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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Wald, doch war Angeln sein großes Hobby. Immer wieder suchte er darum abgelegene Stellen auf Sphinx auf. Noch immer entdeckte er den Planeten für sich, denn er war erst drei T-Jahre zuvor von Meyerdahl ins Manticore-System eingewandert.
    Echte Fische, die sich mit terranischen Spezies vergleichen ließen, kamen auf Sphinx nicht vor, doch wo immer es Wasser gab, lebten und schwammen Lebewesen darin – Lebewesen, die nach einem Wurm schnappten, den man ihnen an einem Haken lockend vor das hielt, was immer sie als Maul gebrauchten. Was konnte man als angelnder Siedler auf einer fremden Welt mehr verlangen? Scott hatte ein Herz für die dichten Pfostenbaumwälder, er genoss, wie ihr Laub duftete und wie das Sonnenlicht schräg durch die grünen Schichten des Blätterdachs fiel. Er liebte die klaren, brausenden Bäche und die ungebändigten Flüsse, die diese Wälder durchschnitten, die frischen Farben des Frühlings, die das Land nach unfassbar hartem Winter mit neuem Leben erfüllten. Fünfzehn T-Monate Schneefall hatte er hinter sich, und dabei lebte er weit innerhalb der planetaren Subtropen.
    Sphinx’ langer Sonnenumlauf bedingte, dass der Frühling – die Jahreszeit, die Scott am liebsten war – ebenfalls unfassliche fünfzehn T-Monate lang anhielt. Während der ganzen Zeit, die Fisher und er zusammen verbracht hatten, war Frühling gewesen; der Erstkontakt zwischen Menschen und Baumkatzen hatte sich kurz nach der Schneeschmelze ereignet. Dass sich Freundschaftsbande zu einer neu entdeckten vernunftbegabten Spezies entwickelten, während der Planet, den sie sich teilten, wie zur Illustration zu neuem Leben erwachte, hatte etwas zutiefst Symbolisches an sich.
    Auf dem Marsch durch das sprießende, knospende Gehölz atmete Scott nun froh den wilden Duft der blühenden Welt ringsum ein. Dann hob er den Blick zu den beiden ungeduldig wartenden Baumkatern, und seine Miene zerfloss. Was immer sie ihm zeigen wollten, es würde ihm höchstwahrscheinlich kein Lächeln entlocken. Was konnte nur geschehen sein, dass eine Baumkatze in ihrer natürlichen Umgebung beinah verschmachtete? Woher stammte das viele Blut? Und warum empfand der Streuner eine panische Furcht vor Flugwagen? Er hatte sich vor Menschen generell gehütet; bevor Fisher mit Scott im Schlepptau aufgetaucht war, hatte er sich keinem der Zivoniks nähern wollen. Warum aber verriet eine Baumkatze, die sich vor Menschen so sehr ängstigte, ihre Anwesenheit durch lautes Geschrei? Und warum hängte sich der Streuner wie ein Blutegel an einen Menschen, der in Begleitung eines anderen Baumkaters angerückt war, und bestand darauf, dass dieser ihm in die unwegsame Wildnis folge?
    Obwohl die menschlichen Siedler von Sphinx überwältigend positiv auf ihre baumbewohnenden Nachbarn reagiert hatten, konnte Scott sich etliche Gründe vorstellen, aus denen eine Baumkatze sich vor Menschen fürchten kann. Man brauchte nur an die rassischen Diskriminierungen denken, mit denen Menschen in früherer Zeit alles Andersartige, selbst andere Menschen verfolgt hatten. Während die Kolonisten im Großen und Ganzen anständige Leute waren, gab es in jeder Bevölkerungsgruppe unangenehme, boshafte Einzelpersonen. Nicht wenige Stimmen hatten mürrisch Einwände dagegen erhoben, weite Flächen vormals frei besiedelbaren Landes als unantastbares Territorium für die Baumkatzen zu reservieren.
    Keiner dieser düsteren Gedanken weckte in Scott irgendwelche Zuversicht, dass am Ende des Marsches etwas Gutes auf sie warten könnte. Er nahm das Gewehr in die Hände und hielt nach Anzeichen für Gipfelbären oder Hexapumas Ausschau. Allmählich senkte die Sonne sich auf die Baumwipfel, und als die Stunde, die sie sich zum Limit gesetzt hatten, fast voll war, lief Scott fußkrank und zunehmend erschöpft hinter Aleksandr her. Scott trug keine Wanderstiefel, und gewöhnliche Schuhe waren nicht für Streifzüge durch einen Pfostenbaumwald gedacht. Er war froh, bald umkehren zu können. Als seine Armbanduhr einen Signalton von sich gab, hieß er müde die Zivoniks anhalten.
    »Das war die Stunde«, sagte er unnötigerweise.
    Die Baumkater begannen wie wahnsinnig zu blieken und flitzten über die waagerechten Äste herbei, tanzten aufgeregt unmittelbar über den Menschen, dann wirbelten sie herum und preschten wieder in die Richtung, in die sie die Wanderer nun schon eine Stunde geführt hatten. Die Dringlichkeit, die Scott während des ganzen Marsches von Fisher empfangen hatte, verstärkte sich

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