Hordubal (German Edition)
Fahrt. »Glückliche Reise!«
Stefan blinzelt nach dem Bauer hin, er will nicht fragen: vielleicht fangt er selber an –
»Dort – unser Fluß«, zeigt er mit der Peitsche.
»M.«
»Und dort, der Wagen mit dem Schilfrohr, das wird unser Michal sein. Bei uns gibt man Rohr statt Stroh als Streu.«
»So.«
Und nichts. Stefan hält die Zügel zusammen, so schön er kann, der Bauer aber – läßt nur den Kopf baumeln. Schließlich hält Manya es nicht mehr aus. »Also was, Bauer, wieviel habt Ihr ihnen gegeben?«
Hordubal zieht die Augenbrauen hoch.
»Was?«
»Wieviel habt Ihr ihnen verschrieben, Herr?«
Hordubal sagt nichts. Erst nach einer Weile: »Fünf Tausender für jeden.«
Stefan denkt nach, dann stößt er zwischen den Zähnen hervor: »Da haben sie Euch bestohlen, Bauer. Jedem drei Tausender – das wäre genug.«
»M«, knurrt Hordubal. »Dein Vater – wie ein Eichenklotz.«
Eh, der, denkt Stefan; den andern gibt er und mir – nimmt er es eigentlich weg.
»Und dir – auch fünf Tausender«, ergänzt Hordubal. »Für deine Wirtschaft, hat er gesagt.«
Gut, denkt Stefan. Aber jetzt, wo ich beinahe sein Sohn bin – wie wird es mit dem Lohn? Er kann mich nicht mehr wie einen Knecht bezahlen. Vielleicht könnte er mir das Fohlen geben. Verkaufs, Stefan, bist du nicht schon wie unser eigen Kind?
»Und fahr ordentlich«, befiehlt Hordubal.
»Ja, Herr.«
XVIII
Und schon fahren sie zur Stadt hinaus, jetzt ist es besiegelt. Haben einen gründlichen Vertrag ausgearbeitet beim Juden-Advokaten, hat ja auch zweihundert Kronen gekostet; und das setzt hinein, großmächtiger Herr, und auch dies schreibt hinein. – Nun ja, der Bauer ist vorsichtig, wenn's um seinen Besitz geht, mein Lieber, hinters Licht führen läßt er sich nicht; und noch dies muß bedacht werden, das halbe Gut in Rybáry auf Hafia zu überschreiben. Gut, sagt der Rechtskundige, da geben wir halt so eine Klau-sel hinein. Aha, Bruderherz, auch die steht da drinnen. Und dann haben alle unterschrieben: Juraj Hordubal, – drei Kreuzchen, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der alte Manya – drei Kreuzchen. Und Michal Manya, Blumenstrauß hinterm Hut, bläst die Backen auf und unterschreibt mit vollem Namen. Marja, verehelichte Janosch, ein Seidentuch um den Kopf und Stefan, ganz festtäglich – und noch jemand, der unterschreibt? Ach nein, Djula muß bei den Pferden sein und ist noch nicht volljährig. Also fertig, meine Herren, und viel Glück. Zwei Hunderter hat's gekostet; je nun, gründliche Arbeit, sogar eine Klau-sel ist drinnen.
Und dann alle in die Schenke, einen Aldamasch trinken. Wohl oder übel muß sich jetzt Juraj mit dem alten Manya duzen, sie streiten auch schon miteinander wie Anverwandte. Fahr los, Stefan! Stefan möchte gern mit Hordubal umgehn wie mit seinem Vater, aber kann man denn überhaupt mit ihm ein Gespräch anfangen? Er sitzt auf der Wagenleiter, hält sich mit beiden Händen daran fest, die Augen unter den Brauen, und antwortet kaum. Ech, seltsame Brautfahrt, denkt Stefan, man fühlt sich halt nie wohl mit dem Bauer. C-c.
Und da fahren sie schon in Krivá ein, fein im Trab, mit klappernden Hufeisen. Juraj Hordubal schaut unter den Augenbrauen hervor und hebt plötzlich den Arm über den Kopf schnalzt mit den Fingern und singt, juchah, jauchzt wie im Fasching. Der ist wohl betrunken, schaun ihm die Leute nach, was hat den Amerikaner Hordubal so in Stimmung gebracht? Auf dem Dorfplatz Mädchen und Burschen, man muß im Schritt fahren. Juraj erhebt sich, schlingt den Arm um Stefans Schulter und ruft hinunter zu den Leuten: »Seht den Schwiegersohn, den ich mir da heimbringe! Ej, juch!«
Stefan trachtet seinen Arm abzuschütteln und zischt: »Ruhig, Bauer!«
Hordubal hält seine Schulter umklammert, Manya möchte vor Schmerz aufschreien. »Seht her«, brüllt Juraj, »ich hab' einen Schwiegersohn für Hafia, wir feiern Verlobung –«
Klatsch, auf die Pferde losgeschlagen! Stefan schaut wütend auf und beißt sich die Lippen fast blutig. »Bauer, besinnt Euch, Ihr seid besoffen!«
Rasselnd biegt der Wagen in Hordubals Hof ein. Juraj gibt Stefan frei, plötzlich ruhig und ernst.
»Führ die Pferde herum«, befiehlt er trocken. »Sie sind in Schweiß geraten.«
XIX
Und Polana weiß nicht, was sie von Juraj denken soll. Den Stefan will er ins Wirtshaus schleppen, na, was heißt das, bist kein Knecht mehr, bist wie unser Sohn. Und statt sich hinter der Scheune zu verkriechen, geht
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