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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Riesle einen sympathischen Chaoten und cleveren Journalisten gesehen – einen
witzigen Typen, von dem man Backstage-Karten für Konzerte bekam und der zwar
fast gleich alt, aber deutlich weniger spießig als ihr Vater war. Inzwischen
merkte aber auch sie, dass Klaus auf der sozialen Skala etwas abrutschte und
meist um sich selbst kreiste.
    Hummel verneinte die Frage und verabschiedete sich, nicht ohne noch
kurz mit Maximilian gesprochen zu haben, der ihn immerhin noch erkannte:
»Oooopa?«
    Er wandte sich wieder Riesle zu, der in der Zwischenzeit vergeblich
versucht hatte, dem Polizeifunk Neues zu entnehmen. »Ich hoffe, du hast das
Vorhaben, Elke abzuhören, mittlerweile aufgegeben. Hast du wirklich geglaubt,
Martina würde dir was geben? Oder ich?«
    Statt einer Antwort deutete Riesle mit dem Daumen in Richtung
Rücksitz. Sein Wagen nahm sich mittlerweile aus wie der Kommandostand einer
Terrorismusfahndung. Außer dem Gerät zum Abhören des Polizeifunks hatte der
Journalist hinter der Mittelkonsole noch ein weiteres würfelförmiges Teil mit
Antenne eingebaut, das ebenfalls einem Funkgerät glich. Es sollte Bestandteil
des »großen Lauschangriffs« sein, den Klaus vorhatte.
    Der Journalist kramte in der Mittelkonsole, die so groß wie
schmutzig war, und holte etwas heraus, das nach Riesles Meinung wohl das
Meisterstück in seiner Laufbahn als schreibender Hobbydetektiv und vor allem
als Hobbytechniker war. Etwas selbstverliebt nahm er das sonnenförmige Amulett
in die Hand, das er für diesen Zweck eigens am Morgen bei einem Goldschmied
hatte präparieren lassen.
    In der Mitte des Amuletts befand sich ein Stein, hinter dem er einen
fingernagelgroßen Sender befestigt hatte. Davon wusste der Goldschmied freilich
nichts. Dieser hatte nur dafür gesorgt, dass sich das Amulett öffnen und wieder
schließen ließ. Auf der Rückseite war in fein geschwungener Schrift
»Maximilian« eingraviert. Die Sonne in Verbindung mit dem Namen des Enkels
würde Elke dazu bringen, das Amulett immer bei sich zu tragen, lautete Klaus’
Plan. Egal, wo sich die Frau seines Freundes auf dem Sektengelände bewegte, er
würde es hören können.
    »Du spinnst komplett, Klaus«, sagte Hummel. »Perfide«, war das Wort,
das ihm dazu einfiel. Riesle setzte sich sukzessive über alle Grenzen
menschlichen Anstands hinweg. Und jetzt auch noch den Enkel für eine solche
Aktion zu missbrauchen, das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen
brachte. Möglicherweise würde er dazu noch Elke in Gefahr bringen. Hummel
überkam der dringende Wunsch, aus dem Auto auszusteigen, auch wenn er
mittlerweile mindestens 30 Kilometer von zu Hause
weg war. Er wusste nicht, ob es daran lag, dass er älter wurde. Oder daran,
dass er frisch verliebt war. Er merkte nur, dass er eigentlich ein wirklich
konservativer Mensch war. Jemand, der kein voyeuristisches Interesse mehr an
Morden hatte. Jemand, der sich nicht von einem Berufsjugendlichen wie Riesle in
Dinge verwickeln lassen wollte, denen er nicht mehr gewachsen zu sein glaubte.
Aussteigen, mit dem auch noch so karg ausgebauten Öffentlichen Nahverkehr nach
Villingen zurückfahren, den ramponierten Hybridwagen in Riesles provisorischer
Werkstatt abholen, Pergel-Bülows den Schaden ersetzen, mit Maximilian auf die
Landesgartenschau gehen und dort schöne Stunden auf diesem Naturspielplatz am
Neckarufer verbringen – so sollte der Tag weitergehen. Dann würde er abends mit
Martina ein langes Gespräch von Vater zu Tochter führen und morgen Carolin
wieder in seine Arme schließen. Ein trotz aller Beziehungsirrungen bürgerliches
Leben eben. Und wenn Elke anderes erstrebte: bitteschön. Er würde ihr nicht im
Weg stehen – und nicht einmal einen Wutanfall bekommen, wenn sie Brindur in
einer sekteneigenen Massentrauung heiraten wollte. Nur um ihre Entlassung aus
dem Schuldienst sollte sie sich bitteschön selbst kümmern.
    Es war völlig sinnlos, mit Riesle über diese Bedenken zu streiten.
Man konnte ihn nur vor vollendete Tatsachen stellen. »Lass mich aussteigen,
Klaus«, sagte er deshalb.
    Der reagierte weitaus weniger cholerisch, als Hubertus vermutet
hatte. Sachlich fragte er: »Du willst Elke also hängen lassen? Nach zwei Morden
in ihrer unmittelbaren Umgebung?«
    Wieder die Verantwortungsfrage. Offenbar schien ja auch Martina nun
von ihm zu erwarten, dass er sich da noch einmal einmischte. Hubertus schnaufte
tief durch, doch irgendetwas sagte weiterhin zu ihm: »Bleib weg von diesem
Sonnenhof.

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