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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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anziehen«, schlug sie vor. Der Kaplan lachte leise und streifte das Chorhemd ab. MacGuiness bedachte Honor mit einem vorwurfsvollen Kopfschütteln, dann nahm er das makellose weiße Kleidungsstück in Empfang und legte es sorgfältig über seinen Unterarm.
    »Das wäre schon alles, Mac«, sagte Jackson ebenfalls lächelnd. Er fuhr mit der Hand über die schwarze Soutane, um eine Falte zu glätten. »Ich bin nun bequem gekleidet, Mylady«, teilte er Honor fröhlich mit. »Schließlich hatte ich diese ›Uniform‹ schon über fünf T-Jahre lang getragen, bevor ich jemals die der Navy anlegte.«
    »Wenn das so ist, wollen wir uns setzen, Gentlemen«, lud sie die Offiziere ein. Sie nahm Platz; Nimitz saß zu ihrer Rechten, Sutton links von ihr, Jackson ihr gegenüber. MacGuiness schenkte den Wein ein. Der erlesene gryphonische Wein, ein roter Chablis aus Wishbone, Gryphons kleinem Südkontinent, war für Honors Geschmack ein wenig zu lieblich. Sie bevorzugte einen guten, herben Rose oder einen kräftigen Burgunder, aber die weicheren Weine aus dem Sternenkönigreich mundeten dem graysonitischen Gaumen eher, und immerhin gab der Chablis einen annehmbaren Aperitif her.
    Als der Steward mit dem Einschenken fertig war, zog er sich zurück, und Honor beobachtete, wie die Gäste vom Weine kosteten. An jedem Sonntag speiste sie nach dem Gottesdienst mit Jackson, und auch Sutton erschien zu nahezu jedem ihrer Essen, denn dies stellte einen Teil seiner niemals endenden Ausbildung dar. Seine Aufgaben verrichtete er mittlerweile erheblich selbstbewußter als zu Anfang und mit weitaus weniger Unbehagen angesichts der hohen Dienstgrade, mit denen er ständig zu tun hatte, aber seine Gewandtheit in den gesellschaftlichen Pflichten als Flaggleutnant bedurfte immer noch ein wenig der Übung. Außerdem gehörte er zu Honors »offizieller« Familie, und sie mochte ihn.
    Sie nippte an ihrem Glas und sah zu Jackson.
    »Wenn Sie nichts dagegen einzuwenden haben, daß eine Ungläubige ihre Meinung sagt, Abraham, mir gefielen die Lieder heute besonders. Insbesondere die Hymne nach der zwoten Lesung.«
    »Gegen Komplimente hatte ich noch nie etwas einzuwenden, Mylady«, entgegnete der Kaplan, »und die Hymne, die Sie meinen, gefällt mir selber sehr gut.«
    »Es klang übrigens anders als die graysonitischen Kirchenlieder, an die ich gewöhnt bin«, stellte Honor fest.
    »Das liegt daran, daß es weitaus älter ist als der Großteil unserer geistlichen Musik, Mylady. Ich glaube, die ursprüngliche Version wurde auf Alterde im neunzehnten Jahrhundert geschrieben – ähem, im dritten Jahrhundert Ante Diaspora –, und zwar von einem Mann namens Whiting. Das war selbstverständlich lange vor dem Raumfahrtzeitalter. Es gab damals nicht einmal bemannte Luftfahrt. Seitdem ist es etliche Male modernisiert und überarbeitet worden. Trotzdem dringt, wie ich meine, noch immer das ursprüngliche Empfinden hindurch, und ich gebe Ihnen recht: Das Lied ist wunderschön. Und es paßt durchaus zum Gottesdienst, finde ich.«
    »Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Andererseits stimmt mein Musikgeschmack sowieso mit dem Ihren überein, den ich für ausgesprochen gut halte. Ich wünschte nur, ich hätte eine Singstimme, die nicht klingt wie der Gefechtsalarm.«
    Mit erhobenem Glas bedankte sich Jackson für das Kompliment und stimmte gleichzeitig ihrer ironischen Bemerkung zu. Honor lächelte ihn an, dann wurde ihre Miene nachdenklich.
    »Wissen Sie«, begann sie langsam, »mir kommt es noch immer … merkwürdig vor, daß an Bord eines Kriegsschiffs offizielle Gottesdienste abgehalten werden.« Als Jackson die Stirn krauste, schüttelte sie rasch den Kopf. »Nicht falsch, Abraham, nur merkwürdig. Auch an Bord manticoranischer Kriegsschiffe gibt es Gottesdienste, und jeder Kommandant und jede Kommandantin versucht, die Dienstpläne danach auszurichten, aber sie finden auf rein freiwilliger Basis statt, und die Leute, die sie abhalten, haben auch noch andere Pflichten an Bord. Die RMN hat kein Kaplanskorps, wie Sie wissen.«
    »Nun, Gerechtigkeit muß sein, Mylady«, entgegnete Jackson nach kurzem Überlegen. »Jeder Grayson fände die Idee, daß irgendeine Navy ohne Kapläne auskommen könnte, ebenso merkwürdig. Seit wir manticoranisches Personal ›borgen‹, machen wir selbstverständlich einige Konzessionen – was ich übrigens gerechtfertigt finde. Früher pflegte die Teilnahme am Gottesdienst keine freie Entscheidung, sondern obligatorisch zu sein; das

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