Honor Harrington Bd. 16
Religionsgemeinschaft erhielt.
Dennoch hielt Michael diese Überlegungen für in Du Havels politischen Berechnungen wohl eher zweitrangige Faktoren. Er war nicht so gut informiert, wie er sich wünschte, was die Geschichte und die Glaubensvorstellungen des Autentico-Judaismus anging. Er musste sich gelegentlich damit befassen. Zwei Dinge allerdings wusste er:
Erstens war der Autentico-Judaismus wohl der am schnellsten wachsende Ableger dieser uralten Religion, auch wenn einige orthodoxere Zweige des Judaismus sich weigerten, die Autenticos als legitimen Teil des galaktischen Judentums anzuerkennen, und sei es nur aus dem Grunde, dass sie weder mit dem Ansatz zurechtkamen, ein ›auserwähltes Volk‹ könne auch eine Körperschaft sein, für die man sich selbst entscheidet, statt die Zugehörigkeit zu erben, noch der Missionsarbeit, die zwangsläufig daraus folgte.
Zweitens erfuhr der Autentico-Judaismus eine besonders begeisterte Aufnahme bei den Müdesten und Beladensten der Milchstraße. Michael hatte gehört, obwohl er sich nicht sicher war, ob es der Wahrheit entsprach, dass diese Religion unter den Ex-Sklaven Manpowers zu den beliebtesten gehörte - nicht zuletzt, weil die Autenticos ähnlich wie der Audubon Ballroom Organisatoren zurück in die Sklaverei schickten, um von innen zu missionieren. Außerdem hieß es - auch hier musste Michael sich vergewissern, ob es zutreffend war -, dass es auf den Mfecane-Welten wegen Autentico-Aktivitäten Schwierigkeiten gegeben habe. Eines allerdings wusste er mit Sicherheit: dass die Religion auf Mesa verboten war.
»Raffiniert«, murmelte er wieder.
Das Gemurmel war so laut, dass seine Frau ihn verstand. »Ja. Kein militanter oder intoleranter Glaube - zum Glück...« - Judith hatte ihre ureigenen, sehr guten Gründe, allen fundamentalistischen Religionen sehr feindselig gegenüberzustehen -, »aber ... wie soll ich es sagen? Autentico-Judaismus neigt sehr der Rebellion zu, belassen wir es dabei. Was mir sehr gut passt.«
Michael räusperte sich leise. »Mir auch, Liebste. Trotzdem versuche es diplomatischer ausdrücken, falls du je mit meiner Schwester darüber reden solltest.«
Judith lächelte heiter. Berry Zilwicki kniete nun, und Rabbi Hideyoshi setzte ihr die Krone aufs Haupt, ein schlichtes Diadem. Darauf hatte Berry bestanden und in diesem Fall die Diskussion gewonnen. Sie hatte sogar im Streit um die Verzierung obsiegt: nichts außer einer goldenen Maus mit Perlen als Augen, die ein wenig erschrocken wirkte, als wäre sie gerade beim Käsediebstahl ertappt worden.
»Ach was«, murmelte sie zurück. »Wenn es eine Königin gibt, die falls nötig keine Probleme mit Rebellion hätte, dann sie.«
Die Krone saß fest auf Berrys Kopf. Berry erhob sich, drehte sich um, ging zur Front der Terrasse und stellte sich vor die Menge. Unterwegs - und das war improvisiert, da war sich Michael sicher - nahm sie ihre Adoptiveltern bei der Hand und zog sie mit vor.
Königin Berry aus dem Haus Zilwicki stellte sich ihren neuen Untertanen - um den Begriff in sehr weitem Sinne zu gebrauchen -, flankiert von einer ehemaligen manticoranischen Gräfin und ...
Cap’n Zilwicki, Geißel der Raumstraßen.
Michael verzog gequält das Gesicht, dann prallte ihm das Händeklatschen der Menge mit der Gewalt eines Hammers gegen die Trommelfelle. Ach du lieber Gott. Interessante Zeiten allerdings.
Wie ein Wasserfall überrollte ihn der donnernde Applaus. Der Lärm setzte sich fort, als Berry wie der Star eines gerade beendeten HoloDramas fröhlich in die Schar der Honoratioren zurückwich und einige von ihnen nach vorn zog, um die an dem Beifall teilhaben zu lassen.
Durchaus diplomatisch begann sie mit Gouverneur Barregos und Konteradmiral Rozsak, dann holte sie die erewhonischen Repräsentanten nach vorn. Als Nächste - Berry vollführte gekonnt gleichzeitige Handbewegungen, sodass keinerlei Bevorzugung erkennbar wurde - waren Michael und Judith einerseits und Kevin und Virginia Usher andererseits an der Reihe. (Michael war amüsiert über Ruths geschickte Art, mit der sie im Hintergrund blieb und das Rampenlicht vermied.) Es folgten die Ehrengäste aus dem Andermanischen Kaiserreich und der Silesianischen Konföderation, Jessica Stein und etliche andere.
Michael übersah indes nicht die Bedeutung der Reihenfolge. Drei Personen sparte sich Berry für den Schluss auf.
Zuerst die beiden Zentralfiguren der neuen Regierung von Torch: Web Du Havel und Jeremy X, die sie zusammen nach
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