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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Solaren Liga nicht zu gefährden, nicht die Kampfmoral des Feindes indirekt zu stärken oder die unsrige zu schwächen. Aber darüber hinaus sind meine Kenntnisse über die wirtschaftlichen oder politischen Dimensionen des Krieges begrenzt. Erinnern Sie sich an unser Gespräch am Tag Ihrer Ankunft? Seit ich erwachsen bin, habe ich den Dunstkreis der Streitkräfte nicht verlassen und nur wenig Berührung mit der äußeren Gesellschaft gehabt. Und ich habe das deutliche Gefühl, daß ich mich während eines Krieges wie diesem an das halten sollte, womit ich mich auskenne.«
    »Da haben Sie vielleicht recht«, antwortete Ransom. »Offen gesagt könnte es angesichts Ihrer Leistungen an der Front ein Fehler sein, wenn wir Sie ins Hauptsystem zurückbeordern würden. Ohne vernünftige politische Direktiven ist ein Sieg unmöglich, aber wir brauchen auch Offiziere, die in der Lage sind, diese Direktiven auf dem Schlachtfeld umzusetzen.«
    Theisman antwortete mit einem Nicken, das eine halbe Verbeugung war, aber er sagte nichts.
    Ransom senkte die Hände und fuhr damit die Armlehnen entlang. »Sie haben mir genug Material zum Nachdenken gegeben, Bürger Admiral. Vielleicht war es übereilt von mir, die Übereinkünfte als nutzlos abzutun. Wissen Sie, ich weiß immer noch keinen Grund, weshalb wir uns an obsolete Verträge gebunden fühlen sollten, die von unseren Klassenfeinden zu unserem Nachteil entworfen wurden, wenn es doch vorteilhaft für uns wäre, sie zu brechen. Aber Sie haben mir zu Bewußtsein gebracht, wie unklug es sein kann, diesen Schritt zu gehen, ohne die Konsequenzen sorgfältig erwogen zu haben.«
    Theisman nickte wieder. Aufgrund seiner Anspannung und des Übermaßes an billigem Whiskey fühlte sich sein Magen nur noch wie ein enger Knoten an; die Anstrengung, sich nichts davon im Gesicht und an der Stimme anmerken zu lassen, weckte in ihm das immer stärker werdende Verlangen, sich zu übergeben. Doch wenigstens sah es ganz so aus, als trügen seine Anstrengungen Früchte. Nun durfte er auf keinen Fall über die vielen anderen Wege nachdenken, auf denen jemand wie Ransom Katastrophen hervorrufen konnte – oder Greueltaten.
    »Ungeachtet dessen«, sagte sie forscher und erhob sich schwungvoll aus dem Sessel, »ist es im Moment wohl wirklich nicht angeraten, die Übereinkünfte unilateral aufzukündigen.« Die Erleichterung, die Theisman bei diesen Worten durchfuhr, machte ihn so wackelig in den Knien, daß er Schwierigkeiten hatte, ebenfalls vom Tisch aufzustehen. Aber Ransom war noch nicht fertig. »Und was die Fälle angeht, in denen eine Verletzung angeraten erscheint«, fügte sie hinzu, »müssen wir uns unsere Rechtfertigung sehr sorgfältig überlegen – auch da haben Sie ins Schwarze getroffen, Bürger Admiral.«
    Zum Glück für Thomas Theisman hatte sie sich im Sprechen zur Tür umgedreht und bemerkte daher nicht den Ausdruck unverhohlenen Entsetzens, der sich bei ihren Worten trotz Aufbietung aller Selbstbeherrschung in seinem Gesicht zeigte.
    »Ja«, fuhr Ransom nachdenklich fort, während er sie höflich zur Tür begleitete, »da gibt es einiges zu überdenken. Vielleicht sollten wir alle Entscheidungen über Kriegsgefangene zentralisieren. Die Namen aller gefangenen Alliierten könnten dann über zentralisierte Hauptquartiere an die Liga-Inspektoren weitergeleitet werden. Man könnte im Zuge dessen den Einsatz der Inspektoren sogar primär auf die Planeten beschränken, auf denen wir diese HQs einrichten, und sie ansonsten nur in Begleitung umherreisen lassen, nicht wahr?« Je länger sie sprach, desto begeisterter klang sie. »Aber natürlich! Wir könnten anführen, daß es um unsere militärische Sicherheit geht und ein geordneter Ablauf der Formalitäten es uns erleichtert, unseren Kriegsgefangenen die angemessene Behandlung zukommen zu lassen. Das wäre sogar die Wahrheit! Und selbstverständlich …« – sie warf ihm eines ihrer frostigen Haifischlächeln zu – »bedeutet es, daß wir niemals zugeben brauchten, einen … unliebsamen Gefangenen je gesehen zu haben. Wie schade, daß ich nicht schon vorher daran gedacht habe! Das gegenwärtige Problem wäre dadurch erheblich entschärft worden …«
    Die Ministerin für Öffentliche Information blieb an der Tür stehen und bestand darauf, ihm voll Wärme die Hand zu drücken; Theisman mußte aufsteigende Galle herunterwürgen.
    »Ich danke Ihnen sehr, Bürger Admiral!« rief Ransom enthusiastisch. »Sie haben einen unschätzbaren

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