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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Harringtons Augen erschien all das ein wenig übertrieben. Sie wusste von den Sicherheitseinrichrungen in Harrington House und hatte sich sogar daran gewöhnt, dass die Waffenträger des Guts unbeirrbar ihren Mann und sie überwachten. Zugleich war sie sehr dankbar, dass man es mit ihrem Schutz nicht so furchtbar übertrieb wie bei der armen Honor. Andererseits hatte sie in Anbetracht des Bevorstehenden durchaus mit erheblichem Sicherheitsaufwand gerechnet (und wenn nicht, so wäre das Gesicht, das Miranda LaFollet bei ihrem Vorschlag gemacht hatte, ihr wohl Warnung genug gewesen). Miranda fungierte nach wie vor als Personalleiterin des Guts, sodass sie mit mehr als nur ein wenig Beklommenheit die eigentliche Einladung verschickt hatte. Allison hatte nicht bezweifelt, dass die Geladenen auch wirklich kommen würden, und sie hatte Recht behalten. Hätte sie aber begriffen, dass eine einfache Einladung zum Abendessen genug Leute beschäftigen würde, um eine manticoranische Marineinfanteriebrigade aufzustellen, dann hätte sie vermutlich von vornherein nicht den Mut gehabt, die Einladung auszusprechen.
    Nicht ›Mut‹ , verbesserte sie sich. Frechheit.
    Dieser Gedanke half ihr, und ihr Lächeln wirkte natürlicher, als Alfred und sie in Begleitung Howard Clinkscales’ unter dem Säulengang hervortraten, um die Gäste zu begrüßen. Rechts von ihnen gingen Miranda und Farragut, links von Alfred kam James MacGuiness, der seit seiner Rückkehr nach Grayson Zivilkleidung trug. Auf Benjamins IX. persönliche Bitte hatte die RMN dem Steward unbegrenzten Urlaub gewährt, damit er weiterhin als Haushofmeister von Harrington House dienen konnte. Sein Blick schweifte ebenso wachsam umher wie die Blicke der Waffenträger, aber er suchte nach Unvollkommenheiten, nicht nach Attentätern.
    Er fand nichts. Die Grünuniformierten auf beiden Seiten der Tür nahmen makellose Habtachtstellung ein, die Augen unverrückbar nach vorn gerichtet, als der Bodenwagen anhielt. Der Kontragraveffekt erstarb, und mit dem Knirschen von Kies senkte der Wagen sich herab. Dann öffnete sich die vordere Fahrgasttür, und ein Mann stieg aus – ein athletisch wirkender Major im Kastanienbraun und Gold der Mayhew-Waffenträger, von dessen Schulter die Achselschnur des Palastschutzes hing.
    Der Major musterte die Umgebung, während er den Meldungen aus seinem Ohrhörer lauschte. Gravschlitten zischten durch das Portal und landeten. Ein Dutzend weiterer Mayhew-Waffenträger kamen im Laufschritt zum Major und bildeten einen wachsamen, offenen Ring um den Wagen. Schließlich nickte der Offizier, woraufhin ein Sergeant den Wagenschlag öffnete und Haltung annahm. Benjamin IX. stieg aus und trat zur Seite.
    Der Protector winkte Allison, Alfred und Clinkscales zu, die ihm die Stufen hinab entgegenkamen, dann drehte er sich um und half Katherine Mayhew, seiner älteren Frau, aus dem Fond. In den Tagen, die Honors Begräbnis vorausgingen, hatten Allison und Katherine sich mehrmals kurz gesehen, doch wegen der Erfordernisse des Protokolls und der Trauer war es ihnen nicht möglich gewesen, einander wirklich kennen zu lernen. Trotz aller unnachgiebigen Förmlichkeit, von denen diese Tage erfüllt gewesen waren, hatte Allison geglaubt, in Katherine eine verwandte Seele entdeckt zu haben. Hier endlich gereichte es ihr einmal zum Vorteil, nicht in eine von aristokratischen Traditionen bestimmte Gesellschaft hineingeboren worden zu sein. Zwar verstand sie deren Mechanismen durchaus und beachtete sie mittlerweile sogar – zumeist wenigstens, denn sie waren kein Bestandteil ihrer kulturellen Prägung. Katherine Mayhews exaltierte Stellung beeindruckte sie daher weit weniger als angemessen, und sie freute sich sogar darauf, engeren Kontakt zur Gattin des Protectors zu bekommen, denn sie glaubte, dass sie einander zu sehr ähnelten, um nicht Freundinnen zu werden. Selbst in der Körpergröße stimmten sie überein – man konnte sagen, sie beide seien ›winzig‹. Als Allison sich nun Katherine näherte, streckte die First Lady von Grayson ihr die Hand entgegen.
    »Guten Tag, Madam Mayhew«, sagte Allison förmlich, und Katherine schüttelte den Kopf.
    »Ich würde es eigentlich vorziehen, wenn Sie mich ›Katherine‹ nennen würden – oder sogar ›Cat‹«, entgegnete sie. »Wenn es von einer Harrington kommt, klingt mir ›Madam Mayhew‹ viel zu steif.«
    »Ich verstehe … Katherine«, murmelte Allison, und die First Lady drückte ihr die Hand, dann wandte sie

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