Hordubal (German Edition)
geht langsam hinter die Scheune, wie so oft.
XVII
Manya fährt den Bauer nach Rybáry, wegen Rücksprache mit den Eltern. C-c. Und die Pferde, Kopf hoch, – eine Freude, sie anzusehen.
»Also, Stefan«, sagt Hordubal nachdenklich, »du hast einen älteren Bruder, einen jüngeren und eine verheiratete Schwester. Hm, da seid ihr nicht wenige. Und bei euch ist lauter Ebene, sagst du?«
»Ebene«, sagt Stefan bereitwillig, und seine Zähne blitzen. »Bei uns werden vor allem Büffel gezüchtet – und Pferde. Büffel sind gern im Sumpf, Herr.«
»Sumpf«, denkt Juraj nach. »Und läßt er sich nicht austrocknen? Ich hab' das in Amerika gesehen.«
»Wozu austrocknen?« lacht Stefan. »Boden ist genug da, Herr. Und um den Sumpf wäre es schade, dort wachsen Ruten; bei uns werden im Winter Körbe geflochten. Statt Bretter haben wir Ruten. Der Wagen – Korbgeflecht; Zäune, Ställe – lauter Korbgeflecht. Seht, dort die Schafhürde.«
Juraj gefällt die Ebene nicht, sie hat kein Ende, aber was tun. »Und der Vater lebt noch, sagst du?«
»Lebt. Wird sich wundern, wen ich da bringe«, sagt Manya irgendwie stolz, jungenhaft. »Aber da ist schon Rybáry. Und das Hütchen im Genick fährt er peitschenknallend Juraj wie einen Baron in das Anwesen und in den Hof der Manyas hinein.
Aus dem Haus tritt ein kleiner, unwirscher Bursche. »Hör mal, Djula«, ruft Stefan, »stell die Pferde in den Schatten und gib ihnen Futter und Wasser. Hier hinein, Herr.« Hordubal mustert mit einem Seitenblick den Bauernhof. Die Scheune in Trümmern, auf dem Hof spaziert eine Muttersau, drüben sträuben Truthennen das Gefieder; in die Türverschalung ist eine Art langer Ahle eingetrieben –
»Das ist eine Nadel, Herr, eine Nadel zum Korbflechten«, erläutert Stefan. »Und eine neue Scheune werden wir im Frühjahr bauen.«
Auf der Schwelle steht der alte Manya mit langen Schnurrbartenden unter der Nase.
»Vater, ich bringe Euch den Gazda aus Krivá«, meldet Stefan und bläht sich ein wenig auf »Er will mit Euch reden.«
Der alte Manya führt den Gast in die Stube und wartet mißtrauisch, was da wird. Hordubal setzt sich würdevoll hin, nur auf das halbe Gesäß, um merken zu lassen, daß man noch nicht handelseins geworden ist, und befiehlt: »Nun, sag doch, Stefan, wie und was.«
Stefan weist die Zähne und schüttelt die ganze große Neuigkeit aus: daß ihm der Gutsherr da seine einzige Tochter Hafia geben will, wenn sie erwachsen sein wird; und daß er daher mit dem Vater reden will, damit sie einig werden. –
Hordubal nickt: ja, so ist es.
Der alte Manya wird lebendig. »Hej, Djula, bring Branntwein! Willkommen, Hordubal; nun, gute Fahrt gehabt?«
»Gute Fahrt.«
»Gott sei gelobt! Und gute Ernte bei euch?«
»Ganz schön.«
»Und alle gesund?«
»Schönen Dank, gesund.«
Nachdem solcherart alles, was sich gebührt, gesagt worden ist, beginnt der alte Manya: »Also, Ihr habt nur ein Töchterchen, Hordubal?«
»Nun, 's ist nur eine einzige geraten.«
Der Alte kichert, aber sein Blick prüft. »Sagt das nicht, Hordubal, es kann noch ein Sohn kommen. Ausgeruhtes Ackerfeld trägt gute Frucht.«
Juraj zuckt nur mit der Hand, wie um abzuwinken.
»Da wird dann vielleicht ein Söhnchen geboren, ein Erbe«, schmunzelt der Alte und seine Spüraugen blitzen. »Und Ihr seht gut aus, Hordubal; werdet noch fünfzig Jahre Gazda sein.«
Hordubal fährt sich langsam über den Hinterkopf »Nun, wie Gott will. Was das betrifft, Hafia muß nicht auf die Erbschaft warten. Ihre Mitgift hab' ich gottlob für sie bereit.«
Der alte Manya hat funkelnde Äuglein. »Wie denn auch nicht, man erzählt es sich. In Amerika, da klaubt man das Geld nur so von der Erde auf nicht wahr?«
»So leicht ist's nicht«, meint Hordubal besorgt. »Ihr wißt ja, Manya, das Geld. Hat man's zu Hause – wird es gestohlen; gibt man's in die Bank – wird es auch gestohlen. Besser wäre eine Wirtschaft.«
»Heilige Wahrheit«, stimmt der alte Manya bei.
»Wenn ich mich hier umsehe«, fährt Hordubal bedächtig fort. »Viele Leute ernährt der Boden bei euch nicht. Lauter Sumpf und Auslauf. Ich schätze, hier muß ein Landwirt zehn Morgen Pußta haben, wenn er davon leben soll.«
»Na ja«, brummt der Alte vorsichtig. »Schwer ist es hier, eine Wirtschaft zu teilen. Unser Ältester, der Michal, soll die Wirtschaft erben und die anderen zwei – nur Anteile.«
»Wieviel«, schießt Juraj los. Der alte Manya blinzelt überrascht. O du, läßt einem keine
Weitere Kostenlose Bücher