Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
wenn die Havies Zugriff darauf erhalten …«
Honor erschauerte, als die Möglichkeit, die Benjamin gerade heraufbeschworen hatte, ihr wie der Hauch des Weltraums durch die Knochen blies.
»Ich wollte eigentlich die Admiralität bedrängen, auf der Grundlage Ihrer ersten kleinen Bombe die Kampfkraft von Sidemore Station beträchtlich aufzustocken«, sagte sie ihm, nachdem sie eine Weile angestrengt nachgedacht hatte. »Jetzt bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee wäre. Nicht, wenn die Volksflotte – ich meine, die Republik – wahrscheinlich etwas auspackt, das Shannon Foraker entwickelt hat, während ihr ein Riesenetat zur Verfügung stand! Und wenn auch nur die Möglichkeit besteht, dass Sie in Bezug auf die Erewhoner richtig vermuten, dann ist die Situation noch viel verfahrener.«
»Ich muss Ihnen zustimmen, dass es wahrscheinlich eine schlechte Idee wäre, die RMN noch dünner zu verteilen«, räumte Benjamin ein. »So ungern ich es zugebe, aber obwohl unsere Navy fast halb so groß ist wie die aktive Flotte des Sternenkönigreichs, sind nicht wir es, von denen eine abschreckende Wirkung ausgeht. Jeder blickt auf Manticore; wir sind nur der ›schneidige kleine Raufbold‹, der für die Royal Manticoran Navy Rückendeckung spielt.« Honor blickte ihn besorgt an, doch er schüttelte den Kopf. »Aus mir spricht kein Groll, Honor. Ich spreche nur Tatsachen aus, und es wäre unvernünftig zu erwarten, dass sich diese Sicht so rasch ändert, ganz gleich, wie sich die relative Größe unserer Flotten entwickelt. Wichtig ist nur eines: Bei der Wahrnehmung spielt im Moment die Größe der Verbände, die von der RMN eingesetzt werden könnten, eine weit größere Rolle als die Größe der GSN.«
»Ich fürchte, da haben Sie Recht«, sagte Honor. »Wissen Sie, ich glaube nicht, dass irgendjemand, der einmal das zweifelhafte Vergnügen hatte, mit ein paar Graysons in den Clinch zu gehen, es noch genauso sieht, aber darum geht es schließlich nicht.«
»Nein, darum geht es nicht. Aber vielleicht ergibt sich daraus ein logischer Schluss, den wir berücksichtigen sollten.«
»Was denn für einer?«, fragte Honor.
»Nun, wenn niemand sich Gedanken über die Größe unserer Flotte macht, dann besteht die Lösung für Ihr silesianisches Problem vielleicht darin, dass wir Ihnen hier bei uns ein paar Verstärkungen suchen. Graysonitische Schiffe auszusenden wird die Havies sicherlich nicht von ihren abenteuerlichen Vorhaben abhalten, aber die Ankunft unserer Schiffe in Silesia bewegt Kaiser Gustav vielleicht dazu, sich das Ganze noch mal zu überlegen.«
»Einen Augenblick, Benjamin! Im Moment sind die Beziehungen zwischen Grayson und dem Sternenkönigreich recht wacklig, und was meinen Sie wohl, wie die innenpolitischen Gegner der Allianz reagieren würden, wenn Sie plötzlich Ihre Navy ausschicken, um für Manticore die Kastanien aus dem Feuer zu holen?«
»Wer hat denn irgendetwas von der Navy gesagt?«, fragte Benjamin sie, und ein Grinsen stahl sich in sein Gesicht.
»Sie!«
»Nein, ich habe von ›graysonitischen Schiffen‹ gesprochen. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur ein Wort über unsere reguläre Navy gesagt zu haben.«
Honor kniff die Augen zusammen, dann riss sie sie plötzlich auf, als ihr etwas dämmerte, und Benjamin nickte lachend.
»Ich habe nicht vor, eine Abteilung Kampfschiffe abzustellen, damit sie einem manticoranischen Admiral auf einer manticoranischen Flottenstation untersteht, Honor. Ich werde vielmehr das Protectors Own Squadron auf sein erstes größeres interstellares Manöver entsenden, und zwar unter der direkten Oberaufsicht seiner ständigen Kommandeurin, der Gutsherrin von Harrington!«
»Sie müssen den Verstand verloren haben! Selbst wenn diese juristische Fiktion Ihnen auch nur den geringsten Nutzen bringt, sobald die Opposition im Konklave der Gutsherren davon Wind bekommt, dürften Sie doch die möglichen Konsequenzen nicht vergessen. Wenn es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit den Andermanern kommt, dann ziehen Sie Grayson an der Seite des Sternenkönigreichs in den Konflikt hinein. Und ich kann Ihnen sagen, dass die Kaiserlich-andermanische Weltraumflotte ein erheblich härterer Brocken ist, als die Volksflotte es jemals war!«
»Glauben Sie denn wirklich, das spielt eine Rolle?« Die kurze Belustigung war aus Benjamins Augen verschwunden, und er schüttelte müde den Kopf. »Baron High Ridge ist ein Idiot, Honor. Das wissen Sie und ich
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