Hordubal (German Edition)
–«
Hordubal spannt verstimmt das Pferd vor den Wagen. »Was tun, Herr. So werd' ich ihn halt einem Zigeuner – oder dem Fleischer verkaufen.«
Der Kommandeur kratzt sich am Hinterkopf »Hört mal, schade um den Hengst. Wollt Ihr ihn denn um jeden Preis loswerden?«
»Ja, loswerden«, brummt Hordubal. »Er paßt mir nicht.«
»Nun, so laßt ihn doch hier«, entschließt sich der Kommandeur, »und wir geben Euch ... eine Bescheinigung, daß das Pferd bei uns ist. Und später werden wir Euch schreiben, wieviel wir dafür geben. Paßt es Euch so?«
»Es paßt schon, warum soll's nicht passen«, sagt Juraj. »Ein schönes Pferdchen, Herr, es trägt den Kopf hoch. Acht Tausender, sagen sie –«
»Da nehmt es gleich wieder zurück«, beeilt sich der Kommandeur zu sagen.
»Na, vielleicht auch um fünf«, schwankt Hordubal. Da ist noch ein anderer, dicker militärischer Herr, der nickt ganz leicht mit dem Kopf »Nun, das ginge«, sagt der Kommandeur. »Wir werden Euch noch schreiben. Wenn Ihr dann nicht wollt – könnt Ihr das Pferd wegführen. Abgemacht? Und nun die Bescheinigung.«
– Hordubal fährt heim, auf der Brust hat er das Testament, eine gestempelte Bescheinigung und das Säckchen mit seinen Dollars. Der Wallach trabt und nickt mit dem Kopf – Und kein Hengstlein mehr da. Gleich als wäre Stefan zum zweiten Male fortgegangen, wenn der Dreijährige weg ist. Auch das Stütchen ließe sich besser verkaufen, auch die Stute mitsamt dem Fohlen – hüh, Wallach, ich kitzle dich nur mit den Zügeln am Hintern und du läufst. Warum nicht mit dem Pferd reden. Sagst du etwas, so wendet es den Kopf weil es nachdenkt. Noch lang ist der Weg, mein Lieber, aber bergan läuft es sich gut. Na – ah, hab keine Angst, nur eine Wasserrinne, die die Straße überschwemmt. Und laß die Bremse brummen, ich verjage sie schon. Hüh. Und Juraj beginnt leise, gedehnt zu singen.
Der Wallach wendet das große Auge nach dem Bauer: na, was brummst du da? Hordubal nickt und singt:
Ah, Polana, Polana,
Ah, Polana, unselige,
Möge Gott dir Freude schenken,
Ah, Polana, Polana –
XXI
Hordubal, ruhelos, stiehlt sich gleich morgens aus dem Haus, der Herrgott kümmere sich um die Wirtschaft, und treibt sich, weiß der Teufel wo, herum. Hier – in Tibava, sag mal, Geletaj, kannst du einen Knecht brauchen zu den Kühen oder aufs Feld? Wozu einen Knecht, Hordubal, hab' zwei Söhne; für wen, Vetter, suchst du denn eine Stellung? Oder im Tatiner Revier, dort wohnt der Heger Stoj, da gibt es Bäume zu fällen, hab' ich gehört. Keine Bäume, Bruderherz, tausende Meter Holz verfaulen im Wald. Dann also Gott befohlen. Und wird denn nirgends eine Bahn oder eine Straße gebaut, kein Felsen gesprengt? Wo denkst du hin, Gevatter, hier hat man uns alle vergessen: für wen bauen?
Je nun, was tun, man setzt sich hin und wartet bis zur Abenddämmerung. Von fern sind die Glocken der Herden zu hören, ein Hirte knallt mit der Peitsche, das gellt wie ein Schuß, irgendwo kläfft ein Schäferhund. In den Feldern – Gesang. Was tun, du sitzt und hörst zu, wie die Mücken summen; machst die Augen zu und kannst für ganze Stunden lauschen, und niemals wird es hier still, immerfort wird gelebt; da schwirrt ein Käfer vorbei oder ein Eichhörnchen erbost sich, und überall steigt das friedliche Geläute des lieben Viehs zu Gottes Himmel empor.
Und vor Abend schlendernd heimwärts. Hafia bringt das Essen – ech, was für ein Essen, kein Hund fräße das; aber man hat ohnehin keinen Hunger. Es ist wahr, Polana hat keine Zeit, das Abendbrot zu bereiten. Schon ist es Nacht, das Dorf ist schlafen gegangen; und Hordubal macht mit der Laterne die Runde und arbeitet, was es zu arbeiten gibt, die Ställe reinigen, den Düngerhaufen zurechtschaufeln, Wasser holen – leise, um niemanden zu wecken, bastelt Juraj zusammen, was es da für einen Mann zu tun gibt. Schon schlägt die elfte Stunde, lobet Gott den Herrn, und Juraj klettert ganz leise in den Stall. Nun, ihr Kühe, nun, in der Frühe wird für Polana ein Stück Arbeit getan sein.
Und wieder nach Volovo Polje Arbeit suchen. Hej, Hartschar, brauchst du keinen Roboter? Was fällt dir ein, bist wohl verrückt geworden, oder hat man dich aus dem Kriminal entlassen? Jetzt nach der Ernte suchst du Robot? – Reiß nur das Maul auf, denkt Hordubal, in meinem Säckchen ist Geld genug, deinen halben Hof könnt' ich kaufen, brauchst dich wahrhaftig nicht so aufzublasen. Langsam wankt Hordubal heimwärts. Und
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