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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sprach, sah sie sich mit großem Interesse um, das linke Auge weiterhin auf Lichtverstärkung geschaltet.
    »Wie Sie erkennen, Mylady«, sagte der Commander, »haben wir eins im Überfluß: Schiffsvolumen. Bei der Planung des Umbaus sagte man sich, daß man diesen Platz auch nutzen sollte. Wir hinken eigentlich nur deswegen dem Fertigstellungstermin hinterher, weil BuShips der Genehmigung des ursprünglichen Entwurfs so viele Änderungen nachgeschoben hat.«
    Die drei Menschen und der Baumkater hielten durch das Vakuum auf einen der Lichtflecken zu, und Schubert zehrte seinen Impuls in einem sanften, eleganten Bogen auf. Honor und LaFollet taten es ihm gleich, und als der Werftoffizier auf die Arbeitsgruppe in schweren Raumanzügen vor ihnen wies, schaltete Honor ihr Auge wieder auf Normallicht um.
    »Das hier ist eine der Hauptschienen, Mylady«, sagte er nun völlig ernst. »Davon gibt es sechs in gleichen Abständen rings um den Laderaum, und alle zwohundert Meter haben wir Querschienen verlegt. Sie werden je sechs Gondeln auf einmal aussetzen können, und wenn Sie einen Teil der Schienen verlieren, dann können Sie die Gondeln zur nächsten Querschiene umleiten, Sie haben also immer noch Zugriff auf die Nutzlast der zerstörten Schienen.«
    »Verstanden, Commander«, murmelte Honor und beobachtete das Arbeitsteam. Die letzten Schweißarbeiten waren beendet, nun wurde der Kraftübertragungsweg getestet. Honor empfand beinahe widerstrebend Bewunderung für den Entwurf. Admiral White Haven war am Projekt Trojanisches Pferd nicht beteiligt, und deshalb hatte er ihr nur einen sehr groben Überblick verschaffen können, was BuShips beabsichtigte, aber sie hatte Zeit gefunden, eigene Recherchen anzustellen und war wider Willen beeindruckt.
    Honor hatte persönliche Grunde, Admiral der Roten Flagge Lady Sonja Hemphill nicht zu mögen. Die ›Horrible Hemphill‹, wie man sie in gewissen Kreisen der Flotte nannte, war die führende Sprecherin der Jeune ecole , der Strömung innerhalb der Navy, welche die Ansichten von Offizieren wie Earl White Haven – oder Lady Honor Harrington – als ›überkommen‹ ablehnte. Hemphill räumte durchaus ein, daß einiges für das eingehende Studium klassischer Strategie und Taktik spreche, aber sie vertrat – mit Vehemenz – die Ansicht, daß diese Doktrin mittlerweile versteinert sei. Die Bewaffnung eines modernen Wallschiffs beruhte nach Ansicht der Jeune ecole auf einer Reihe winziger Verbesserungen an einem Konzept, das schon vor Jahrhunderten eingeführt worden war und infolgedessen bis an die Grenzen ausgereizt war. Nach Hemphills Ansicht war die Erforschung der Möglichkeiten schon vor Jahrzehnten zum Stillstand gekommen, und die Jeune ecole wollte die »ineinander verkeilten Betonpfeiler überholter Konzepte« durch die Einführung neuer Waffen brechen. Dabei handelte es sich um technische Entwicklungen, die so radikal neu waren, daß keine Flotte sie ablehnen konnte – wenn diese Flotte noch eine Chance gegen eine Navy haben wollte, die sich diese Neuerungen angeeignet hatte.
    In einem gewissen Maß stimmte Honor sowohl Hemphills Analyse als auch ihrem Ziel zu. Sie glaubte nicht an magische Kugeln, aber die Taktikerin in ihr verabscheute den Formalismus, der bei Flottengefechten zur Norm geworden war, und als Strategin verlangte es sie nach einer Möglichkeit, Schlachten wieder entscheidend führen zu können, und nicht als halbherzige Angelegenheiten, aus der sich der Unterlegene jederzeit zurückziehen durfte.
    Angesichts der Entfernungen bei interstellarer Kriegführung bedeutete ein »Blitzschlag« gegen ein lebenswichtiges Nervenzentrum des Feindes – zum Beispiel gegen das Haven-System –, das eigene strategische Zentrum zu entblößen. Wenn man über ausreichende Überlegenheit verfügte, konnte man die eigenen kritischen Punkte schützen und gleichzeitig die des Gegners angreifen, aber in einem ernsthaften Krieg war das nur selten der Fall. Lehnstuhlstrategen vergaßen dieses Problem, wenn sie danach fragten, weshalb eine Navy sich überhaupt die Mühe mache, die dazwischenliegenden Sonnensysteme zu erobern. Schiffe könnten sich schließlich unbehindert durch die Weiten des Alls bewegen und durchaus vermeiden, kurz vor ihrem Ziel noch abgefangen zu werden, wenn man den Anmarschweg gut plane – also warum versuche man so etwas nicht? Und die Volksrepublik habe in den über fünfzig Jahren, in denen sie Eroberungskriege führte, solche Schläge doch schon zur

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