Homogen
Neigungen können“, belächelte Emilian die Sache.
„Kannst du nicht einmal ernsthaft sein!“ Christian wendete sich wütend ab und stand vom Tisch entsetzt auf. Er fasste sich nachdenklich an sein Kinn. Emilian folgte ihm mit seinen Augen. „Dummheit ist ein Segen. Die Dummen der Welt können sorglos leben und zerbrechen sich über gar nichts ihre Köpfe. Deshalb sind ihre Köpfe auch meistens schön. Sie haben keine in Falten gelegten Gesichter oder zusammen gezogene Augen. Sie tragen keine Spuren eines geistvollen Ausdrucks in ihren Gesichtern!“, sagte Christian gedankenvoll.
„Und wenn schon! Ist doch egal, ob es ein Gen ist oder einfach nur Veranlagung, was uns zum Schwulen macht!“, entgegnete Emilian, der die Anspielung nicht verstanden hatte.
Christian drehte sich zu ihm um. „Diesen Genetikern ist doch nichts heilig! Die forschen doch wirklich an allem herum. Heute das angebliche Homo-Gen und morgen das Gen für den Jungbrunnen! Ich finde es jedenfalls nicht gut, dass an unserer Art so herumgeforscht wird. Es stellt uns wieder einmal in den Fokus der Medien. Ein Gen sei nun dafür verantwortlich. Wie bei der Krankheit Parkinson oder was? Verstehst du nicht? Die wollen uns wieder in eine Schublade stecken! Aber nicht mit mir. Wir sind nicht krank!“
Der Abend dieses ereignisreichen Tages, war der Galaabend zur Premiere der neuen Kollektion im 5-Sterne Jolly Hotel im Herzen der Stadt. Christian und Emilian stiegen aus ihrer, eigens für diesen Abend gemieteten, Limousine und gingen zum Hoteleingang. Ein wirrer Haufen Reporter stellte sich ihnen in den Weg. Im Blitzlichtgewitter wurden ihnen etliche Mikrophone vor die Nase gehalten.
Emilian schüttelte mit dem Kopf und drängte die Reporter zurück. Christian lief unbehaglich dicht hinter ihm. Dann betraten sie endlich das Hotel.
Beide hatten sich in Schale geworfen. In ihren seidenschwarzen Smokings sahen sie aus wie Filmstars. Man könnte glauben, sie fühlten sich auch als solche.
Ihre Blicke wanderten in der Empfangshalle umher. Die Wände waren mit grauem Samt behangen. Unter den Behängen waren die Wände rot. Vergoldete Fresken an der Kuppeldecke verliehen dem Gebäude einen kunstvollen Charakter. Alles erschien in einem gigantischen Prunk.
Beeindruckt sahen sich die jungen Künstler um. Christian sagte leise, dass dies schon einer ganz schönen Verschwendung glich und einige Menschen auf der Welt hungern müssten, während hier mit dem Geld nur so um sich geworfen.
Ein eher schmächtiger Herr kam den beiden mit eiligen Schritten entgegen. Er trug einen grauen Nadelstreifenanzug und hatte seine noch verbliebenen Haare mit Gel nach hinten gekämmt.
„Guten Abend meine Herren. Ich bin Franko Mila, der Hoteldirektor. Ich darf Sie heute recht herzlich als Ehrengäste begrüßen. Bitte folgen Sie mir.“
Christian schaute Emilian kurz schmunzelnd an. Irgendwie erinnerte ihn die Gestalt des Italieners an einen der Handlanger aus dem Film Der Pate. Dieser Gedanke brachte ihn innerlich zum Lachen. Emilian schien ähnlich zu denken und schmunzelte ebenfalls. Beide folgten dem nervösen Direktor und gingen eine antike große Marmortreppe hinauf.
Emilian flüsterte Christian ins Ohr: „Wahnsinn. Was für ein Aufriss!“
„ Das kannst du laut sagen!“, flüsterte Christian zurück und versuchte seine Schritte im elegantem Rhythmus zu bewegen.
Zwei Stunden später und eine glamourös vorgestellte neue Kollektion, die schnell auf Begeisterung stieß, fing der entspannte Teil des Abends an. Christian und Emilian hatten sich inzwischen an der Hotelbar etwas zurückgezogen.
„Sie müssen der begabte junge Designer Christian Tanner sein?“, fragte der Barkeeper, als er die bestellten Getränke servierte.
„Ja und das ist meine rechte Hand und engster Freund Emilian Beck.“, entgegnete Christian ihm. Emilian errötete leicht. Diese Bemerkung schien ihm nahe zu gehen.
Christian, der schon etwas beschwipst war, erzählte: „Ich hätte damals nie gedacht,
dass ich mal Barbie und Ken einkleiden würde.“
„ Wem sagst du das! Ich wollte Astronaut werden!“, lachte Emilian.
Christian bemerkte die Unterhaltung zweier Damen, die ihn eben passierten.
„ Hast du auch von diesem Gen gehört?“, fragte die Eine ganz
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