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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Männer und Frauen, die vor ihm standen, waren Piraten. Und für Piraten waren Träume und Freiheit nichts anderes als Luft. Die Luft, die man atmet. Doch was würde passieren, wenn es diese Luft nicht mehr gab?Verstanden sie das?Verstanden sie ihn und wovor er sie warnte? Wussten sie, dass das der Scheidepunkt war? Der Schicksalstag? Heute würde sich entscheiden, ob es Piraten in Zukunft noch gab, und der, an dem dieses Schicksal wie an einem seidenen Faden hing, war er: Kanaloa, Höllenhund Will oder Willfried Zacharias Karl Otto Stupps, der 14-jährige Wicht aus Berlin, der eingeschnürte Messias, der wie ein Paket auf zwei Beinen irgendwo in der Südsee auf einer Planke stand, und unter ihm kreisten die Haie.
    Will bekam plötzlich Angst. Er spürte, wie das Blut in seinen Kopf schoss. Sein Herz schlug im Hals und er fühlte sich klein. Noch kleiner als Jo oder die kleine Lele. Und die würden jetzt sterben, die und … auch Aweiku …
    Will war verzweifelt. Er wollte schon springen, da hörte er Whistles mächtige Stimme.
    »Das reicht!«, grollte der eisig. »Holt ihn da runter und bringt ihn zu mir, damit ich ihm zeige, was es für Folgen hat, wenn man versucht, mit dem Teufel zu handeln.«

DEN TEUFEL, MOSES, GIBT ES DOCH!

    D ie Sonne ging unter und noch immer schleppten die Männer und Frauen des vergessenen Volks Säcke mit Gold, Juwelen und Silber und vor allen Dingen Säcke mit Erde aus der Höhle zum Strand, vor dem Talleyrands Schiffe vor Anker lagen.
    Moses’ Rasterlocken klebten in seinem Gesicht. Der schwarze Lehm, mit dessen Hilfe sie sich in den Höhlenwänden getarnt hatten, bröckelte von seiner Haut, als hätte er im Lauf des Tages die Blattern bekommen. Dann wurden seine Knie urplötzlich weich. Er begann, unter der Last der Säcke auf seinen Schultern zu wanken, und stürzte kurz vor den Booten, die sie entgegennehmen sollten, erschöpft in den Sand.
    Sofort waren Soldaten bei ihm. Sie schlugen und traten nach ihm, rissen ihn hoch und packten ihm die Säcke erneut auf die Schultern. Da sah er seine Tochter und die sah noch schrecklicher aus als er. Denn zur Erschöpfung kam bei ihr die Enttäuschung. Die große Enttäuschung über Will, der heimlich geflohen war und ihnen nicht beistand. Moses verstand ihren Hass.
    Mussten wir damit rechnen?, hörte er ihre Gedanken. Dass er nicht nur den Diskus und die vier Krebse, sondern auch Talleyrand zu uns bringen wird?

    Ja, antwortete Moses ebenfalls in Gedanken und stöhnte laut auf, als ihn die Soldaten zu seiner Tochter in die lange Reihe derer zurückstießen, die die Schätze zum Strand schleppen mussten. Doch er trägt keine Schuld an den Fehlern, die wir vor ihm begangen haben.
    Unsere Fehler waren Vertrauen, widersprach Aweiku ohne zu sprechen, denn sie wollte nicht riskieren, dass man sie belauschte. »Wir haben den Piraten vertraut, damals, als sie in Old Nassau Libertaria gründen wollten. Und wir haben dir vertraut. Meine Mutter hat dir vertraut, dir und deinen vom Frieden beseelten Freunden, die dann die Rose gestohlen haben.
    Aber ich habe zwölf lange Jahre danach gesucht. Ich hab sie zurückgebracht!, rechtfertigte sich ihr Vater.
    Doch zu welchem Preis?, dachte das Mädchen und blitzte ihn an. Schau dich doch um.
    Was soll ich sehen?, schickte Moses Kahiki seine Gedanken zurück. »Wir beladen die Schiffe mit dem Gold und der Erde. Und dafür brauchen wir noch zwei Tage. Doch morgen ist Vollmond. Dann trifft sein Strahl den Diskus auf der Felsnadel in der Mitte der Steppe und zieht uns alle ins Nichts. Uns, den Schwarzen Baron, seine Soldaten und alle Schätze, die er uns raubt. Dann ist er für immer auf dieser Insel gefangen und kann nie wieder zurück auf die Welt.
    Moses Kahiki musste jetzt lachen. Stell dir das vor. Stell dir sein Gesicht vor, wenn er morgens aufwacht und wenn er erkennt, dass er, anstatt die Welt zu erobern, in einem Traum leben muss. Zusammen mit uns. Für immer und ewig.
    Moses warf seine Säcke ins Boot, das sie auf Talleyrands Schiff bringen sollte, und mit der Befreiung von dieser Last kehrte auch sein Mut zurück.

    Stell dir das vor, dachte der Chevalier du Soleil. Er wird fluchen und schimpfen. Er wird versuchen, sich vor Wut in Stücke zu reißen, und dann wird er heulen. Er wird jämmerlich heulen, doch jede einzelne seiner Tränen schenkt einem Menschen auf dieser Welt ein glückliches Lachen. Sie werden tanzen und singen und sich wünschen, dass seine Tränen niemals versiegen.
    Ja, dachte Aweiku

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