Hordubal (German Edition)
Drevota?
Polana atmet stoßweise, führt die Hand an die Stirn und wird von dem Aufseher halb hinausgeführt und halb getragen.
Ich unterbreche die Verhandlung, verkündet der Vorsitzende; mit Rücksicht auf die in dem Geständnis Stefan Manyas enthaltenen neuen Angaben wird sich das Gericht morgen an den Tatort begeben.
Biegl erwartet auf Hordubals Hof das Eintreffen des hohen Gerichts. Und da kommen die großmächtigen Herren schon: Biegl klappt zusammen und salutiert, das Volk steht hinterm Zaun auf der Landstraße und glotzt auf Hordubals Hof als sollte sich Gott weiß was ereignen; ein großer Tag für so'nen Gendarmen. Biegl führt den hohen Gerichtshof auf den Boden. Der Boden, bitte, ist so, wie er gewesen. Niemand hat ihn seit dem Mordtag betreten. Schon damals war die Tür durch Kukuruz verschanzt; hätte jemand versucht, ihn wegzuschieben, so wäre der Kukuruz hier auf die Stiege verschüttet worden. Und Biegl lehnt sich gegen die Tür, der Haufen gibt nach und strömend regnen Kukuruzkörner hinunter. Wenn sich die Herren hinaufbemühen wollen, sagt Biegl höflich. Auf dem Boden liegt der ganze Gottessegen aus der Ebene, Haufen von rotem Kukuruz – waten und springen möchte man darin – und hier das einzige Fensterchen; hier also ist Manya angeblich hinaus.
Aber das Fensterchen ist doch von innen verriegelt, stellt ein Geschworener fest und blickt wichtig um sich. Falls seit dem Mordtag niemand hier gewesen ist, dann konnte Manya doch gar nicht hier hinausspringen.
Das konnte er wahrhaftig nicht; hier am Fensterbrett irgendwelche seit Jahren verstaubte Fläschchen und Blechschalen, was alles diese Bauern aufzuheben pflegen! Wäre Manya hier hinausgeklettert, so hätte er vorher diesen Kram entfernen müssen, nicht wahr? Das hätte er wohl tun müssen. Und was ist unter diesem Fensterchen? Unter uns ist die Stube, wo Hordubal ermordet worden ist, und das Gärtchen vor dem Haus. Ich bitte die Herren, dorthin mitzukommen. Der hohe Gerichtshof begibt sich ernst in den Garten. Eines der Erdgeschoßfenster ist aus dem Rahmen gehoben; hier, bitte, ist die Öffnung in das Glas geschnitten worden. Gerade über uns ist das Dachbodenfenster, aus dem Manya hinausgesprungen sein will. Ich habe hier unmittelbar nach dem Mord nachgeforscht, erzählt Biegl bescheiden, und habe hier unter den Fenstern keine einzige Fußspur bemerkt; hier, bitte, war ein umgegrabenes Beet, und damals war es nach dem Regen –.
Der Gerichtsvorsitzende nickt lobend. Es ist klar, daß Stefan lügt. Aber Sie hätten vielleicht doch gleich nach dem Mord auf dem Dachboden nachsehen sollen.
Biegl schlägt die Hacken zusammen. Herr Vorsitzender, ich wollte den aufgeschütteten Kukuruz nicht zerstören. Aber ich habe sicherheitshalber sofort die Bodentür mit Nägeln verschlagen, so daß niemand hinein konnte. Erst heute früh habe ich sie herausgenommen. An die Tür habe ich ein Stück Zwirn befestigt. – Gut, gut, brummt der Vorsitzende zufrieden. Sie haben an alles gedacht, Herr – Herr –
Biegl wölbt die Brust. Gendarmerieaspirant Biegl ...
Noch ein gnädiges Kopfnicken. Unter uns, meine Herren, ist es zweifellos, daß Stefan Manya gelogen hat. Aber da wir einmal hier sind, würde es Sie vielleicht interessieren, hineinzuschauen.
Vom Tisch erhebt sich ein großer, breitschultriger, schwerfälliger Bauer. Sie sitzen eben beim Mittagessen. Das ist, bitte, Michajl Hordubal, der Bruder des Seligen: er führt mittlerweile die Wirtschaft.
Michajl Hordubal verneigt sich tief vor den Herren. Oxena, Hafia, flink, Stühle für die Herren.
Nicht nötig, Batschi, nicht nötig. Und wie kommt es, daß Ihr hier noch kein neues Fenster habt einsetzen lassen? Da kommt doch die Kälte herein.
Wozu denn, bitte, ein neues Fenster? Das Fenster ist beim Gericht, schade, ein neues zu kaufen.
So, hm. Und da, ich sehe, Sie kümmern sich um Hafia. Ein kluges Kind ist Hafia, betreuen Sie die Waise gut. Und hier – Ihre Frau, nicht wahr?
Wahr, bitte ergebenst. Demeter Barivodjuk Ivans Tochter, aus Magurica.
Und Sie erwarten Familie, wie ich sehe.
Wohl, so Gott will, gepriesen sei sein Name.
Und – gefällt es Ihnen gut in Krivá?
O gut, sagt Michajl und winkt mit der Hand. Bitte ergebenst, wenn ich so nach Amerika fahren könnte, roboten, hohe Herrschaften.
Wie Juraj?
Ja, wie Juraj. Gott schenke ihm das ewige Heil. Und der Gazda Michajl begleitet die sich entfernenden Herrschaften zum Tor.
Der hohe Gerichtshof kehrt in die Stadt zurück.
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