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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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der Gemüse und der Eier wird keine Schwierigkeit machen, was aber das Brot betrifft...«
    »Nun?«
    Hernandez war sichtlich beunruhigt von dem, was er jetzt zu melden hatte.
    »Euer Exzellenz werden mir verzeihen, aber hierzulande wird nur Mais angebaut. Wohl gibt es in der Tierra templeda etwas Weizen, aber jene Gegend befindet sich noch in den Händen der Unerleuchteten. Würden Sie sich mit Maismehl begnügen?«
    Das Gesicht des Amerikaners zuckte nervös, während er Hornblower beobachtete. Erst jetzt erkannte dieser, daß Hernandez um sein Leben bangte und daß el Supremos lässig erteilte Bewilligung der Forderungen viel schwerwiegender war als irgendein an einen spanischen Beamten gerichteter, mit dem Stempel und Siegel versehener Befehl.
    »Das ist höchst unangenehm«, erwiderte Hornblower streng.
    »Meine englischen Seeleute sind nicht an den Genuß von Maismehl gewöhnt.«
    »Ich weiß«, sagte Hernandez, dessen verkrampfte Finger an galvanisierte Froschschenkel denken ließen. »Ich versichere Euer Exzellenz jedoch, daß ich Weizenmehl nicht kampflos bekommen könnte, und es ist mir bekannt, daß el Supremo gegenwärtig nicht wünscht, daß ich kämpfe. El Supremo würde zornig werden.«
    Hornblower entsann sich der kriecherischen Angst, mit der Hernandez am Abend zuvor seinen Gebieter angesehen hatte.
    Der Mann zitterte vor der Beschuldigung, Befehle el Supremos nicht ausgeführt zu haben. Und urplötzlich fiel dem Engländer ein, daß er Unverantwortlicherweise vergessen hatte, etwas anzufordern, was vielleicht noch wichtiger war als Tabak oder Obst und jedenfalls viel bedeutsamer als der Unterschied zwischen Weizen und Mais.
    »Schön«, nickte er, »ich werde mich mit der Lieferung von Maismehl zufrieden geben; für dieses Entgegenkommen muß ich jedoch um etwas anderes bitten.«
    »Gewiß, Herr Kapitän. Was immer es sein mag, ich werde es Ihnen beschaffen. Sie brauchen es mir nur zu nennen.«
    »Getränke für meine Leute brauche ich. Gibt es hier Wein?
    Branntwein?«
    »Der Wein ist rar hierzulande, Euer Exzellenz. Die an der Küste wohnenden Eingeborenen trinken einen Branntwein, der Ihren Mannschaften vielleicht unbekannt ist. Wenn er gut ist, schmeckt er vorzüglich. Man destilliert ihn aus dem Rückstand der Zuckermühlen, aus dem Sirup, Euer Exzellenz.«
    »Donnerwetter, Sie meinen Rum!« platzte Hornblower heraus.
    »Allerdings, Senor, Rum. Hätten Euer Exzellenz Verwendung dafür?«
    »In Ermangelung eines besseren Stoffes, ja«, antwortete Hornblower streng. Dabei bekam er Herzklopfen vor Freude.
    Daß er von dieser vulkanverseuchten Küste Rum und Tabak herbeizuzaubern vermochte, mußte seinen Offizieren geradezu als Wunder erscheinen.
    »Ich danke Ihnen, Herr Kapitän. Sollen wir mit dem Schlachten des Viehes gleich beginnen?«
    Das war die Frage, deren Beantwortung Hornblower seit dem Eintreffen der Rinder immer wieder zurückgestellt hatte. Er sah zu dem hoch droben im Mast sitzenden Posten hinauf; er prüfte die Windstärke, und er spähte auf See hinaus, ehe er sich zu dem Wagnis entschloß.
    »Also schön; wir wollen anfangen.«
    Die vom Meer hereinwehende Brise war nicht annähernd so stark wie gestern, und je schwächer sie blieb, um so geringere Aussicht bestand dafür, daß die Natividad erscheinen und die Verproviantierung der Fregatte unliebsam unterbrechen würde.
    Und wirklich blieb die Lydia unbehelligt. Während zweier Tage herrschte ein reger Pendelverkehr zwischen dem Schiff und dem Lande. Hochbeladen mit blutigen Fleischstücken, kehrten die Boote an Bord zurück. Gerötet war der Ufersand vom Blut der geschlachteten Tiere, derweil sich die halbzahmen Geier an den aufgehäuften Abfällen bis zur Bewußtlosigkeit vollfraßen. An Bord aber arbeitete der Zahlmeister mit seinen Leuten wie die Sklaven, um in der sengenden Hitze das eingesalzene Fleisch in die Fässer zu pressen und im Vorratsraum zu verstauen. Der Küfer schaffte mit seiner Mannschaft zwei Tage lang fast ununterbrochen daran, weitere Fässer herzustellen und alte instand zu setzen. Säcke voll Mehl, Tonnen voll Rum, Tabaksballen... schweißige Hände zerrten an den Taljen, um alles aus den Booten an Bord zu heißen. Es sah aus, als wolle sich die Lydia übernehmen.
    So offensichtlich war der gute Wille der Leute el Supremos, daß Hornblower Befehl zur Auslieferung der mitgeführten Ladung erteilte. Die Boote, die Fleisch und Mehl an Bord brachten, kehrten, beladen mit Flinten und Pulverfässern, wieder zum

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