Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
ebenso gut, wie wir wissen, dass er viel zu sehr mit seinen innenpolitischen Manövern beschäftigt ist und das interstellare Desaster, das er nach unser beider Meinung schürt, fast völlig übersieht. Trotzdem ist das Sternenkönigreich noch immer unser natürlicher Verbündeter, und wenn es zum Schlimmsten kommt, dann hat Manticore sehr rasch eine neue Regierung. Wenn das Sternenkönigreich in den Krieg zieht, ob nun gegen die Andermaner oder die Haveniten, bleibt uns keine andere Wahl, als es zu unterstützen. Denn ohne das Sternenkönigreich wird Grayson und jedes andere Mitglied der Manticoranischen Allianz zum natürlichen Ziel für gleich welchen Aggressor. Und weil das so ist, befinde ich mich in der wenig beneidenswerten Lage, High Ridge und Janacek den Rücken decken zu müssen, obwohl sie zu dumm sind, um zu bemerken, dass sie ungedeckt sind!«
»Aus diesem Blickwinkel hatte ich es noch gar nicht betrachtet«, gab Honor zu. »Selbst wenn Sie Recht haben, wird es innenpolitisch aber sehr schwierig werden, und das wissen Sie.«
»Darum kümmere ich mich, wenn es so weit ist«, entgegnete er ihr tonlos. »Und wenn die Opposition auf Konfrontation aus ist, dann liefere ich ihr einen Kampf, der ihr wenig Spaß machen wird. Außerdem muss ich zwar High Ridge den Rücken decken, aber wenigstens kann ich dabei jemandem den gleichen Gefallen tun, den ich tatsächlich mag. Also widersprechen Sie nicht. Es nutzt Ihnen sowieso nichts. Wenn Sie sich stur stellen, schicke ich Ihnen einfach Alfredo Yu mit der Order hinterher, dem Marsh-System einen ausgedehnten ›Höflichkeitsbesuch‹ abzustatten.«
»Das brächten Sie wirklich fertig, was?«
»Darauf können Sie sich verlassen.« Er lachte plötzlich. »Und verglichen mit einigen anderen Problemen, die ich habe, ist dieses besondere wenigstens noch einfach zu lösen!«
»Wenn das einfach sein soll, dann möchte ich gar nicht wissen, was Sie für kompliziert halten!«
»Nur keine Sorge, heute nach dem Abendessen werden Sie sehen, wovon ich rede.«
»Was hecken Sie denn jetzt schon wieder aus, Benjamin Mayhew?«, verlangte Honor zu erfahren.
»Gar nichts«, versicherte er ihr. »Doch anscheinend hat Abigail Hearns letzten Herbst auf Saganami Island graduiert, und während es Ihnen vielleicht entgangen ist, hat Rachel gerade erst ihren sechzehnten Geburtstag gefeiert. Und nun raten Sie mal, wer in die Fußstapfen der Tochter des Gutsherrn von Denby treten möchte?«
»Ach du lieber Himmel.« Honor spürte, wie ihr Mund zitterte, doch es gelang ihr irgendwie, ein Auflachen zu unterdrücken. Nimitz andererseits konnte sein amüsiertes Blieken nicht ganz unterdrücken, und Benjamin bedachte ihn mit einem entrüsteten Blick.
»Für dich und deine sechsbeinigen Freunde mag das ja ganz lustig sein«, entgegnete er dem Baumkater düster. »Ich würde auch sagen, dass Hipper in dieser Angelegenheit nicht gerade eine Hilfe war.«
»Ich begreife durchaus, dass der Zeitpunkt nicht sehr glücklich sein mag«, sagte Honor bedachtsam. »Aber sie hat nicht Unrecht, Benjamin. Abigail ist auf Saganami Island sehr gut zurechtgekommen, und ich glaube, Rachel würde sich noch besser schlagen. Und schließlich ist sie nicht Ihre Erbin. In der Erbfolge stehen Bernard Raoul und Michael noch immer vor ihr, selbst wenn die Schlüssel bereit wären, einen weiblichen Protector zu akzeptieren. Was, wie Sie und ich sehr genau wissen, nicht der Fall ist.«
»Ich weiß, ich weiß! Cat und Elaine versichern mir ständig das Gleiche, aber Gott sei Dank wenigstens nicht, wenn Rachel dabei ist. Wenn ich als Protector von Grayson spreche und nicht als besorgter Vater, muss ich ja zugeben, dass es unter anderen Umständen gewiss eine wunderbare Idee sein könnte. Doch momentan, bei derart angespannten Beziehungen und solch großem Widerstand gegen jede weitere Annäherung an das Sternenkönigreich, hieße es das Unglück heraufzubeschwören, wenn der Protector seine Tochter auf die Flottenakademie der Royal Manticoran Navy schicken würde.«
»Das begreife ich ja. Aber selbst wenn Sie sie im Mindestalter nach Saganami Island schicken würden, müsste sie wenigstens siebzehn T-Jahre alt werden, und das heißt, Sie haben noch ein Jahr Zeit, um den Boden zu bereiten. In einem Jahr kann sich auch eine Menge ändern.«
»Aber es könnte auch einiges bleiben, wie es ist«, versetzte Benjamin. »Und wenn das so ist, wenn es politisch noch immer undurchführbar wäre, Rachel auf die Akademie zu
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