Homogen
werden. Schließlich hatte er niemandem erzählt, dass Horitsch mit einer vergifteten Limonade ermordet wurde. Das konnte also nur der Mörder wissen. Dieser Assistent hingegen musste schon ein sehr begabter Schauspieler sein, wenn er den FBI-Agenten so täuschen sollte.
Richardson besorgte sich einen Haftbefehl und zugleich einen Durchsuchungsbefehl für Moltow. Er hatte vor, weitere Beweise zu sichern. Außerdem wollte er sich die Ehefrau des Verdächtigen vorknöpfen, die angeblich mit ihrem Mann den ganzen Abend verbracht hatte. Jedenfalls hatte dies Moltow behauptet. Der FBI-Agent ärgerte sich, dass er diese Aussage nicht gleich überprüft hatte. So nachlässig war er früher nicht gewesen.
Als er endlich vor der Tür der Moltows stand, war es mittlerweile schon 20:34 Uhr. Eine kleine rundliche Frau mit dunklem Haar öffnete ihm die Tür. Moltow selbst war nicht da. Seine Frau war entgegenkommend und zeigte sich höchst gastfreundlich. Als die Jungs von der Spurensicherung schließlich auch eintrafen, servierte sie allen Zitronenlimonade und selbstgebackene Plätzchen.
„Was ist denn eigentlich los?“, fragte sie aufgeregt. „Mein Mann ist noch unterwegs. Er wollte einen Freund besuchen!“
Richardson wies die Spurensicherer an, nach weiteren Laborkitteln zu suchen. Dann drehte er sich zu der besorgten Hausfrau um und lächelte sie beschwichtigend an. „Keine Sorge. Das machen wir rein vorsorglich bei allen Mitarbeitern des ehemaligen Genlabors Sentic.“
Die Frau setzte sich erschöpft hin. Ihre Aufregung schien sich etwas zu legen und sie sah den Inspektor erwartungsvoll an.
„Was haben Sie eigentlich am besagten Abend gemacht?“, fragte er die Frau in einem bemüht sanften Tonfall.
„Ich war hier zu Hause, wie immer!“, sagte Sie überrascht. Richardson setzte sich neben sie auf die Couch. Er spürte die unangenehme Spannung, die in der Luft lag und wollte sich diese zu Nutze machen.
„Ihr Mann sagte, er wäre erst spät nach Hause gekommen an diesem Abend. Stimmt das?“, fragte der Ermittler scheinheilig.
Die nervöse Ehefrau knickte leicht ihren Kopf zur Seite und überlegte kurz. „Ja. Das stimmt. Er kam erst spät. Ich weiß noch, dass ich sein Lieblingsgericht gemacht hatte an diesem Tag. Sauerbraten. Aber als er kam, hatte er keinen Hunger mehr! Er hatte wohl schon zu Abend gegessen!“, sagte sie und ihr Blick wurde etwas bekümmert.
„Was schätzen Sie, um welche Uhrzeit er hier bei Ihnen eingetroffen war!“, fragte der Ermittler weiter und bemühte sich ganz ahnungslos zu wirken. Frau Moltow kratzte sich zappelig ihre Wange und rutschte auf ihrem Sessel hin und her, als würde sie dringend auf die Toilette müssen. „Ich weiß nicht genau. Vielleicht gegen neun Uhr?“, sagte sie schließlich.
Richardson nickte dankend und schwieg. Nun hatte er seine Antwort. Moltow hatte also genügend Zeit, um die Limonade zu präparieren. Das Labor schloss um 19 Uhr und Horitsch pflegte immer noch bis 21 Uhr seinen Papierkram zu erledigen, wusste er von Stanley. Der Anschlag wurde gegen Mitternacht gemacht. Zu diesem Zeitpunkt, war der Professor bereits tot. Laut Labor war er schon mindestens zwei Stunden tot seit der Explosion. Das Gift hatte sich schon soweit ausgebreitet, dass man dies ohne Zweifel sehen konnte. Er musste also irgendwann zwischen 20 und 22 Uhr von der Limonade getrunken haben. Alle drei Professoren hatten ihren Schlüssel zum Abschließen. Es war also kein Problem für Moltow das Gift zeitnah einzurühren.
Als sich Richardson in seinen Gedanken vertieft umsah, bemerkte er eine zusammengeknüllte Hose in der Ecke der Garderobe. Sie wirkte irgendwie deplaziert im sonst so ordentlichen Haushalt. Diese Hose weckte auf einmal das Interesse des FBI-Agenten. Er ging zur Garderobe und hob die Hose auf. „Haben Sie die Hose hier übersehen?“, fragte er provozierend. Die beflissene Hausfrau kam näher und verzog ärgerlich ihre Mimik.
„Ich habe es Erik schon zweimal gesagt, er soll sie endlich wegräumen“, und wollte die Hose wegnehmen.
„Ist die Hose von Ihrem Mann?“, fragte der FBI-Agent weiter.
Die Ehefrau nickte. „Er hatte sie öfter bei der Arbeit an, aber irgendwie hätte sie nun ausgedient, sagte er mir. Er wollte sie allerdings noch für die Gartenarbeit anziehen. Immerhin ist das eine Markenhose von Hugo Boss und hat mal recht viel Geld
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