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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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folgen, können wir uns als die natürlichen Verbündeten des Volkes im Sternenkönigreich darstellen. Denken Sie nur daran, daß höchstens zwanzig Prozent der Kriegsgefangenen Offiziere sind, Bürgerin Minister. Und nicht einmal alle Offiziere stammen aus Adelskreisen oder aus plutokratischen Klassen. Anders gesagt gehören wenigstens achtzig Prozent der Gefangenen, die von unserer Einhaltung der Deneber Übereinkünfte profitieren würden, zu den unteren Schichten der manticoranischen Gesellschaft. Indem wir betonen, daß wir unsere Gefangenen nach dem Wortlaut der Übereinkünfte behandeln, versichern wir unseren natürlichen Verbündeten in den Reihen des Feindes, daß wir sie gut behandeln werden, sollten sie kapitulieren – oder auf unsere Seite wechseln.«
    »Hm …« Nachdenklich rieb sich Ransom die Nasenspitze, dann nickte sie zögernd. »An dem, was Sie sagten, ist sicherlich einiges dran, Bürger Admiral«, gab sie zu. »Wenn wir die Deneber Übereinkünfte zur Grundlage unserer offiziellen Linie machen, müssen wir natürlich die Fälle sehr sorgfältig auswählen, bei denen wir uns nicht an diese lächerlichen Bestimmungen halten wollen. Wenn wir das außer acht lassen, werden die manticoranischen Propagandisten gewiß die Einzelfälle, in denen wir anders … disponieren, zum Beweis dafür erheben, daß wir lügen.«
    »Das mag wohl sein, Ma’am.« Natürlich ist es so, du dämliches Luder! Was glaubst du wohl, weshalb ich das vorgeschlagen habe? dachte Theisman bei sich und ließ sich äußerlich nichts davon anmerken. »Ich lege Ihnen lediglich meine Sicht der Dinge dar.«
    »Dessen bin ich mir bewußt, Bürger Admiral. Aber sprachen Sie nicht von einem weiteren, einem dritten Vorteil?«
    »Jawohl, Ma’am. Einfach gesagt handelt es sich um eine Frage der Gegenseitigkeit. Wenn wir unsere Gefangenen gut behandeln, können wir verlangen, daß die Manties mit unseren Leuten, die in Gefangenschaft geraten, ebenfalls anständig umspringen. Sie werden unsere Leute wenigstens so gut behandeln müssen wie wir ihre, oder sie verlieren im Propagandakrieg an Boden. Meiner Meinung nach lohnt sich das für uns aus zwo Gründen. Erstens glaube ich, daß wir moralisch verpflichtet sind, nach Kräften dafür zu sorgen, daß die Menschen, die den Volkskrieg führen, unter allen Umständen so gut behandelt werden wie möglich – einschließlich nach ihrer Gefangennahme durch den Feind. Zwotens stärkt es die Kampfmoral der Volksflotte, wenn unsere Leute wissen, daß sie eine gute Behandlung erwartet, wenn sie in Feindeshand geraten.«
    Eigentlich hatte er noch ein weiteres Argument anführen wollen, weshalb die gute Behandlung auf Gegenseitigkeit für die kriegsgefangenen Haveniten besonders wichtig sei. Doch wurde ihm noch rechtzeitig bewußt, was er tat, und so verkniff er sich, die Ministerin für Öffentliche Information darauf hinzuweisen, daß die Manties bisher zehn- bis fünfzehnmal so viele Gefangene gemacht hatten wie die VRH. Ein kluger Schachzug wäre diese Anmerkung wohl kaum gewesen.
    »Aha«, sagte Ransom wieder. Sie stützte die Ellbogen auf die Armlehnen und ihr Kinn auf die aneinander gelegten Finger. Mit glanzlosen Augen musterte sie Theisman, der den Blick erwiderte und dabei versuchte, seinen rebellierenden Magen zu ignorieren. »Ich muß zugeben«, sagte sie nach kurzem Schweigen, »daß ich von Ihrer Argumentation und den Gedankengängen, auf die sie sich gründet, durchaus beeindruckt bin, Bürger Admiral. Jammerschade, daß Sie bislang so … apolitisch gewesen sind. Wir brauchen dringend Flaggoffiziere mit Ihren Einsichten.«
    »Ich bin apolitisch gewesen, weil ich mich nicht für eine politische Laufbahn geeignet halte«, entgegnete Theisman mit gut zehntausend Prozent Untertreibung.
    »Da wäre ich mir gar nicht so sicher«, sinnierte Ransom. »Die propagandistischen Aspekte der Situation haben Sie jedenfalls sehr klar erfaßt.«
    »Sehr schmeichelhaft, daß Sie das sagen, Ma’am, aber ich weiß nicht recht, ob ich Ihnen zustimmen kann«, erwiderte Theisman. Daß sie mir zugesteht, irgendeinen Aspekt der Situation ›klar erfaßt‹ zu haben, verrät nur, wie kläglich sie selbst bei der Beurteilung der Lage gescheitert ist , dachte er. »Wenn Sie näher darüber nachdenken, werden Sie feststellen, daß meine Beobachtungen nur die militärischen Aspekte Ihrer Übereinkunfts-Politik berücksichtigen. Ich mache mir Gedanken darüber, unseren Kontakt zu den technischen Experten aus der

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