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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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und bot Sawjer kaum Veranlassung, seine Blicke so unstet und verkniffen bald da-, bald dorthin zu senden, wie er es jetzt tat. Er hatte ein grobgeschnittenes Gesicht mit vorspringender Hakennase, di sich sichernd nach allen Richtungen wandte, als er nun auf dem Achterdeck stand. Jetzt fiel sein Auge auf Bush, der trat auf ihn zu und meldete sich.
    »Sie sind also während meiner Abwesenheit an Bord gekommen, nicht wahr?« fragte Sawjer.
    »Jawohl, Sir«, sagte Bush leicht verwundert.
    »Wer hat Ihnen gesagt, daß ich an Land war?«
    »Niemand, Sir.«
    »Woher wußten Sie es dann?«
    »Ich wußte es nicht, Sir. Als ich an Bord kam, sagte mir Mr. Hornblower, daß Sie an Land seien.«
    »So, Mr. Hornblower, Sie kennen sich also schon?«
    »Nein, Sir. Ich meldete mich bei ihm, als ich an Bord kam.«
    »Jedenfalls haben Sie sich ohne mein Wissen privat mit ihm unterhalten.«
    »Nein, Sir.«
    Im letzten Augenblick verkniff sich Bush das »Ich dachte nicht daran«, das er schon auf den Lippen hatte. Er war durch eine harte Schule gegangen und hatte gelernt, jedes unnötige Wort zu unterdrücken, wenn er es mit Vorgesetzten zu tun hatte, die ihn ihre bei so hohen Herren nicht ungewöhnlichen Eigenheiten fühlen ließen. Immerhin, im vorliegenden Fall schienen ihm diese Eigenheiten denn doch reichlich weit zu gehen.
    »Hören Sie, Mr. - äh - Bush, ich dulde nicht, daß meine Offiziere hinter meinem Rücken miteinander konspirieren.
    Merken Sie sich das ein für allemal.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Bush begegnete dem forschenden Blick des Kommandanten mit dem Gleichmut eines Mannes, der sich keiner Schuld bewußt ist. Allerdings gab er sich zugleich die größte Mühe seine Überraschung über diesen Vorwurf zu verbergen und da er kein Talent zum Schauspieler besaß, merkte man ihm das an.
    »Die Schuld steht Ihnen ja im Gesicht geschrieben, Mr. Bush«, sagte der Kommandant. »Gut, ich werde mir das jedenfalls merken.«
    Damit wandte er sich ab und ging unter Deck. Bush löste sich aus seiner militärischen Haltung und wandte sich zu Hornblower, um ihm seine Überraschung auszudrücken. Er brannte darauf, von ihm eine Erklärung für dieses seltsame Benehmen des Kommandanten zu bekommen, aber schon die erste Frage erstarb ihm auf den Lippen, als er Hornblowers verschlossenen Ausdruck sah. Betroffen und leicht gekränkt, wie er war, fühlte er sich schon versucht, Hornblower für einen üblen Speichellecker oder gar selbst für einen Verrückten zu halten, als er plötzlich gewahr wurde, daß der Kopf des Kommandanten wieder aus dem Luk auftauchte. Sawjer mußte am Fuß des Niedergangs kehrtgemacht haben und wieder hochgeklettert sein, um seine Offiziere zu überraschen, wenn sie sich unbeobachtet glaubten und Bemerkungen über ihn machten.
    Hornblower wußte eben besser über diesen Mann Bescheid als er. Jetzt gab sich Bush die größte Mühe, so ungezwungen wie möglich aufzutreten.
    »Kann ich ein paar Mann bekommen, die mir meine Seekiste unter Deck schaffen?« fragte er und hoffte dabei, daß seine Redeweise dem Kommandanten nicht ebenso gespreizt erscheinen mochte wie ihm selbst.
    »Natürlich, Mr. Bush«, sagte Hornblower mit dienstlicher Förmlichkeit »Veranlassen Sie das, Mr. James.«
    »Ha«, knurrte der Kommandant und verschwand wieder im Niedergang.
    Hornblower zwinkerte Bush mit einem Auge zu, das war auch jetzt das einzige Zeichen, aus dem man entnehmen konnte, daß er selbst das Verhalten des Kommandanten ein bißche wunderlich fand. Während Bush nun hinter seiner Seekiste her in seine Kammer hinunterstieg, gab er sich bestürzt darüber Rechenschaft, daß sich auf diesem Schiff offenbar kein Mensch getraute, seinen Standpunkt rückhaltlos und entschieden zu vertreten. Aber die Renown rüstete mit der üblichen Eile und Betriebsamkeit zum Auslaufen, und Bush war unwiderruflich mit an Bord. Er war nach Recht und Gesetz einer der Offiziere des Schiffes, und darum blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit philosophischem Gleichmut in sein Schicksal zu fügen.
    Wenn nicht einer der von Hornblower in ihrem ersten Gespräch erwähnten üblen Zufälle eintrat und ihm einen Teil des bevorstehenden Kummers ersparte, dann mußte er dieses Kommando eben durchstehen, bis es eines Tages zu Ende war.

2. Kapitel
    H. M. S. Renown pflügte hart am Wind unter gerefften Marssegeln ihre Bahn nach Süden. Ein frischer Wind legte sie über, während sie mühsam jenen niederen Breiten zustampfte, wo ihr der Nordostpassat erlaubte,

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