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Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen

Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen

Titel: Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Lieblingssessel, Raoul auf dem Schoß, während Katherine in der Korbwiege neben ihr schlief, und stellte sich die Leselampe ein. Schließlich blickte sie ihre Geschwister an, die sich auf Bodenkissen vor ihr zusammengerollt hatten wie die Baumkatzen.
    »Seit ihr so weit?«, fragte sie, und sie nickten. »Wo waren wir?«
    »Beim Scheiterhaufen«, antwortete Faith in der selbstsicheren, tiefgründigen Vertrautheit mit der Geschichte, wie sie nur eine Siebenjährige besitzen konnte.
    »Natürlich, du hast recht.« Kopfschüttelnd schlug sie das Buch auf und blätterte die Seiten um. »Es ist so lange her, ich hatte vergessen, wo wir stehengeblieben waren.«
    Mit der stillen, hartnäckigen, die Augen zusammengekniffenen Intensität eines vier Monate alten Säuglings wurde Raoul unruhig. Honor suchte sein Geistesleuchten, berührte es sanft und lächelte. Er war nicht eigentlich unzufrieden, sondern … ihn langweilte eine Welt, die sich nicht allein um ihn drehte. ›Gelangweilt‹ war allerdings auch nicht ganz das richtige Wort, aber die Empfindungen eines Säuglings, obschon klar und stark, sind noch immer im Stadium des Werdens, und selbst Honor fiel es schwer, sie exakt zu analysieren.
    Sie spürte, wie Nimitz, der sich auf der Sessellehne ausgestreckt hatte, mit ihr Kontakt zu dem Baby suchte. Raouls Geistesleuchten hatte etwas leicht Merkwürdiges an sich. Meist war Honor überzeugt, sie bilde es sich nur ein, es liege daran, dass die Gefühle eines Säuglings noch anders beschaffen waren. Manchmal jedoch war sie sich nicht ganz so sicher, wie jetzt zum Beispiel.
    Nimitz berührte Raouls Geistesleuchten, und der Säugling wurde sofort ruhig. Er öffnete die Augen, und das Gefühl der Langeweile verschwand. Honor wandte den Kopf und blickte Nimitz an, und aus dem Halbdunkel hinter dem Lichtkegel der Leselampe funkelten sie die grasgrünen Augen des Baumkaters an. Sie spürte, wie er sanfte Beruhigung ausstrahlte, und Raoul gluckste glücklich.
    Honor lächelte ihre Geschwister an, dann legte sie das Buch fort, setzte sich Raoul in die Armbeuge, an ihre Schulter gelehnt, und blickte Nimitz an.
    »Hast du das auch mit mir gemacht, Stinker?«, fragte sie ihn ruhig. »Ich weiß, wir haben später angefangen, aber hast du?«
    Nimitz erwiderte ihren Blick, und sie spürte die Nachdenklichkeit hinter den grünen Augen. Dann nickte er unmissverständlich.
    »Ach du meine Güte«, murmelte Honor, dann blickte sie Raoul in die weit geöffneten Augen. Der Junge war aufmerksam, konzentriert … er hörte zu, und sie schüttelte den Kopf. »Na, mein Schatz«, sagte sie zärtlich, »schnall dich an. Das wird interessant.«
    Nimitz bliekte fröhlich zustimmend, und sie spürte, wie lange, flinke Finger an etwas in ihrem Nacken zupften. Dann hob Nimitz den Stern von Grayson an seinem roten Band über ihren Kopf und ließ ihn über Raoul baumeln.
    Die Aufmerksamkeit des Säuglings schärfte sich. Er wusste noch nicht, was der Stern war, aber als das helle Funkeln des Lichtes auf der schönen goldenen Farbe tanzte, zog es seinen Blick auf sich wie ein Magnet, und er hob ein winziges, zerbrechliches Händchen, während Nimitz ihm zusummte.
    Honor sah einen Augenblick lang zu und versuchte sich die Reaktion der schwerfälligeren unter Graysons Gutsherren vorzustellen, dass ein ›Tier‹ die höchste, feierlichste Tapferkeitsauszeichnung ihres Planeten als Spielzeug benutzte, um ein Baby zu beschäftigen. Ohne Zweifel ereigneten sich die Herzanfälle in rascher Abfolge, und bei der Vorstellung musste sie leise lächeln.
    Dann wandte sich Honor wieder Faith und James zu, und ihr Lächeln gerann etwas entschuldigend.
    »Tut mir leid. Aber jetzt, wo Nimitz sich um Raoul kümmert, können wir.«
    Sie öffnete das Buch wieder, fand die richtige Stelle und begann vorzulesen.
    »›Sieh her, mein Junge.‹ Der Phönix öffnete die Schachteln und verteilte die Zimtstangen auf dem Nest. Dann nahm er die Dosen und streute das Zimtpulver auf die Kuppe und die Seiten des Haufens, bis das ganze Nest so rotbraun war wie ein Ziegelstein.
    ›So, mein Junge‹, sagte der Phönix traurig. ›Der traditionelle Zimtscheiterhaufen des Phönix, wie er in Lied und Geschichte besungen wird.‹ Und als zum dritten Mal das Wort ›Scheiterhaufen‹ fiel, wurde es David ganz weich in den Knien, und er hatte einen Kloß in der Kehle. Ihm war eingefallen, wo er schon einmal auf das Wort gestoßen war. Es stand in seinem Buch über die Entdecker, und es hieß

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