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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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der Feind eine rein defensive Position beziehen wird, erwartet man dort dennoch eher Zaudern als Entschlossenheit.«
    »Ich verstehe.« Honor lehnte sich zurück und schürzte die Lippen, dann hob sie den Arm und streichelte Nimitz die Ohren, der sich auf der Rückenlehne ihres Stuhles räkelte. Sie blickte Mayhew ins Gesicht. »Soll ich Ihrer Formulierung entnehmen, daß Sie diese Erwartung nicht ganz teilen, Lieutenant?«
    »Jawohl, Mylady. Ich teile sie nicht.« Manch ein Lieutenant hätte nun gestockt und gestottert, Mayhew schüttelte indes nur unerschüttert den Kopf. »Nach dem letzten Bericht des manticoranischen ONI heißt der neue Kommandeur des Barnett-Systems Admiral Thomas Theisman.« Honor wölbte unwillkürlich die Augenbrauen. Das hörte sie nun zum ersten Mal, und plötzlich besaß ihr Feind ein menschliches Antlitz. Sie kannte Theisman und empfand großen Respekt vor seinen Leistungen und seiner Initiative. »Ich habe mich mit dem Dossier Theisman befaßt«, fuhr Mayhew fort, der die Gedanken seiner Geschwaderchefin nicht kannte, »und er paßt nicht in das üble Bild eines havenitischen Flaggoffiziers. Er geht Risiken ein. Ich würde ihn nicht unbesonnen nennen wollen, doch er hat mehrfach gezeigt, daß er auch dann handelt, wenn die Chancen zwar schlecht für ihn stehen, aber sein Urteilsvermögen ihm sagt, er könne es schaffen. Früher oder später wird er deswegen vor dem Erschießungskommando landen. Schließlich kann er nicht immer recht haben. Er braucht nur eine Operation in den Sand zu setzen, und er ist erledigt. Bislang hat er aber immer seine Zielvorgaben erfüllt, und ich glaube nicht, daß er seine Vorgehensweise in nächster Zeit ändert.«
    »Verstanden«, erwiderte Honor. Sie rieb sich die Nasenspitze und wandte sich an Venizelos und McGinley. »Stimmen Sie und Marcia mit Jasper überein, Andy?«
    »Im Grunde schon«, antwortete Venizelos. »Wir sind uns über die Bedingungen der Geleitmission ein wenig uneins, meiner Meinung nach stimmt Jaspers Einschätzung von Admiral Theisman jedoch. Außerdem habe ich mit Konteradmiral Yu über ihn gesprochen.« Venizelos hatte wie sie selbst gegen Theisman gekämpft und ihn kennengelernt, als der havenitische Admiral noch Commander gewesen war. Alfredo Yu jedoch hatte Theisman bei der letzten Operation, die er als Captain der Volksflotte von Haven durchführte, zu seinem Stellvertreter gemacht. Wenn jemand im Dienste der Allianz Einblicke in Thomas Theismans Denkweise besaß, dann Yu.
    »Admiral Yu zufolge«, führte Venizelos weiter aus, »ist Theisman ein sehr gefährlicher Mann. Der Admiral charakterisiert ihn als entschlossen, intelligent und berechnend. Theisman befaßt sich ausführlich mit der jeweiligen Situation und nimmt eine unabhängige Lagebeurteilung vor; wann immer es möglich ist, handelt er aufgrund seiner Einschätzung, auch wenn er dazu in mehr oder weniger kreativer Weise seine Befehle beugen muß – was meiner eigenen Bewertung dieses Mannes entspricht. Offen gesagt staune ich, wie lange er unter dem neuen Regime überlebt hat. Ich stimme Jasper zu, daß Command Central einen ernsten Fehler begehen könnte, wenn man von Theisman Passivität und defensives Verhalten erwartet.«
    »Wo sind Sie und Jasper sich ›ein wenig uneins‹?«
    »Wenn Sie gestatten, Mylady, möchte ich diese Frage beantworten«, sagte McGinley, und Honor nickte ihr auffordernd zu.
    »Wir differieren nicht darüber, ob Theisman sich nun so offensiv verhalten wird, wie es ihm seine Mittel erlauben, sondern vielmehr über die Frage, welche Mittel ihm denn eigentlich zur Verfügung stehen. Angesichts unserer relativen Schwäche in diesem Sektor befürchtet Jasper, daß Theisman unsere Systemvorposten mit einer Serie von gezielten Schlägen angreifen könnte. Wenn er tatsächlich die dazu nötige Kampfstärke besitzt, wäre diese Strategie für ihn am günstigsten. Eingedenk der weitaus größeren Gefahr, die Trevors Stern für das Herz der Volksrepublik darstellt, bezweifle ich jedoch, daß die Volksflotte größere Zahlen Wallschiffe ins Barnett-System abstellt. An sich kann Haven nämlich gar nicht genügend Kampfkraft in dieses System verlegen, um eine ernstgemeinte Offensive abzuweisen. Deshalb erwarte ich, daß alle Verstärkungen für das Barnett-System aus relativ leichten Einheiten bestehen, Schiffen, die entbehrlich sind und sich besser zur Flankensicherung eignen – und ganz besonders als Handelsstörer. Theisman müßte mindestens

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