Honigsüßer Tod
Mobilfunkunternehmen, sowie einer Telefonnummer und Adresse eines
Leiters der Abteilung Netzausbau. Derzeit wird ermittelt, ob diese Tatrelevanz
besitzt oder ob sie einer der Helfer oder Medienvertreter verloren hat.«
»Gibt es Lichtbilder des Sektenmitgliedes Apricus für die
Fahndung?«, fragte die Polizeichefin.
»Die Kollegen versuchen, welche zu organisieren.«
»Zwei tote Sektenmitglieder«, sinnierte Frau Bergmann. »Haben sich
Kollegen beim Eingang des Sektenhofes postiert? Wir sollten auf Nummer sicher
gehen. Ich habe kein Interesse daran, dass es auch noch einen dritten Mord
gibt.«
Thomsen nickte. Was wollte sie denn? Er hatte doch alles im Griff.
Gut, nachher müsste er noch mal mit der Staatsanwaltschaft telefonieren, die ja
offiziell Herrin des Verfahrens war. Nicht, dass sich auch dort noch
irgendjemand vernachlässigt fühlte. Ansonsten beschloss Thomsen, sein Vorgehen
nur unwesentlich zu ändern. Er würde den vermeintlichen Doppelmörder persönlich
dingfest machen. Das war er Lucidus schuldig. Und damit das gelang, musste er
auch weiterhin zumindest bei allen neuralgischen Soko-Ortsterminen zugegen
sein.
Hauptsache, die olle Bergmann verabschiedete sich bald wieder. Sie
war in jeder Hinsicht im Wege. Allerdings machte sie keinerlei Anstalten dazu.
»Brainstorming ist sehr wichtig«, dozierte sie weiter. »Hat noch
jemand einen Ansatz, der bisher nicht besprochen wurde? Verdächtige Personen?«
»Von Lucidus wurden der Imker Kaltenbach, der Mobilfunk-Berater
Konzmann, der Wirt der Großbiberbacher ›Linde‹ sowie unser derzeitiger
Gastgeber, der Herr Bürgermeister, genannt«, sagte Thomsen.
Die Polizeichefin nickte. »Ich habe die Protokolle gelesen. Und ich
habe außerdem mit Letzterem gesprochen. Er hat sich über die Verdächtigungen
beschwert.«
Man konnte der Bergmann viel vorwerfen, aber wenn es um die
Aufklärung eines Kapitalverbrechens ging, ließ sie sich von keiner Beschwerde
davon abbringen, die betreffende Person genau unter die Lupe zu nehmen.
Außer, so lernte Thomsen in dieser Minute, bei der betreffenden
Person handelte es sich um einen Parteifreund Bergmanns. Immerhin: ihre
kritische Bemerkung galt diesmal Winterhalter, der den Bürgermeister als Zeugen
vernommen hatte. Er habe ihn »mutmaßlich« unter Druck gesetzt, lautete der
Vorwurf. Sie halte den Mann für unschuldig. Er habe am Abend des ersten Mordes
bis nach 19 Uhr 30 im
Rathaus zu tun gehabt.
»Keine Zeugen«, konstatierte Winterhalter, der sich an dem
Bürgermeister festgebissen hatte.
»Er hat keinen Führerschein. Wie sollte er denn zum Sektengelände
gelangt sein?«, fragte Frau Bergmann.
»Warum hat er denn keinen Führerschein?«, parierte Winterhalter mit
einer Gegenfrage.
Ein Kollege machte pantomimische Trinkbewegungen und holte sich
dafür ebenfalls eine Rüge ab.
Thomsen mischte sich ein: »Wir sollten noch heute Vormittag die von
Lucidus Genannten bezüglich ihres Alibis am gestrigen Abend überprüfen.«
»Ist das noch nicht geschehen?«, fragte Frau Bergmann, als sei der
zweite Mord schon 14 Tage her. Die Antwort blieb
aus.
»Und wir sollten den Pfarrer noch mal unter die Lupe nehmen«, schlug
Thomsen jetzt vor. Schließlich habe das erste Opfer zuvor bei ihm gebeichtet,
und er wolle nichts zum Warum beitragen.
»Wieso nicht gleich den Papst?« Frau Bergmann stand der Sinn keineswegs
nach weiteren Beschwerden von Amtsträgern.
»Und jetzt an die Arbeit!«, sprach sie ein Machtwort. »Sollten wir
in den nächsten Tagen nicht entscheidend weiterkommen, müssen wir uns mit dem
Gedanken eines Massen- DNA -Tests auseinandersetzen.«
Zehn vor zehn zeigte die große runde Uhr des Ratssaales an, als Frau
Bergmann diesen dynamisch verließ. Sie würde sich auf dem Laufenden halten und
vielleicht schon am Spätnachmittag wieder vorbeischauen. Thomsen konnte es kaum
erwarten. Aber immerhin leitete er die Soko nach wie vor. Insgeheim spielte er
erstmals in seiner Laufbahn mit dem Gedanken, einen Falschen festnehmen zu
lassen. Und zwar nur, damit sich Frau Bergmann bei der dann einberufenen
Pressekonferenz so richtig blamierte …
22. Hummels Ausstieg
»Aber das Beste«, sagte Klaus Riesle, »weißt du noch gar
nicht.« Es war früher Nachmittag, und die beiden Freunde saßen in Riesles
aufgehübschtem Kadett. Carolin war vor einer Stunde nach Heilbronn aufgebrochen
und hatte sich optimistisch gezeigt, bereits am nächsten Tag wieder da zu sein.
Während Riesle das Ortsschild von Peterzell
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