Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden
es mit Kreuzern und Schlachtkreuzern aufzunehmen, aber Hemphill hatte sich einen Engpaß in der Fertigung von Superdreadnoughts zunutze gemacht. Die Rumpfproduktion war unplanmäßig von der Waffenproduktion überholt worden, und Hemphill hatte die Admiralität überzeugen können, ihr einige der überschüssigen Laser und Graser zu überlassen. Die Wayfarer trug zwar nur rund halb so viele Energielafetten wie ihre havenitischen Gegenstücke, aber die wenigen, die sie hatte, waren etwa dreimal so schwer. Wenn sie jemals nahe genug an einen Gegner herankam, um mit diesen Strahlerbatterien auf ihn zu feuern, dann würde ihr Ziel sicherlich nicht jubilieren.
Auch an einem Raketengefecht mit der Wayfarer hätte kein Pirat besonders viel Freude. Da die Trojaner als bewaffnete Handelskreuzer geplant waren, hatte Hemphill die Admiralität überzeugt, Nägel mit Köpfen zu machen und abgesehen von einer großzügigen Bestückung mit Ersatzteilen und anderem Wartungsmaterial die gesamte Frachtkapazität zu streichen. Selbst nach der Installation der zusätzlichen Umweltsysteme, die für die Lebenserhaltung der Marines und Waffenbedienungen der Wayfarer erforderlich waren, blieb den Konstrukteuren noch ein gewaltiges Schiffsvolumen übrig – ein Schiff der Caravan -Klasse masste immerhin 7,35 Megatonnen. Und die Konstrukteure stellten ihre verschlagene Erfindungsgabe unter Beweis. Zunächst hatten sie mit dem großzügigen Magazinraum einen überwältigenden Munitionsvorrat für die zwanzig Raketenwerfer in den Breitseiten bereitgestellt, Raketenwerfer, die ähnlich den Strahlerbatterien so schwer waren, wie man sie normalerweise nur in einem Superdreadnought der Gryphon -Klasse fand. Schließlich war es durchaus zu rechtfertigen, einem Schiff so viel Munition mitzugeben wie nur irgend möglich, wenn es höchstwahrscheinlich für ausgedehnte Zeit abseits der Nachschubwege operieren mußte, aber das war bezüglich der Breitseitenbewaffnung nur eine beinahe zweitrangige Überlegung. Der tatsächliche Vorteil im Gefecht auf große Entfernung beruhte auf einem vollkommen neuen Ansatz, den Honor ohne Einschränkungen und eindeutig unterstützte.
Der Laderaum Nummer Eins der Wayfarer war komplett umgebaut worden und diente einzig und allein dem Zweck, Raketengondeln unterzubringen. Seine Größe stellte den Raum für Hunderte dieser Gondeln zur Verfügung. Eine besonnene Modifizierung ihres Hecks gestattete ihr die Fähigkeit zu etwas, das kein reguläres Kriegsschiff vermochte. Ein Superdreadnought konnte innerhalb seines Impellerkeils zehn oder sogar zwölf Gondeln mit sich schleppen und im Gefechtsfall die Raketen zusammen mit der internen Breitseite starten. Kleine Kriegsschiffe mit engeren und schwächeren Impellerkeilen mußten die Gondeln außerhalb der Keile mitschleppen, was zur Folge hatte, daß die Raketengondeln das Beschleunigungsvermögen des Schiffes reduzierten und außerdem empfindlich gegenüber Naheinschlägen wurden, denn sie befanden sich ja außerhalb der schützenden Seitenschilde des Schiffes. Die Wayfarer besaß eine geringere Heckbreite als ein Kriegsschiff und verfügte über keine traditionelle achterne Jagdbewaffnung, mit der das Heck eines Kriegsschiffes normalerweise bis an die Belastungsgrenze vollgestopft war. Trotz der Platzschwierigkeiten war es Commander Schubert gelungen, Laderaum Eins fast bis zur Heckplatte nach achtern auszudehnen. Auch die Laderaumtore waren weiter nach achtern versetzt worden, und nun konnte während der Fahrt Fracht aus der Hecköffnung des Impellerkeils ausgestoßen werden – da sich diese Öffnung ohnehin nicht mit einem Seitenschild schließen ließ. Das System der Ausstoßschienen gestattete der Wayfarer Salvenschießen mit jeweils sechs Gondeln mit zehn Raketen bei einer Frequenz von einer Salve alle zwölf Sekunden. Das hieß, daß sie allein aus den Gondeln dreihundert Raketen pro Minute ins All schleudern konnte – und dazu kamen noch die Raketenwerfer der Breitseite.
Doch die Konstrukteure hatten hier noch nicht Halt gemacht. Da ihnen so viel Raum zur Verfügung stand, hatten sie die Laderäume Drei und Vier zu LAC-Hangars umgerüstet. Aus zahlreichen Gründen waren traditionelle Leichte Angriffsboote hyperraumtüchtigen Kriegsschiffen bei weitem unterlegen. Die geringe Größe der LACs ließ keinen Platz für Hypergeneratoren, daher konnten sie nicht in den Hyperraum transitieren. Sie besaßen auch keine Warshawski-Segel und vermochten daher nicht innerhalb
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