Honor Harrington Bd. 16
Hilfe, die ihr brauchen könnt. Sag ihnen einfach, sie sollen irgendwo vor dem Restaurant warten. Meine Leute werden sie schon erkennen. Schließlich jagen sie ihresgleichen seit Jahrzehnten.«
Thandi erstickte fast. »Victor, äh ... Himmel. Das sprichwörtliche Essen mit dem Teufel - von der anderen Seite aus gesehen.«
Wie amüsiert er war, hörte sie an seiner Stimme, obwohl er es stark dämpfte. »Wie wahr. Doch die älteste Weisheit von allen lautet vermutlich: ›Der Feind meines Feindes ist mein Freund.‹ Und ich würde sagen, hier trifft das zu, meinst du nicht auch?«
»Dagegen lässt sich schwer etwas einwenden. Wie willst du mich dort hinüberschaffen?«
»Darum machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist. Ich improvisiere das Ganze, Thandi. Kümmere dich nur um Flairty - um die Mesaner bei ihm, vor allem von ihnen erhalte ich die Kodes schon.«
Zu Beginn seiner Antwort hatte aus seinem gelassenen, entspannten Ton Wärme geklungen. Als er zu Ende gesprochen hatte, war sie Eiswürfeln gewichen. Thandi dachte nicht einmal daran, Cachat zu fragen, wieso er so sicher sei, dass er die Informationen bekäme. Genauso gut hätte sie einen Tiger fragen können, wieso er sich keine Gedanken mache, ob seine Beute entwischen könnte.
»Also gut. Du musst dich mit meinen Leuten jedoch selbst in Verbindung setzen, Victor. Sie haben Militärfunkgeräte für den planetaren Einsatz und abgeschirmte Kommunikation, also klinken sie sich nicht ins sonnensystemweite Netz ein. Von hier aus kann ich sie nicht erreichen, und selbst die Signalgeräte des Shuttles könnten sie nur über Richtstrahl anfunken.«
»Kein Problem. Mein Kontaktmann hier erledigt das.«
Durch die Passagierkabine des Shuttles tönte ein sanftes Läuten. Die Fähre ruckte leicht, dann hielt sie sich völlig ruhig, was nur eines bedeuten konnte: Sie waren angekommen. Die ersten Passagiere erhoben sich bereits, nahmen ihr Gepäck und gingen zu den Ausgangsluken.
»Ich bin jetzt in der Station, Victor. Wo und wie sehen wir uns?«
»Wer weiß? Ich bin selbst noch nicht lange hier. Geh einfach der Nase nach, Thandi - oder vor allem deinen Ohren. Es wird hier ein bisschen laut werden. Ich brauche übrigens noch ein Kodewort oder etwas in der Art, um Kontakt zu deinen beiden Ladys aufzunehmen.«
Während sie vom Platz aufstand und ebenfalls zu einer Luke ging, gefolgt von ihrem Team - selbstverständlich trug keine einzige Gepäck -, verzog Thandi leicht die Lippen. »Deine Leute sollen einfach sagen, die Große Kaja habe sie geschickt. Und dass ich, wenn sie die Befehle nicht befolgen, Lara auch den anderen Arm breche und Inge zu Brei schlage. Das müsste genügen.«
Sie hörte Victor leise auflachen. »Erinnere mich, dass ich mich nie für ein Ausbildungslager melde, wo du das Kommando führst. Also gut, Thandi. Viel Glück.«
21
Das Töten überließ Gideon Templeton den Neubekehrten. Sosehr ihre lässige Haltung der Doktrin gegenüber ihn oft verärgerte, bestand doch nicht der leiseste Zweifel, dass sie in körperlicher Hinsicht weitaus leistungsfähiger waren als jeder, der als Wahrer Gläubiger geboren worden war. Das galt besonders für das Handgemenge, während sie im Umgang mit komplizierten Waffen und Apparaten wenig Erfahrung besaßen.
Zum Glück verstanden sich Gideons alte Wahre Gläubige meisterhaft auf hochtechnische Spielereien - zumindest den Geräten, die mit ihren sakralen Pflichten in direktem Zusammenhang standen. Templeton sah Jacob an. Drei Masadaner standen nebeneinander an der Wand eines Sicherheitsfoyers, als posierten sie für eine Porträtaufnahme. Jacob, der vor ihnen stand, schien mit dem Holorekorder herumzuhantieren, mit dem er ihr Bild für die Nachwelt aufzeichnen wollte.
Jacob wartete Templetons Blick ab und beantwortete ihn mit einem leichten Nicken. Jacobs angeblicher Holorekorder war in Wirklichkeit ein Rauschgenerator, Erzeugnis einer solarischen Firma, die sich auf Überwachungstechnik spezialisiert hatte. Der Apparat war wie alle elektronischen Geräte, die dem neuesten Stand der Technik entsprachen, sehr kostspielig. Gideons erfolgreiche Aktivitäten der vergangenen fünfzehn T-Jahre hatten ihm jedoch sehr umfangreiche finanzielle Mittel verschafft, um die Kriegskasse aufzustocken, die von seinem Vater Ephraim noch vor der Flucht von Masada angelegt worden war.
Durch sein Nicken teilte Jacob Gideon mit, dass die meisten
Überwachungsgeräte im Foyer auf die eine oder andere Weise außer Gefecht
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