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Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen

Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen

Titel: Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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aus. Mit flauem Gefühl im Magen musterte Tourville die Raketen, die plötzlich die Impeller hochgefahren hatten und sich praktisch aus dem Nichts auf seine angeschlagene, dezimierte Flotte stürzten. Ausweichend, tänzelnd schossen sie heran, und seine Übelkeit ließ ein wenig nach, als er sah, dass es nur sechzig Stück waren. Was immer sie darstellten, sie bedeuteten keine ernsthafte Bedrohung für seine überlebenden Schiffe, also was …?
    Er biss die Zähne zusammen, als die Raketen in den Zielanflug gingen. Aber sie detonierten nicht. Vielmehr schlängelten sie sich durch seine Formation, direkt durch die blitzenden Strahlen der Nahbereichsabwehr-Lasercluster.
    Die Nahbereichsabwehrcrews konnte zwei Drittel der Raketen abschießen, obwohl sie eine vollkommene taktische Überraschung auf ihrer Seite gehabt hatten. Die anderen zwanzig beschrieben eine Pirouette, schwenkten zur Seite und detonierten in einem perfekt synchronisierten, tödlich präzisen Angriff auf … absolut nichts.
    Lester Tourville stieß Atem aus, von dem er gar nicht bemerkt hatte, dass er ihn angehalten hatte. Er spürte die Verwirrung seiner Flaggbrückencrew, und diesmal hatte er überhaupt keine Antwort für die Leute. Dann …
    »Sir«, sagte Lieutenant Eisenberg mit sehr kleiner Stimme, »ich habe ein Gespräch für Sie.«
    Er drehte den Kommandosessel zu ihr, und sie schluckte.
    »Von … der Herzogin Harrington, Sir.«
    Auf der Flaggbrücke der Guerriere herrschte vollkommenes Schweigen. Dann räusperte sich Tourville.
    »Werfen Sie es auf mein Display, Ace«, sagte er.
    »Jawohl, Sir. Sofort.«
    Im nächsten Moment erschien auf Tourvilles Combildschirm ein Gesicht. Er kannte es, er hatte es gesehen, als seine Besitzerin sich ihm ergab. Und ein zweites Mal, als sie von SyS-Schergen mit dem Pulsergewehrkolben zu Boden geschlagen wurde. Nun sah sie ihn an, und ihre Augen wirkten wie zwei weitere Raketenwerfer.
    »So sieht man sich wieder, Admiral Tourville«, sagte sie, und ihre Sopranstimme klang kalt.
    »Admiral Harrington«, erwiderte er. »Das ist eine Überraschung. Ich dachte, Sie wären etwa acht Lichtminuten entfernt.«
    Er sah ihr in die Augen, diese Augen wie gerichtete Raketenwerfer, und wartete. Die Übertragungsverzögerung bei lichtschneller Kommunikation lag auf dieser Entfernung bei acht Minuten – sechzehn Minuten in beide Richtungen –, aber sie antwortete schon fünfzehn Sekunden, nachdem er geendet hatte.
    »Das bin ich. Ich spreche mit Ihnen über ein System, das wir Hermes-Boje nennen, ein Überlichtrelais mit Unterlichtcomfunktion.« Die Miene, die sie zog, war technisch ein Lächeln, aber es passte eher zu einem Wesen aus den finsteren Tiefen des Ozeans.
    »Wir haben mehrere davon in diesem System. Ich habe mich einfach in die nächste eingeklinkt, damit ich direkt mit Ihnen sprechen kann«, fuhr sie mit unverändert eiskalter Stimme fort. »Ich bin mir sicher, Sie haben die technische Leistung meiner Lenkwaffen beobachten können. Ebenso sicher ist Ihnen klar, dass ich in der Lage bin, jedes einzelne Ihrer überlebenden Schiffe von meiner gegenwärtigen Position aus zu vernichten. Ich hoffe, Sie zwingen mich nicht dazu.«
    Tourville blickte sie an und erkannte, dass die letzte Behauptung nicht ganz zutraf. Er wusste, dass ein Teil von ihr – der Teil mit den frostigen Augen und der eisigen Stimme – hoffte, er zwänge sie dazu. Doch es waren schon genug Menschen für ihn gestorben, als dass er ihre Zahl aus schierer Dummheit noch vergrößern wollte.
    »Nein, Hoheit«, sagte er ruhig. »Ich werde Sie nicht dazu zwingen.«
    Weitere endlose fünfzehn Sekunden verstrichen.
    »Das freut mich zu hören«, erwiderte sie ihm, »aber ich kann Ihre Kapitulation nur annehmen, wenn Sie mir Ihre Schiffe – mitsamt ihren Datenspeichern – in dem Zustand übergeben, in dem sie sich in diesem Moment befinden. Haben Sie mich verstanden, Admiral Tourville?«
    Er stand kurz davor, sich zu weigern, zu erklären, dass er die Datenspeicher löschen werde, wie es üblich sei, ehe man ein Schiff übergab. Doch dann blickte er noch einmal in jene eisigen Augen, und die Versuchung ebbte ab.
    »Ich … habe verstanden, Hoheit«, zwang er sich zu antworten und schmeckte das bittere Gift der Niederlage. Eine Niederlage, die umso bitterer war, nachdem Beatrice so dicht vor dem Erfolg gestanden hatte … und wie umfassend das Unternehmen am Ende versagt hatte.
    »Gut«, sagte sie schließlich, nach einer weiteren fünfzehnsekündigen

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