Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
säuerlichem Ausdruck, und Honor grinste. Die Gräfin blickte sie finster an, dann richtete sie einen ebenso missbilligenden Ausdruck auf den Waffenträger.
»›Einfaches Spiel‹«, schnaubte sie. »Aber sicher doch!«
Die Harrington Treecats verloren mit elf zu zwei.
Michelle Henke bemühte sich um eine angemessen erbarmungsvolle Haltung, während der luxuriöse Flugwagen am privaten Landeplatz der Besitzerloge vorfuhr und die Gutsherrin samt Begleitung abholte. Leider war Henke kein vollständiger Erfolg beschieden.
»Dich hämisch zu freuen ist nicht besonders nett, Mike«, ermahnte Honor sie mit gewisser Strenge.
»Ich mich freuen? Und dann auch noch hämisch? Ich, eine Peeress des Sternenkönigreichs, soll mich hämisch freuen, nur weil deine Mannschaft abgeseift wurde, während du und dein Freund, der Colonel, mir so genüsslich meine abgrundtiefe Unkenntnis unter die Nase gerieben habt? Wie kannst du mir so was überhaupt zutrauen?«
»Wahrscheinlich, weil ich dich schon so lange kenne.«
»Und weil es wahrscheinlich genau das ist, was du an meiner Stelle tun würdest!«, entgegnete Henke.
»Alles ist möglich«, stimmte Honor ihr zu. »Allerdings ist so etwas bei manchen Leuten weniger wahrscheinlich als bei anderen, und in Anbetracht meiner Charakterfestigkeit dürfte Häme bei mir weit seltener vorkommen als bei den meisten anderen.«
»Ach ja, richtig. Ich vergesse immer dein bescheidenes, schüchternes und zurückhaltendes Gemüt, Honor«, sagte Henke, während sie in die Fluglimousine einstiegen, gefolgt von LaFollet, der Nimitz' Partnerin Samantha trug, und dem Rest von Honors üblicher, dreiköpfiger Leibwache.
»Schüchtern und zurückhaltend bin ich nicht. Aber ich bin ein gereiftes, verantwortungsbewusstes Individuum.«
»Aber nicht so gereift und verantwortungsbewusst, dass du es dir verkneifen konntest, deine Mannschaft nach einem bestimmten pelzigen, sechsbeinigen Selleriedieb und seinen Freunden zu benennen«, schoss Henke zurück und streckte die Hand aus, um dem Baumkater auf Honors Schulter die Ohren zu streicheln.
»Nimitz und Samantha hatten mit der Entscheidung nichts zu tun«, erwiderte Honor. »Natürlich waren sie damit einverstanden, das kannst du dir ja denken, aber eigentlich hab' ich mich für den Namen nur deswegen entschieden, weil er das kleinere Übel war.« Sie verzog das Gesicht. »Entweder ›Harrington Treecats‹ oder ›Harrington Salamanders‹.«
Henke hob ruckartig den Kopf, dann entfuhr ihr ein Kichern, das sie nur halb unterdrückt bekam.
»Das ist doch nicht dein Ernst!«
»Ich wünschte, du hättest Recht. Tatsächlich hatte der Präsident des Baseballverbands uns den Salamander-Namen bereits zugeteilt, als das Besitzerkomitee und der Regelausschuss übereinkamen, die Liga zu erweitern. Es war ein hübsches Stück Arbeit, sie davon abzubringen.«
»Ich finde, es wäre ein großartiger Name gewesen«, meinte Henke mit verschmitztem Grinsen.
»Das glaub' ich gern«, entgegnete Honor in Unterdrückerton. »Ich andererseits fand ihn gar nicht gut. Selbst wenn man von Bescheidenheitserwägungen absieht: Was meinst du wohl, wie High Ridge und seine Meute darauf reagiert hätten? Das wäre doch maßgeschneidert für ihre voreingenommenen Leitartikel!«
»Hm.« Henkes Grinsen verschwand, als sie an die politischen Realitäten erinnert wurde, die der Regierung High Ridge anhafteten. Im Laufe der letzten drei T-Jahre waren diese Realitäten immer unangenehmer, aber dafür persönlicher geworden, zumindest was Honor anbetraf. Eigentlich war ihre Freundin vor allem deshalb so froh gewesen, für eine kurze Weile nach Grayson zurückzukehren, um sich ihren Pflichten als Gutsherrin Harrington widmen zu können. Und Henke hatte wegen der Stimmung in der Heimat bereitwillig die Einladung angenommen, ihren Urlaub als Honors Gast auf Grayson zu verbringen.
»Du hast vermutlich Recht«, sagte sie. »Natürlich wäre High Ridge in einem Universum, in dem es gerecht zugeht, niemals Premierminister geworden. Und erst recht hätte er sich niemals so lange im Amt halten können. Ich glaube, ich beschwere mich mal bei der Direktion.«
»Das mache ich jeden Sonntag«, versicherte Honor wenig belustigt. »Und ich vermute, der Protector hält Reverend Sullivan ebenfalls dazu an, damit ein bisschen mehr Schub dahinter steckt.«
»Schub oder nicht, es scheint nicht zu funktionieren«, stellte Henke fest. Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann es kaum glauben,
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