Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

noch im Flug des Wals durch die Luke auf die Brücke im Nacken des Hummers. »Versenkt diesen Turm! Mit allen Piraten!«
    Da sah er Hannah neben dem Wasserfall stehen. Sie stand dort im ersten Licht des anbrechenden Tages, das mit einer hauchdünnen Linie in diesem Moment einen neuen Horizont schuf.
    »Halt!«, schrie er. »Halt! Vergesst den Turm und die anderen. Ich will zuerst sie.«
    Er klammerte sich an die Brüstung. Valas fiel in den Fluss, schlug mit Gagga auf der Brücke unter Wasser einen Salto und stieß sich mit aller Kraft aus den Wellen hinaus. Der Pottwal sprang aus dem Niagara und schraubte sich bis auf Hannahs Höhe hinauf.
    Die streckte die Hand mit dem Ring in den Himmel und rief: »Hey, Gagga! Jetzt komm schon. Ich habe den Ring. Den Ring und das Siegel! Siehst du ihn, Gagga, und weißt du, was das bedeutet?«
    Gagga starrte sie an. Er flog jetzt in Augenhöhe an Hannah vorbei und die sah den Schwarzen Baron, der hinter dem rechten Auge des Hummers im Inneren des Valashelms stand. Auch er sah das Blitzen an ihrem Finger.

    Ja, und auch Whistle, der von den Damen gestützt im Tor der Drachenburg stand, sah es wie Jo, wie Rachel und Sarah, wie Feuerkopf Finn und der alte O’Brian, wie Cutter und Ratte und die sechs Triple Twins. Sie alle sahen das Blitzen an Hannahs Finger und hörten sie triumphieren.
    »Du weißt, was das heißt, mein lieber Cousin. Ich bin die Beste, und da, wo die Beste ist, sind zwei schon zu viel. Da kann es nur einen geben. Und wenn ich die Muffelgabi von Talleyrand dazuzähle, sind wir sogar schon zu dritt.«
    »Du hast dich verzählt!«, zischte Gagga wütend. »Eröffnet das Feuer! Schießt meine Kusine von diesem Felsen herunter.«
     
    Jo schrie entsetzt. Er schloss seine Augen und hielt sich die Ohren zu. Tanja, Theres, Tabea, Tujana, Tule und Teh wandten sich ab. Rachel und Sarah versteckten sich hinter dem Rücken ihres erschrockenen Vaters und Salome und Ophelia umarmten Ratten-Eis-Fuß.
    »Eröffnet das Feuer!«, schrie Gagga noch einmal und als die Geschütze zu sprechen begannen, erwachte Will aus seiner Ohnmacht.
     
    Er lag in einer kleinen Bucht, in die ihn die Strömung hineingespült hatte, und sah jetzt, als würde er träumen, wie Hannah – nackt und mit wehenden Haaren – im Gegenlicht des neuen Horizonts stand und den Ring wie einen Stern in den Himmel hielt. Er hörte Kanonen. Er sah Pulverdampf, der sich über den Horizont legte und Hannah wie eine Wolke umhüllte. Doch der Geschützlärm kam nicht vom Pottwal. Er kam aus dem Horizont. Aus ihm flogen die schwarzen Kugeln an Hannah vorbei und trafen den Valashelm.

    Splitter barsten um Gagga herum und bevor der begreifen konnte, was hier passierte, folgte der Fliegende Rochen den Kugeln durch den Pulverdampf, zog mit seinem sechsfachen Dschunkensegelflügelschlag eine majestätische Schleife über der Drachenburg und feuerte gleichzeitig eine zweite Breitseite hinter dem in die Tiefe des Flusses stürzenden Pottwals her.
    Will sah noch einmal zu Hannah hinauf. Er sah Moses und die Kinder auf dem Fliegenden Rochen. Er sah, wie sie lachten und sich vor Freude umarmten und dann lachte auch er.
    »Wir haben es geschafft! Wir alle zusammen!« Will strahlte Nat an, der neben ihm lag.
    Er nahm seine Hand und dann fielen sie beide, als hätten sie das alles gerade eben geträumt, in ihre tiefe Ohnmacht zurück.

Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
     
    1. Auflage 2011
    © 2011 cbj, München
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Umschlagabbildung und Innenillustrationen: Susann Bieling
Umschlaggestaltung: Max Meinzold, München
Ku · Herstellung UK
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
     
     
    eISBN 978-3-641-04563-0
     
     
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