Honor Harrington 7. In Feindes Hand
fort. »Wir haben Order erhalten, den Geleitzug JNMTC-76 von Grayson nach Treadway zu eskortieren. Ich weiß, daß wir neulich abends schon darüber gesprochen haben, doch nun stehen uns reale Zahlen und Bestimmungsorte zur Verfügung, mit denen wir arbeiten können, nicht nur Spekulationen. Einige Entscheidungen stehen an. Marcia?« erteilte sie dem Operationsoffizier das Wort.
McGinley beugte sich ein wenig vor. »Laut Command Central, Mylady, haben wir insgesamt zwanzig Schiffe von Jelzins Stern nach Casca, dann nach Quest, Clairmont, Adler und via Candor wieder nach Hause zu bringen. Alle Frachter sind JNMTC-Schiffe, so daß wir relativ hohe Marschfahrt anlegen können, aber im Casca-System werden wir wenigstens sechsunddreißig Stunden Aufenthalt zum Umschlagen von Fracht haben. Außerdem werden wir dort ein Schiff detachieren, weitere drei auf Clairmont Station. Die größte Lieferung ist für Adler bestimmt: zwo Truppentransporter mit Marines und fünf Nachschubschiffe, aber diese Schiffe werden sich lediglich im Vorbeiflug von uns lösen, während es für uns weiter geht nach Treadway. Dort geben wir weitere drei Schiffe ab und nehmen vier leere mit, die nach Jelzins Stern sollen, und verbringen vier Tage im Candor-System, wo die letzten sieben Schiffe des ursprünglichen Konvois ihre Ladung löschen. Dann geht es wieder zurück nach Jelzins Stern. Geschätzte Reisedauer insgesamt etwa zwo Monate.«
Sie hielt inne, um Gelegenheit für Fragen zu bieten. Es gab keine, und Honor forderte sie mit einem Nicken auf, weiterzusprechen.
»Ich brauche eigentlich nicht zu erwähnen, daß wir immer damit rechnen müssen, havenitischen Raidern zu begegnen«, fuhr McGinley fort. »Nach den letzten Meldungen des Nachrichtendienstes hat die Volksflotte an der Südflanke größere Schwierigkeiten. Leider sind die Aufklärungsergebnisse weniger eindeutig als mir lieb wäre, und deshalb bestehen mehrere Interpretationsmöglichkeiten. Mit Ihrer Erlaubnis, Mylady, möchte ich Jasper bitten, näher auf diesen Punkt einzugehen.«
»Aber gern. Jasper?«
Der graysonitische Nachrichtenoffizier wirkte plötzlich noch jünger als sonst, nichtsdestotrotz stellte er sich mit ernster Miene den Blicken der Vorgesetzten im Stabe.
»Zuerst muß ich noch einmal betonen«, sagte er, »daß unsere Aufklärung, wie von Commander McGinley angedeutet, weniger fundiert ist, als uns lieb sein kann. An und für sich können die Havies noch nicht genügend Kampfstärke zusammengekratzt haben, um Barnett gegen einen entschlossenen Angriff zu halten. Dennoch verfügen sie dort über genügend Feuerkraft, um uns an jedem bemannten Aufklärungsvorstoß oder dem Einschleusen von RDs ins innere Sonnensystem zu hindern. Deshalb können wir mit Bestimmtheit nur eins sagen: daß unsere Patrouillen die etwaige Ankunft nennenswerter Zahlen von Wallschiffen nicht bemerkt haben.
Unser größtes Problem besteht darin, daß wir in diesem Sektor momentan längst nicht so stark sind, wie wir gerne wären. Trevors Stern hat die verfügbare Tonnage der Haveniten zum größten Teil gebunden, aber leider gilt das gleiche auch für unsere Schiffe. Weil nach der letzten Schlacht dort zahlreiche Großkampfschiffe in die Reparatur mußten, sind ruhigere Sektoren einschließlich des unseren kräftig geplündert worden, um Admiral Kuzak angemessene Kampfstärke zu geben. Hinzu kommt die Formierung der Achten Flotte; sie hat überall zwischen Jelzins Stern und Barnett sämtliche Reserven erschöpft. Dadurch sind unsere Vorposten geschwächt und nicht in der Lage, aggressive Aufklärungsvorstöße in havenitische Systeme vorzunehmen. Ohne diese Aufklärung können wir nur raten, was auf der anderen Seite des Hügels so vorgeht.«
Er schwieg kurz, um seine Worte wirken zu lassen.
»Aufgrund der vorliegenden Informationen und der Schätzungen unserer Spezialisten«, fuhr er fort, »hält Command Central die meisten havenitischen Vorposten für schwach. Vermutlich gibt es jeweils nicht mehr als einen Schirm aus Leichten Kreuzern, die im Falle eines Falles primär Barnett warnen sollen, daß sich ein Angreifer auf dem Vormarsch befindet, und nur in zwoter Linie ihre Station verteidigen. Command Central vermutet außerdem, daß die havenitischen Systemkommandeure sich vorsichtig verhalten werden, weil sie damit rechnen müssen, daß wir früher oder später mit Macht in ihre Kommandobereiche einfallen. Während Command Central sich nicht zu der Prognose durchringen kann, daß
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