Hordubal (German Edition)
still, sprich nicht so laut, als wäre hier jemand schwer krank.
Und Stille, der Gutshof schläft, der Ort schläft, ächzend wühlt sich Hordubal aus dem Stroh heraus, zündet die Stallaterne an und geht nachschauen, ob es etwas zu arbeiten gibt. Und wieder sticht es, das Luder. Den Stall sollte man reinmachen und den Pferden frische Streu geben, aber Juraj grübelt nur, ich möchte es ja tun, aber wie kommt es bloß, daß ich heute keine Lust habe. Er umschreitet den Hühnerhof den Schweinekober, die Scheune, klettert auf der Leiter auf den Heuboden, ob das Heu nicht in Glut geraten ist; ech, es sticht in der Hüfte. Er umschreitet den Hof und tritt auch in den Garten. Was dort? Oh, nur so, ob vielleicht jemand dort ist. Wer könnte dort sein? Je nun, niemand, aber man weiß nicht. Und der Dachboden – Polana schläft nicht mehr auf dem Boden, dort ist jetzt Kukuruz; Polana ist in die Kammer umgezogen. Hordubal hält den Atem an, um nicht aufzustöhnen, und steigt auch auf den Dachboden hinauf; er will die Tür öffnen, aber es geht nicht, er hört ein schütteres Rauschen, als er daran rüttelt. Ah, der Kukuruzhaufen ist ins Rutschen geraten und hat die Tür verbarrikadiert. Dort ist also auch niemand. Und wer sollte sich dort verstecken? Welche Dummheit.
Hordubal steht auf dem Hof wie ein schwarzer Pflock und streicht verlegen seinen Nacken. Und was will ich denn eigentlich, wundert er sich, warum laufe ich hier herum? So viele Jahre hat Manya hier gelebt, nun, und ich habe nicht gewacht. Bin nicht mit der Laterne im Hof herumgelaufen; wozu dann jetzt – Hordubal fühlt sich irgendwie stumpf und gleichgültig. Wenn ich jetzt ruhig liegen würde und Schritte hörte – würde ich aufstehen? Gar nicht aufstehen. Rufen, wer da? Nicht rufen, nur den Atem anhalten. Ach, mein Gott, soll ich denn erwachsene Leute bewachen? Je nun, ich habe gewacht, das ist wahr, und getan, als arbeitete ich im Dunkeln dies und jenes. Kann man denn jemandes Herz bewachen? Dumm bist du, dumm.
Nein, Manya soll nur zurückkommen – was liegt daran? Es ist ja schon einerlei, alles ist einerlei. Alles hat zu schmerzen aufgehört. Das Haus ist abgebrannt, es gibt kein durchlöchertes Dach mehr.
Bei Herpaks beginnt ein Kind zu weinen. Siehst du nun, vielleicht ist's wahr, Polana ist bei den Nachbarn gewesen, um sich das Kind anzusehen. Warum nicht: Weiber – wie wild nach Kindern. Jetzt gibt die Herpak dem Kind die Brust. – Erinnerst du dich, Polana, wie du Hafia gestillt hast, nur mit der Schulter gezuckt hast du, und die Brust ist wieder ins Hemd zurückgeglitten – elf Jahre ist's her. Und du nach Amerika. Dumm bist du, dumm –.
Hordubal blinzelt zu den Sternen empor, Herrgott, wieviele es sind. – Wie haben sie sich hier vermehrt in all den Jahren. Früher waren nicht so viele da, man könnte sich schier davor entsetzen. Alles ist einerlei. Alles scheint von dir abzufallen, eins ums andere. Amerika ist gewesen, gewesen ist die Heimkehr. Geritsch ist gewesen, Fedelesch, Manya – wie vieles ist gewesen; und jetzt ist nichts mehr. Alles einerlei. Nun, Gott sei gelobt, man fühlt sich leichter.
Tuh-tuh-tuh, bläst der Nachtwächter in der Ferne; und so viele Sterne, daß man erschauert.
Gute Nacht, gute Nacht, Polana, gute Nacht.
XXIII
In aller Herrgottsfrühe, niemand ist noch wach, hat Juraj das Dorf hinter sich und geht auf die Berge zu. Zu Mischa. Was dort? Je nun, nur so, um mit einem Menschen zu reden. Es ist noch neblig, die Berge unsichtbar. Juraj fröstelt ein wenig, aber es sticht ihn nicht mehr in der Brust; nur der Atem geht schwer, wohl von dem Nebel. Er kommt an dem Hang vorbei, wo früher das Feld der Hordubals war, und muß innehalten, um zu verschnaufen; Pjosa hat schon geackert – lauter Stein, sagen sie, aber sieh mal, Pjosa findet das Feld auch der Mühe wert. Hordubal atmet schwer und steigt bergan. Der Nebel wogt schon über den Wäldern: nur wenig Zeit noch, und der Herbst ist da. Hordubal steigt und preßt die Hand auf die Hüfte: je nun, es sticht, aber jetzt ist es schon einerlei, ob hinauf oder hinunter. Und es ist kein Nebel, es sind Wolken, hier kann man bereits wittern, wie wasserdurchtränkt sie sind. Achtung auf den Kopf sonst stößt du hinein. Und nun haben sie sich über den Berg gewälzt und du bist mitten unter ihnen, siehst keine drei Schritte weit und stapfst nur, drängst dich durch den dichten Nebel hindurch, weißt nicht, wo du bist. Und Hordubal atmet keuchend und schwer, langsam
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