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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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verkrümmte Leichnam eines Mannes, den die Explosion offensichtlich schwer verletzt, aber wie durch ein Wunder nicht getötet hatte, als sie ihm beide Beine zerschmetterte. Ein Mann, dessen platzende Lungen ihn Blut aus Mund und Nase erbrechen ließen, der seine Finger ins Deck gekrallt hatte, während aus dem Gang die Atemluft ins All entwich.
    Wanderman hat recht, sagte eine leise, ruhige Stimme tief unterhalb ihres Entsetzens. Es kann kein direkter Einschlag gewesen sein. Bei solch einem großen Leck hätte der Gang praktisch augenblicklich den Druck verloren. Der Mann aber muss mehrere Minuten lang gebraucht haben, um zu sterben, er lag da, konnte nicht weg ...
    Sie merkte, dass der Senior Chief sie aus dem Augenwinkel beobachtete, und sie zwang sich, noch einen Moment dazustehen und die unbeschreiblich blutige Szene zu betrachten. Dann holte sie tief Luft.
    »Sie schlugen vor, man solle sich backbords halten, Senior Chief?«, fragte sie und blickte auf das schwer beschädigte Deck an der Steuerbordseite. Ihre Stimme klang ihr in den eigenen Ohren fremd, und dazu lief ihr wellenartig der Schock durch alle Gliedmaßen.
    »Jawohl, Ma'am.«
    »Nun«, sagte sie, »ich bin die leichteste von uns, also gehe ich zuerst und prüfe, ob der Boden trägt.«
     
     

26
    Ragnhild Pavletic und Aikawa Kagiyama trieben durch das kristallklare Vakuum auf Bogey-Drei zu. So weit, wie sie von Nuncio B entfernt waren, hätten sie sich genauso gut in den Tiefen des interstellaren Alls befinden können. Die Sonne des Systems war jedenfalls keine Hilfe, als sie versuchten, Einzelheiten der Schäden am Frachter auszumachen, und Aikawa wünschte sich, wenigstens eine Pinasse wäre so nahe geblieben, dass sie sie mit ihren starken Scheinwerfern unterstützen konnte. Lieutenant Hearns hatte jedoch eisern darauf bestanden, beide auf sichere Entfernung zurückzuziehen.
    Wahrscheinlich noch ein Grund, weshalb ich es lieber hätte, wenn sie nahe wären, dachte er ironisch. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass sie Sicherheitsabstand brauchen.
    Lieutenant Hearns hatte nicht spezifiziert, weswegen sie einen Sicherheitsabstand für nötig erachtete, aber man brauchte kein Hyperphysiker zu sein, um es sich zu denken. Der Dromedar war unbewaffnet und konnte sich keine Chance ausrechnen, etwas so Kleines und Wendiges wie eine Pinasse zu rammen, selbst wenn er noch einen funktionierenden Impellerkeil besessen hätte. Er hatte jedoch ein Fusionskraftwerk, und der Emissionssignatur des Schiffes nach zu urteilen war der Reaktor noch in Betrieb. Und wenn jemand es sich in den Kopf gesetzt hatte, wäre ihm genügend Zeit geblieben, um die Sperrschalter zu überbrücken, die eine Selbstsprengung verhinderten.
    Kein beruhigender Gedanke, dachte Aikawa und blickte Ragnhild an.
    Ihr Gesicht war im Leuchten des Headsup-Displays in ihrem Helm so sichtbar, wie seines es sein musste, und sie schien seinen Blick zu spüren. Ragnhild drehte den Kopf und erwiderte ihn, und durch ihr angespanntes Lächeln wirkte sie genauso unruhig, wie er sich fühlte. Beide wussten sie, dass sie allein als Teil ihrer Ausbildung zu dem Enterkommando gehörten. Lieutenant Hearns hatte sogar Hawk-Papa-Zwo in der Obhut des Bordmechanikers gelassen, um sie herüberzubringen, und das hätte sie niemals getan, wenn sie die Midshipwoman nicht aus einem bestimmten Grund hätte dabeihaben wollen. Und dieser Grund konnte keineswegs eine lange Erfahrung mit solcher Art Vorgehen sein, denn die besaßen die Middys beileibe nicht.
    Aikawa wollte etwas zu Ragnhild sagen - die Frage, ob er sie ermutigen oder bei ihr Ermutigung suchen wollte, hätte er jedoch nicht beantworten können. Er hielt aber den Mund fest geschlossen und machte eine Kopfbewegung, die in einem Raumanzug für ein Schulterzucken stand. Sie nickte zurück, und beide wandten sie sich wieder ihrer Aufgabe zu: den Lieutenants Hearns, Gutierrez und Mann und den Marines in Panzeranzügen zu folgen.
    Bis sie den Frachter erreichten, vergingen noch fünfzehn Minuten. Die meisten Positionslichter von Bogey-Drei waren aus, aber es war unwahrscheinlich, dass es von Gefechtsschäden herrührte. Weit wahrscheinlicher war, dass die Prisenmannschaft sich nie die Mühe gemacht hatte, sie einzuschalten. Wieso auch, wenn sie sich so weit systemauswärts versteckten? Doch Aikawa wünschte, sie hätten die Lichter aktiviert. Die gewaltige, unbeleuchtete Masse des Frachters bildete einen nur schlecht zu erkennenden Koloss, ähnlich einem umnebelten

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