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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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unterbeschäftigten Society-Ladys zusammen. Mit mir im Anzug und Nora in ihrem luftigen Sommerkleid hatten wir wohl beide Kategorien abgedeckt. Dabei war Nora ohne Zweifel die attraktivste Frau im ganzen Restaurant – was durch die verstohlenen Blicke der anderen Männer in Anzügen bestätigt wurde.
    Ein Ober kam zu uns an den Tisch. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«
    Nora beugte sich über den Tisch. »Werden Sie Ärger kriegen, wenn wir Wein trinken?«, fragte sie mich.
    »Kommt drauf an, wie viel«, erwiderte ich und grinste. Als sie ebenfalls lächelte, versicherte ich ihr: »Nein, damit werde ich nicht gegen irgendwelche internen Vorschriften verstoßen.«
    »Gut.« Sie nahm die Weinkarte und reichte sie mir.
    »Nein, bitte«, sagte ich. »Suchen Sie was aus.«
    »Wenn Sie darauf bestehen.«
    »Möchten Sie noch ein wenig überlegen?«, fragte der Ober.
    »Nein, das ist nicht nötig«, antwortete Nora. Sie zog die Weinkarte zu sich heran und ließ den Zeigefinger über die Seite wandern. In der Mitte hielt sie inne.
    »Den Châteauneuf du Pape«, sagte sie. Sie hatte keine sechs Sekunden gebraucht, um sich zu entscheiden.
    »Eine Frau, die weiß, was sie will«, sagte ich, während der Ober mit einem knappen Nicken verschwand.
    Nora zuckte mit den Achseln. »Zumindest, wenn es um Wein geht.«
    »Ich meinte das ganz generell.«
    Sie sah mich fragend an. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Nun, nehmen wir zum Beispiel Ihre Karriere. Ich habe den deutlichen Eindruck, dass Sie schon sehr früh wussten, dass Sie Innenarchitektin werden wollten.«
    »Falsch.«
    »Sie meinen, Sie haben als kleines Mädchen nicht ständig die Möbel in Ihrem Barbietraumhaus umgestellt?«
    Sie lachte. Bis jetzt schien sie sich ganz gut zu amüsieren. »Okay, es stimmt«, sagte sie. »Und wie war das bei Ihnen? Haben Sie auch schon immer gewusst, was Sie mal werden wollen?«
    »Nein, ich habe an meinem Getränkestand nur Limonade verkauft. Keine Versicherungspolicen.«
    »Vielleicht ist das ja gerade meine Frage«, sagte sie. »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber bei Ihnen habe ich genau den umgekehrten Eindruck – dass Sie vielleicht zu etwas ganz anderem bestimmt sind.«
    »Zu was denn? Helfen Sie mir auf die Sprünge. Wie sehen Sie mich, Nora? Was sollte ich machen?«
    »Ich weiß nicht. Irgendetwas ...«
    »Aufregenderes?«
    »Das haben Sie jetzt gesagt.«
    »Aber Sie haben es auch gedacht, und das ist völlig in Ordnung. Ich bin nicht beleidigt.«
    »Das sollten Sie auch nicht sein. Sie sollten es vielmehr als Kompliment auffassen.«
    Ich lachte. »Jetzt übertreiben Sie aber.«
    »Nein, ich meine es ernst. Sie haben etwas in Ihrem Auftreten – eine Art innere Stärke. Und Sie haben Humor.«
    Da in diesem Augenblick der Ober mit dem Wein kam, blieb mir die Antwort erspart. Während er die Flasche entkorkte, tauschten Nora und ich Blicke über den Rand unserer Speisekarten hinweg. Flirtete sie etwa mit mir?
    Nein, du Schlaumeier, ihr flirtet miteinander.
    Nora schwenkte, kostete und gab ihr Okay. Der Ober schenkte uns ein. Nachdem er gegangen war, hob sie ihr Glas. »Auf Craig Reynolds, der in dieser schweren Zeit so unglaublich nett zu mir war.«
    Ich dankte ihr, wir stießen an und sahen einander tief in die Augen.
    Ich ahnte nicht, dass für mich die schweren Zeiten gerade erst begonnen hatten.
68
    Die Anzugsträger waren verschwunden, ebenso wie die Society-Ladys. Nur zwei Versprengte widersetzten sich noch der Massenflucht aus dem
Jardin
– Nora und meine Wenigkeit. Die Pâté nach Art des Hauses, der Palmherzsalat, der gegrillte Lachs und die Jakobsmuscheln – alles beinahe restlos verputzt, wenn auch in gemächlichem Tempo. Auf unserem Tisch in der Ecke stand nur noch die Flasche mit einem letzten Rest Wein.
    Dem Rest unserer
dritten
Flasche Châteauneuf du Pape. Es war eigentlich nicht Teil meines ursprünglichen Plans gewesen, zum Lunch einen halben Weinkeller leer zu trinken. Aber nachdem wir einmal losgelegt hatten, war der Plan mehrmals revidiert worden. Im Wein lag doch angeblich Wahrheit. Was war also besser geeignet, Nora Dinge zu entlocken, die sie mir eigentlich vorenthalten wollte? Je länger wir redeten, desto mehr stiegen meine Chancen. Das redete ich mir jedenfalls ein.
    Schließlich sah ich mich aber doch verstohlen nach dem Personal um, das schon damit beschäftigt war, die Tische für das Abendessen zu decken. Drüben vor der Bar fegte ein Hilfskellner mit schleppenden Bewegungen den

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