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Homogen

Homogen

Titel: Homogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Nelka
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ihm direkt in die Augen.
    Auch er schien überrascht von dieser Frage und blickte den FBI-Ermittler fragend an. Als er schließlich feststellte, dass er es ernst meinte, antwortete er: „Naja. Ich würde ihn das Zeug einfach ins Gesicht schütten. Soviel ich weiß, wird Blausäure auch über die Haut aufgenommen!“
    Nun schien Richardson überrascht zu sein. Dieser Bursche hatte offenbar seine Hausaufgaben gemacht. Er wirkte auch wesentlich entspannter als sein Vorgänger. Zwar hatten alle drei Wissenschaftler für den Tatzeitraum   ein Alibi, doch war dies noch lange nicht ausreichend für den FBI-Agenten.

     
     
    „War` s das? Kann ich jetzt wieder an meine Arbeit?“, fragte der junge Assistent keck. Richardson nickte nur und blickte gedankenversunken aus dem Fenster. Es können wirklich alle gewesen sein!, dachte er sich und presste verärgert seine dünnen Lippen fest aufeinander. Unzufrieden verabschiedete er sich von den Wissenschaftlern und verließ das Labor. Im Fahrstuhl las er plötzlich den Namen Erdington an der Seite der Taste 12.   Er beschloss auch ihm die kompromittierende Frage zu stellen.

     
     
    Erdington war bereits auf den Sprung und wollte soeben Feierabend machen. Richardson war damit einverstanden ihn auf den Weg nach unten zu befragen. Wieder im Aufzug, beide waren allein, wendete sich der FBI-Agent an den Professor.
    „Wenn Sie jemanden mit Blausäure vergiften wollten, wie würden Sie das anstellen?“, fragte er ganz nebenbei. Erdington sah ihn erstaunt an und lächelte schließlich. „Ich würde erst gar nicht zu so einem antiquierten Gift greifen. Es ist viel zu leicht nachweisbar und nicht sonderlich clever!“, sagte er verschmitzt. „Ich würde eine Mischung aus Fliegenpilz und Fingerhut bereiten und diese in ein köstliches Schokoladensoufflee untermischen. Wenigstens hätte das Opfer dann noch eine letzte geschmackliche Freude vor seinem Ende. Quasi eine tödliche, aber süße Verführung!“  

     
     
    „Sie sind ganz schön makaber!“, entgegnete Richardson. „Wie ich gehört habe, wollen Sie die Forschung von Professor Horitsch weiter führen?“

     
     
    „Ja. Das ist mein Wunsch. Immerhin habe ich ihn darauf gebracht. Wieso sollte ich also nicht auch etwas davon profitieren?“, antwortete Erdington ernsthaft.

     
     
    Als Richardson wieder in seinem Büro angekommen war, wirkte er deprimiert und niedergeschlagen. Er hatte sich irgendwie mehr erhofft! Von den befragten Verdächtigen bekam er solch unterschiedliche Reaktionen, die ihn weiterhin im Dunkeln tappen ließen. Früher hatte ihn seine Spürnase nie derart im Stich gelassen. Er war berühmt für seinen sechsten Sinn und bekam schon mehrere Auszeichnungen. Seit einigen Jahren allerdings wurden seine Erfolge immer weniger und mit ihnen schwand sein Vertrauen auf seine Fähigkeiten. Vielleicht lag es an der Scheidung und der Entzweiung mit seinem Sohn, die ihn vor fünf Jahren widerfuhr. Vielleicht war es die Leere, die alles in ihm hinterließ und die alles verdrängte was gut und edel in ihm war.

     
     
    Er schloss seine Augen und sah seinen Sohn in diesem Moment vor sich. Wie sehr hatte er sich mit ihm gestritten, dachte er sich und eine kleine heiße Träne rann unmerklich seine Wange herab. Seither ging sein Leben steil bergab. All die schlechten Angewohnheiten, die er für seine damalige Frau aufgegeben hatte, schienen plötzlich für ihn der rettende Anker zu sein. Er begann wieder mit dem Trinken und in der Tat konnte er damit seinen Schmerz betäuben. Die Nächte allerdings waren kurz, trüb und voller Erinnerungen. Schlechte Träume, Schuldgefühle und Minderwertigkeitskomplexe verfolgten ihn und trieben ihn letztlich soweit, dass er vom FBI-Psychologen zu einer Zwangstherapie eingewiesen wurde. Wahrlich - es war eine harte Zeit für ihn, die er längst hinter sich glaubte. Doch zuweilen, in solchen Stunden wie gerade eben, holten ihn die schmerzlichen Erinnerungen wieder ein.

     
     
    Traurig öffnete er wieder seine Augen und sah gedankenversunken aus dem Fenster. Plötzlich sprang seine Bürotür auf und Ted von der Spurensicherung stürmte herein.
    „Hey Mike. Du hast deinen Stift am Tatort verloren!“, sagte der etwas tapsig wirkende FBI-Angestellte. „Ich weiß doch, dass er ein Geschenk von deiner Frau war“, und übergab den schwarzen Stift mit goldener Aufschrift seinem Kollegen. Richardson blickte stumm auf den Stift und las die Inschrift: In Liebe für dich. Sein Atem

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