Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
sie skizziert hatte, so gut er konnte zu ergänzen. Sie wollte wissen, was Nora zur Mörderin werden ließ, was für ein Typ von Mörderin sie war.
    Wie es ihre Art war, machte Susan sich Notizen, während Marcuse sprach. Später im Büro würde sie sie noch einmal durchgehen und möglicherweise an O'Hara weitergeben.
    Laut Marcuse war eine »Schwarze Witwe« eine Frau, die systematisch ihre Ehemänner, Geliebten oder gelegentlich auch andere Familienmitglieder ermordete. Im Unterschied dazu gab es Verbrecher – auch Frauen –, die aus reiner Profitgier mordeten, für die alles nur ein Geschäft war, mit Geldgier als einzigem Motiv.
    »Fast alle weiblichen Serienkiller morden aus Profitgier«, sagte Marcuse.
    Er musste es ja wissen.
    Der Psychiater fuhr in freundlichem und zugleich sachlichem Ton fort. Nora war wahrscheinlich von dem tief verwurzelten Glauben beherrscht, dass Männern nicht zu trauen war. Möglicherweise war sie selbst verletzt worden.
    Noch wahrscheinlicher war, dass ihre Mutter von einem Mann oder mehreren Männern verletzt worden war, als Nora klein war.
    »Vielleicht ist Nora als Kind missbraucht worden. Die meisten meiner Kollegen würden so argumentieren. Ich persönlich neige nicht zu solch simplen Erklärungen. Das ist doch langweilig.«
    Donald Marcuse brach seine Ausführungen über Nora ab und sah Susan an. »Sie macht dir wirklich schwer zu schaffen, wie? So kenne ich dich ja gar nicht.«
    Susan blickte von ihren Notizen auf. »Sie ist verdammt gefährlich, Donald. Es ist mir scheißegal, ob sie missbraucht wurde oder nicht. Sie ist attraktiv und charmant, und sie ist eine Mörderin. Und sie wird nicht freiwillig damit aufhören.«
65
    Ich verlor keine Zeit. Gleich nachdem ich das Gespräch mit Susan beendet hatte, rief ich Nora auf dem Handy an.
    Sie ging nicht dran. Ich sprach ihr auf die Mailbox, nicht ohne anzudeuten, dass ich gute Nachrichten für sie hätte.
    Nora verlor ebenfalls keine Zeit. Sie rief fast sofort zurück. »Gute Nachrichten kann ich zur Abwechslung wirklich gebrauchen«, sagte sie.
    »Das dachte ich mir schon. Deswegen habe ich Sie auch gleich angerufen.«
    »Geht es um ...« Sie verstummte.
    »Ja, die Ergebnisse der zweiten Autopsie sind da«, antwortete ich. »Ich weiß zwar nicht, ob ›gute Nachrichten‹ der richtige Ausdruck dafür ist, aber es wird Sie sicherlich freuen zu hören, dass alle zusätzlichen Tests das Fazit der ersten Autopsie bestätigt haben.«
    Sie sagte nichts.
    »Nora, sind Sie noch dran?«
    »Ja«, antwortete sie, dann war es wieder eine Weile still. »Sie haben Recht. ›Gute Nachrichten‹ würde irgendwie unpassend klingen.«
    »Sagen wir einfach, es ist eine Erleichterung, oder?«
    »Ja, das ist es vielleicht«, antwortete sie mit erstickter Stimme. »Jetzt kann Connor endlich in Frieden ruhen.« Nora begann leise zu weinen, und ich muss zugeben, dass sie recht überzeugend klang. Mit einem letzten Aufschluchzen entschuldigte sie sich.
    »Sie müssen sich doch nicht entschuldigen. Ich weiß, wie schwer das für Sie gewesen sein muss. Nun ja, wahrscheinlich weiß ich es eben nicht.«
    »Wissen Sie, ich komme einfach nicht darüber hinweg. Dass man tatsächlich den Sarg wieder ausgegraben hat.«
    »Das war sicher mit das Unangenehmste, was ich in meinem Job je erlebt habe.«
    »Soll das heißen, dass Sie dabei waren?«
    Die Wahrheit wird euch frei machen. »Ja, leider.«
    »Und dieser Mensch, der für die ganze Sache verantwortlich ist?«
    »Sie meinen diesen Wahnsinnigen, O'Hara?«
    »Ja. Irgendetwas sagt mir, dass es ihm Spaß machen würde, bei so etwas dabei zu sein.«
    »Mag sein«, erwiderte ich. »Aber er ist noch in Chicago. Unter uns gesagt, er ist nicht der Typ, der sich gerne die Hände schmutzig macht. Die gute Nachricht – und ich glaube, in diesem Fall dürfen wir wirklich diesen Ausdruck benutzen – ist, dass O'Hara endlich bereit ist, seine private kleine Inquisition einzustellen.«
    »Dann ist er also nicht mehr misstrauisch?«
    »Oh, er wird immer misstrauisch sein«, sagte ich. »Er misstraut grundsätzlich allem und jedem. Aber ich denke, in diesem Fall hat er eingesehen, dass die Fakten nun einmal unumstößlich sind. Die Centennial One wird die Summe auszahlen. 1,9 Millionen Dollar, auf den Cent genau.«
    »Wann wird das geschehen?«
    »Nun, es gibt immer eine gewisse Bearbeitungszeit – der übliche Papierkram, Sie wissen schon. Ich schätze, dass ich in zirka einer Woche einen Scheck für Sie haben werde.

Weitere Kostenlose Bücher