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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wäre heute nicht mehr angemessen. Auch damals, als jeder Uniformierte der Kirche angehörte, hatte ich immer das Gefühl, es könnte nicht in Gottes Absicht liegen, Anbeter auszuheben.«
    Sutton wollte etwas sagen, schloß jedoch wieder den Mund und rutschte auf seinem Stuhl umher.
    Honor blickte ihn an. »Ja, Jared?« forderte sie ihn auf. Der Flaggleutnant zögerte noch einen Moment – es war ihm nach wie vor unangenehm, sich in ein Gespräch zwischen Vorgesetzten einzumischen –, dann verzog er leicht das Gesicht.
    »Mir kam nur ein Gedanke, Mylady. Es ist sehr schade, daß nicht auch andere das des ›Ausheben‹ von Anbetern ebenso verurteilen wie Bruder Jackson.« Er blickte dem Kaplan ins Gesicht.
    In Jareds Augen lag der Anklang einer Entschuldigung, aber auch reichlich Verärgerung. Jared Sutton hatte eine tiefempfundene, persönliche Treue zu seiner Admiralin entwickelt, und Edmond Marchant mochte er nicht im geringsten.
    »Wenn Sie sich auf Lord Burdette beziehen, so brauchen Sie sich um meine Gefühle keine Gedanken zu machen, Jared.« Ironisch schüttelte Jackson den Kopf, aber die Verbitterung, die seine normalerweise so heitere Miene überschattete, strafte die Leichtigkeit seines Tonfalls Lügen. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wohin sich die Lage noch entwickeln wird, aber ich kenne Reverend Hanks gut genug, um zu vermuten, daß er Burdettes Taten kaum freundlich hinnehmen wird. Es ist schon schlimm genug, daß er den Priester, den die Sakristei eingesetzt hat, aus der Kanzel verbannt hat. Aber seinen Siedlern zu befehlen , an Gottesdiensten teilzunehmen, die von diesem elenden Basta …« Der Kaplan schnitt sich selbst das Wort ab und errötete. Fast hätte der Zorn ihn verleitet, einen Kraftausdruck zu benutzen, den in den Mund zu nehmen einem Geistlichen kaum anstand, ganz besonders aber nicht in Gegenwart einer Frau. »Von Marchant, meine ich«, korrigierte er sich ein wenig lahm.
    »Nun, das kann ich so nicht beurteilen.« Honor war fest entschlossen, das Gespräch abzulenken von Burdette und Graysons religiöser … nun, ›Krise‹ konnte man es wohl noch nicht nennen, aber das Ganze nahm durchaus schon ähnliche Ausmaße an. Jackson erkannte den Fingerzeig. »Sie sagten etwas über offizielle und inoffizielle Gottesdienste, Mylady?« fragte er höflich.
    »Ich sagte, daß manticoranische Schiffe keine offiziellen Kapläne besitzen. Es gibt bei uns eben so viele Religionen, Konfessionen und Glaubensgemeinschaften, daß es einfach unmöglich wäre, für jede davon einen Kaplan zur Verfügung zu stellen, selbst wenn wir’s versuchen würden.« Plötzlich lächelte sie. »An Bord des ersten Superdreadnoughts, auf dem ich diente, war der Kommandant römisch-katholisch – Zweitreformierter, glaube ich nicht die Konfession von Alterde –; der Eins-O war ein orthodoxer Jude, der Astrogator Buddhist, der Signaloffizier ein Wissenschaftlicher Agnostiker. Wenn ich mich recht erinnere, war der Taktische Offizier – mein direkter Vorgesetzter – ein Mithrasanhänger, und Chief O’Brien, mein Ortungsmaat, ein Schintopriester. Und all diese Konfessionen lediglich auf der Brücke! Wir hatten rund sechstausend Leute in der Besatzung, und Gott allein weiß, wie viele verschiedene Religionen es dort noch gab.«
    »Bei der Gnade des Prüfers!« murmelte Jackson in einem Ton, der nur zum Teil humorvoll war. »Wie haben Sie es geschafft, daß nicht alles in Chaos versank?«
    »Nun, Manticore ist ohnehin von einem Haufen Freidenkern besiedelt worden«, erklärte Honor. »Nehmen Sie es mir nicht krumm, wenn ich sage, daß es mir manchmal so vorkommen will, als hätte Grayson im wesentlichen eine Kirche, die mehr durch Zufall einen Staat als Anhängsel zur Welt gebracht hat. Mir ist klar, daß sich vieles geändert hat, besonders seit dem Bürgerkrieg, aber allein die Vorstellung eines Staates, der von der Kirche dominiert würde, wäre den manticoranischen Kolonisten ein Greuel gewesen. Dazu hatten sie in der Vergangenheit zu viele trübe Erfahrungen mit Staatskirchen sammeln müssen.« Jackson legte den Kopf schräg, während er Honor zuhörte, und nickte verstehend, aber Sutton blickte verwirrt drein.
    »Entschuldigen Sie, Mylady, aber das kapiere ich nicht«, sagte er.
    »Was die Gutsherrin meint, Jared …« begann Jackson, dann unterbrach er sich und verzog das Gesicht. »Verzeihung, Mylady. Ich glaube, Sie wollten etwas erklären.« Seine Grimasse wurde zu einem Grinsen, und er fügte hinzu:

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