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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Reinen sein? Ich meine, in diesem Leben – nicht in einem der nächsten.«
    Er versuchte, Pergel-Bülows Äußerungen simultan zu den
Lippenbewegungen mitzusprechen. Ja, die Sätze passten mehr oder weniger.
    Er schaltete die Videokamera auf Aufnahme.
    Halt! Überspielte er damit etwas? Hummel spulte ein wenig zurück und
sah seinen Enkel Maximilian in die Kamera linsen. Der hatte einen großen
Schnuller im Gesicht und schien recht zufrieden. Ach, Maxi!
    Hummel startete die Kamera, schwenkte zunächst im geräumigen und
hellen Wohnzimmer der Pergel-Bülows herum und beobachtete dann gebannt Elkes
Gesichtsausdruck. Viel Sinn ergab das, wenn er ehrlich war, nicht. Vielleicht
ließ sich aus ihrer Mimik eine Tendenz ablesen?
    Ein wenig schlich sich bei ihm das schlechte Gewissen ein. Er machte
sich zweifelsohne einer Art Bespitzelung schuldig. War es aber nicht auch sein
gutes Recht zu erfahren, ob seine Frau ihn noch liebte? Wie sie die Chancen auf
eine gemeinsame Zukunft einschätzte?
    Nach einigen Minuten stand Pergel-Bülow auf und durchquerte die
Wohnung Richtung Haustür. Dort hatte sich ein vollständig in Weiß gekleideter
Mann aufgebaut, der offenbar gerade die Türklingel betätigt hatte. Weiße Hose,
weißes Oberteil, das an eine römische Tunika erinnerte. Weiße Schuhe. Selbst
der Geländewagen, den er an der Straße geparkt hatte, war weiß.
    Ein Vertreter? Aber wofür? Ein Pfleger etwa? Oder ein Nervenarzt?
War Elke derart am Ende ihrer Kräfte, dass sie sich in die Psychiatrie im
benachbarten Rottweil einliefern ließ? Oder hatten Pergel-Bülows den Mann
alarmiert? Nein: Wenn es nach denen gegangen wäre, hätte der Pfleger sicher an
Hummels Tür geklingelt.
    Hubertus schwenkte kurz zurück auf die Wohnzimmercouch, wo Elke sich
ausgebreitet hatte. Sie wirkte angespannt, aber nicht völlig aufgelöst. Der
Ankömmling wurde von Pergel-Bülow freudestrahlend in Empfang genommen.
    Hummel stellte fest, dass die weiße Kleidung des Ankömmlings für
einen Pfleger etwas zu elegant wirkte. Er trug einen gestutzten Bart,
Halsketten und einen Siegelring. Eine Art Gigolo. Kurz: ein widerlicher Typ.
    Nach einer halben Stunde der Hubertus endlos erscheinenden stummen
Plaudereien, zu denen er Phantasie-Sprechblasen halluzinierte, nahm der Mann in
Weiß Elkes Koffer. Dann verließen die beiden gemeinsam das Haus.
    Hoppla?!
    Hummels Puls ging schneller.
    Die beiden stiegen in den Wagen.
    Jetzt raste sein Puls.
    Fassungslos beobachtete er, wie der Weiße gemeinsam mit seiner Frau
im Geländewagen davonfuhr. Einfach so.
    Die Pergel-Bülows winkten enthusiastisch. Hubertus war geschockt,
wie schnell alles vonstatten ging.
    Dann löste sich die Starre: er hätte am liebsten das Fenster
geöffnet und die Nachbarn oder mindestens ihren Wintergarten mit diesen Steinen
beworfen, die Elke zu Dekorationszwecken oder im Rahmen irgendwelcher ihm
unbekannter Rituale auf der Fensterbank aufgereiht hatte.
    Hubertus ließ das Band noch einmal zurücklaufen. Er beobachtete Elke
und den ominösen weißen Mann, versuchte irgendwelche Bewegungen zu
interpretieren. Hatten sie Händchen gehalten? Er lächelte sie strahlend und
siegesgewiss an, als sie mit ihm aus dem Haus ging. Das reichte: Wütend drückte
er auf die Stopp-Taste.
    Die Pergel-Bülows hatten seine Frau verkuppelt!
    Andererseits: Nein, so schnell ging das bei Elke nicht. Wenn er
daran dachte, wie lange er sie hatte umgarnen müssen …
    Hubertus musste für einen Augenblick beinahe schmunzeln. Er
erinnerte sich noch, wie peinlich genau er damals bei ihr darauf geachtet
hatte, politisch korrekt zu wirken. Öko-Themen und zumindest rudimentäre
Kenntnisse über die Ausbeutung der »Dritten Welt« waren ein absolutes Muss
gewesen. Dabei hatte er sich politisch zu dieser Zeit gar nicht groß verbiegen
müssen. Eher damit, nicht in Verdacht zu geraten, ein »Macker« zu sein. Elke
und ihre WG hatten damals eine extrem feministische
Phase gehabt. Nach dem zweiten Treffen mit seiner Angebeteten hatte er sich gar
einer einigermaßen peinlichen Befragung durch alle vier Frauen dieser WG unterziehen müssen. Irgendwie hatte er die Prüfung
bestanden – wohl auch, weil Elke seine erste Freundin war und er in seiner
Erstsemester-Naivität glaubhaft schien. Nur eine Teilnehmerin dieses
inquisitorischen Hexen-Zirkels, Constanze, hatte ihn als »bourgeoisen
Kleinbürger« bezeichnet. Allein schon sein Dialekt sei reaktionär, hatte sie
gemeint.
    Ein Jahr später war Martina zur Welt

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