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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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passierte, kramte er in
der Ablage herum und förderte eine in einer Klarsichthülle liegende Karte mit
dem Konterfei des heiligen Ambrosius zu Tage.
    Hummel betrachtete sie. Eigentlich war er nur mitgefahren, um Riesle
zu besänftigen. Wieder mal. Und natürlich auch, weil er nicht bei Carolin sein
konnte.
    »Hast du die der Polizei geklaut?«, fragte Hummel fassungslos. Ihm
fiel auf, dass er seinem Freund mittlerweile fast jeden Gesetzesbruch zutraute.
Auch ein bedenkliches Zeichen, was die Entwicklung ihrer Beziehung betraf.
    Der schüttelte belustigt den Kopf: »Gefunden.«
    »Gefunden? In der Kriminaltechnik – oder wo?«, fragte Hummel weiter.
Er hatte wieder seine Bermudas an und dazu die italienischen Schuhe.
    »Nein«, sagte Riesle und machte eine Kunstpause: »Gestern Abend am
Tatort. Lohnt sich doch, wenn man der Erste ist.«
    Hummel überlegte. Zum einen, dass er selbst doch überhaupt nichts
mehr mit diesem Fall zu tun haben wollte und sich viel lieber um Maximilian
gekümmert hätte. Doch Martina und der Enkel waren wieder nicht da gewesen, als
er vorhin von Carolin in der Südstadt abgeliefert worden war. Vor dem Haus
hatte er sie zum Abschied auf den Mund geküsst. Vor dem eigenen Haus! Natürlich
primär als Akt der Liebe, aber ein Nebeneffekt war, dass es wahrscheinlich auch
die Pergel-Bülows gesehen hatten. Sollten sie es doch ruhig Elke erzählen.
    Dann konzentrierte sich Hummel wieder auf die Ambrosius-Karte: »Das
bedeutet, diese Karte befand sich schon wieder an einem Leichenfundort?«
    »An einen Baum gepinnt«, nickte Riesle.
    »Und es ist dieselbe Karte?«
    »Die gleiche, nicht dieselbe. Auf der Rückseite steht sogar wieder
Rosina, aber nichts von wegen ›du bist des Ambrosius nicht wert‹.«
    »Das heißt …«, ging Hummel, der Germanist, ganz auf Nummer sicher,
angesichts von Riesles Schreibstil musste man befürchten, dass ihm die
Feinheiten der deutschen Sprache nicht immer vertraut waren, »… es gibt also
zwei solche Karten.«
    »Das heißt es«, nickte Riesle wieder.
    »Und was sagt die Polizei?«, wollte Hummel wissen.
    Jetzt zögerte Riesle etwas. »Die weiß es eigentlich noch gar nicht«,
sagte er dann.
    »Auf gut Deutsch«, forschte Hummel weiter, »du hast der Polizei das
Beweismittel vorenthalten?«
    »In der Nähe dieses brennenden Autos lag noch eine andere Karte – eine Visitenkarte«, sagte Riesle statt einer Antwort.
    »Die hast du aber nicht auch noch …«
    Der Journalist schüttelte den Kopf und deutete auf die
Mittelkonsole. »Habe mir lediglich Namen und Nummer abgeschrieben. Hier, auf
diesem Zettel. Irgendwas mit Mobilfunk.«
    Hubertus überkam das unangenehme Gefühl, wieder in eine Sache
verwickelt zu werden, die ihm Ärger einbrachte. Und zwar, ohne dass er einen
Einfluss darauf hatte. Klaus hatte ihn in gewisser Hinsicht manches Mal einfach
an sich gekettet – so wie beim Eindringen in das Haus des Imkers oder auch
jetzt im Auto. Hummel mochte es nicht, fahrtechnisch von anderen Leuten
abhängig zu sein. Apropos: »Pergel-Bülows Wagen!« Hummel schlug wütend aufs
Handschuhfach. »Klaus, ich brauche den jetzt dringend!«
    »24 Stunden! In 24 Stunden hast du ihn wieder. Er wird aussehen wie neu.«
    »Ich weiß es ja wirklich zu schätzen, dass du dich darum kümmern
willst. Aber langsam wird mir das Ganze selbst vor denen richtig peinlich.«
    Das Klingeln seines Handys lenkte ihn ab. Endlich konnte er mit
Martina sprechen. Sie war gerade aus ihrer brandlädierten Wohnung ins
elterliche Haus zurückgekehrt und enttäuscht, dass der potenzielle Babysitter
schon wieder durch Abwesenheit glänzte. Ihrer Stimme entnahm Hummel aber auch
eine gewisse Unruhe. Sie hatte den »Kurier« gelesen, und auch sie war wegen des
zweiten Mordes nun einigermaßen besorgt.
    Hummel erklärte, dass er sich gerade auf dem Weg zum Sonnenhof
befände. Er werde spätestens gegen Abend wieder zu Hause sein und dort
natürlich auch die Nacht verbringen, sodass man sich nachher gewiss sehe.
    Martina verkniff sich die Frage, ob er es wage, diese Carolin auch
mitzubringen, und stellte dann eine ganz andere: »Hast du eigentlich Klaus eine
Kette von Mama gegeben? Oder einen Ring? Er wollte das vorgestern Abend
unbedingt – aber ich hab’s abgelehnt.«
    Auch Martina hatte den Eindruck, dass sich Riesle in jüngster Zeit
eher zu seinem Nachteil verändert hatte. Vor ein paar Jahren waren sie noch
gemeinsam mit ihrem Vater regelmäßig zum Eishockey gegangen. Damals hatte sie
in

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