwas mit seinem Kopf.
„Aber wieso wären Sie nicht einfach froh, wenn ein Gen für Ihre Krankheit verantwortlich wäre?“, fragte Richardson weiter.
„Krankheit? Ich bitte Sie Inspektor! Genau das suggeriert solch ein Genfund nur. Und stellen Sie sich vor es würde ein Gen gefunden, welches Vegetariern zwingt wieder Fleisch zu essen! Das ist doch jedem selbst überlassen!“
„Vegetarier haben sich auch bewusst entschieden kein Fleisch zu essen. Ihr allerdings…“, sagte Richardson, aber stockte plötzlich als er merkte, dass das Gespräch nun abzudriften drohte. „Aber kommen wir doch wieder zum Mordabend. Wo waren Sie am besagten Tag?“
„Zu Hause. Ich bin früh schlafen gegangen!“, antwortete Stanley nunmehr etwas beleidigt. Offenbar haben ihm die Ansichten des FBI Ermittlers nicht sonderlich gefallen.
„Kann das jemand bezeugen?“, fragte Richardson, aber bekam nur ein Kopfschütteln zur Antwort.
Nachdem Mike Richardson alle Mitarbeiter des Genetiklabors Sentic befragt hatte und wieder gehen lassen musste, da er nichts in der Hand hatte, fühlte sich der Mittvierziger etwas niedergedrückt. Er vergrub sich hinter seinem Computer in seinem Büro, als plötzlich Lenny eintrat.
„Und Chef, wie sieht`s aus? Schon einen Verdächtigen?“, fragte Lenny und biss an seinem Croissant ab, welches er in der Hand hielt. Richardson schüttelte nur verärgert mit seinem Kopf.
„Ich könnte wetten, dass ein paar schwule Aktivisten dahinter stecken. Die mit ihren Minderwertigkeitskomplexen und der permanenten Zurschaustellung ihrer Eigenart! Die wollten mit ihrem übertriebenen Bombenanschlag sicherlich die Genforschung stoppen! Statt die froh sind, dass man ihre Krankheit stoppen kann...“, machte Lenny weiter.
„Sie sind nicht krank!“, unterbrach Richardson seinen Kollegen barsch. Diesem blieb der letzte Bissen ruckartig stecken. „Sie sind von der Natur falsch geleitet. Unnatürlich, überbetont – ja! Krank – nein!“
„Ach so. Ich vergaß. Dein Sohn ist ja auch Homosexuell!“, rutschte Lenny daraufhin über die Lippen. Dann schwiegen beide eine Weile und starrten aneinander vorbei.
„Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie sich einfach nur in etwas flüchten!“, brach Richardson die Stille. „Als würden sie vor irgendetwas davonlaufen und mit der schwulen Masche etwas verbergen wollen. Etwas, was tief in ihrem Inneren ist.“
„Vielleicht haben sie auch nur einfach Angst vor Frauen!“, sagte Lenny etwas scherzhaft. Richardson konnte allerdings nicht lachen.
„Hast du mal wieder etwas von Alexander gehört?“, fragte Lenny schließlich behutsam. Richardson schüttelte traurig den Kopf. „Seit der Scheidung nicht...manchmal wünschte ich mir, ich wäre verständnisvoller gewesen und hätte ihn nicht so vorwurfsvoll angesehen. Vielleicht hätten wir dann heute ein besseres Verhältnis!“
Lenny zuckte ahnungslos mit seinen Achseln. „Vielleicht! Wer weiß, könnte doch sein, dass er sich mal wieder meldet!“ Der Versuch den Lenny starten wollte, missglückte. Richardson ließ sich nicht aufmuntern. Seine Miene wurde indes noch ernster.
„Wie gehen wir jetzt weiter vor?“, fragte Lenny schließlich etwas ungehalten.
„Wir beschatten diesen Stanley. Irgendetwas ist merkwürdig an ihm! Außerdem überprüfen wir die Alibis!“, entgegnete Richardson im scharfen Ton. Lenny nickte kurz und verlies dann den Raum. Richardson hingegen grübelte noch eine Weile.
3. Kapitel
28. Mai 2009; 09:03 Uhr
Zwei Tage nach dem Anschlag,saß Christian an seinem Schreibtisch im Büro und starrte gedankenvoll auf seinen Computer. Er konnte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen. In seinem Kopf herrschte ein Wirrwarr an offenen Fragen und Erinnerungen an die Tatnacht. Emilian kam zur Tür herein und ging eilig auf ihn
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