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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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bemerkt zu haben, das sich der Bucht nähert.«
    Hastig, fast ohne Pause, richtete er weitere Fragen an den Eingeborenen, der nickend und gestikulierend mit einer Flut indianischer Worte erwiderte.
    »Er sagt«, fuhr Hernandez fort, »daß er die Natividad bereits früher öfter gesehen hat. Zweifellos sei es das gleiche Schiff, und es steuere hierher.«
    »Wie weit ist es noch entfernt?« fragte Hornblower, und der Mestize übersetzte die Antwort.
    »Weit; über zwanzig Seemeilen, wenn nicht mehr. Das Schiff kommt von Südosten, aus der Gegend von Panama.«
    Tief in Gedanken versunken, strich sich Hornblower über das Kinn. »Bis zum Sonnenuntergang wird sie die Seebrise ausnutzen können«, murmelte er, wobei er gleichzeitig zum Himmel blickte. »Das wird noch eine Stunde dauern. Danach setzt der Landwind ein und wird ihr gestatten, den Kurs beizubehalten. Gegen Mitternacht könnte sie hier in der Bucht sein.«
    Ein Strom von Gedanken drängte sich hinter seiner Stirn.
    Gegen die Annahme, die Natividad werde bei Dunkelheit einlaufen, sprach Hornblowers Kenntnis spanischer Gepflogenheiten. Die Leute machten es sich des Nachts gern bequem, und Unternehmungen, die einiges seemännisches Können voraussetzten, pflegten sie nur unter den allergünstigsten Umständen durchzuführen. Gern hätte er mehr über die Persönlichkeit des spanischen Kommandanten gewußt.
    »Ist die Natividad schon mehrmals hier gewesen?« fragte er.
    »Gewiß, Herr Kapitän; oft sogar.«
    »Ist der Kommandant ein tüchtiger Seemann?«
    »O ja, Herr Kapitän; ein sehr tüchtiger.«
    »Ha... hm«, machte Hornblower. Die Ansicht, die so eine Landratte vom Können eines Fregattenkapitäns besaß, mochte nicht viel taugen, gab jedoch immerhin einen Fingerzeig.
    Wieder strich sich Hornblower über das Kinn. In seinem Leben hatte er bereits zehn Einzelkämpfe von Schiffen erlebt.
    Wenn er mit der Lydia in See ging und die Natividad draußen angriff, so schoß man sich möglicherweise gegenseitig zu Kleinholz. Hier auf der pazifischen Seite Amerikas würde es unmöglich sein, die zweifellos eintretenden Verluste auszugleichen. Zudem mußte man mit der kostbaren Munition sparsam umgehen. Andrerseits: falls er innerhalb der Bucht blieb und der solchem Verhalten entsprechende Plan nicht glückte, das heißt, falls die Natividad bis zum anderen Morgen vor der Küste liegenblieb, so würde er, Hornblower, gezwungen sein, gegen den Seewind ankreuzend auszulaufen und dem Spanier dabei alle Vorteile der Stellung zu überlassen. Die artilleristische Überlegenheit der Natividad war ohnehin so bedeutend, daß es tollkühn genannt werden mußte, die Lydia angreifen zu lassen. Durfte der Kommandant wagen, den Unterschied noch zu vergrößern? Jedoch war der mögliche Gewinn so riesengroß, daß er sich dazu entschloß, das Wagnis auf sich zu nehmen.

6. Kapitel
    Die ersten Stöße der Landbrise strichen daher, als die im Mondlicht geisterhaft aussehende britische Fregatte über die Bucht glitt. Aus Furcht, daß die helle Leinwand dem draußen in See stechenden Spanier sichtbar werden könnte, hatte Hornblower nicht gewagt, Segel setzen zu lassen. Die Barkasse und der Kutter mußten das Schiff schleppen. Auch als man das tiefere Wasser am Fuß der die Einfahrt beherrschenden Insel erreichte, ließ der Kapitän weiterloten. Manguera hatte Hernandez das Eiland genannt, als Hornblower ihn vorsichtig in seinen Plan eingeweiht hatte. Eine ganze Stunde lang arbeiteten die Mannschaften an den Riemen, obwohl der Kommandant, der selbst am Ruder stand, alles tat, ihnen dadurch zu helfen, daß er die treibende, auf die Takelage wirkende Kraft des stoßweise wehenden Windes ausnutzte. Schließlich erreichte man den neuen Liegeplatz, und der Anker klatschte ins Wasser.
    »Lassen Sie die Kette klar zum Schlippen aufbojen, Mr. Bush«, befahl Hornblower.
    »Aye, aye, Sir.«
    »Die Boote sollen längsseit kommen. Ich wünsche, daß sich die Leute ausruhen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Mr. Gerard, Sie übernehmen das Kommando an Oberdeck.
    Achten Sie darauf, daß die Ausguckposten nicht einschlafen.
    Mr. Bush und Mr. Galbraith, kommen Sie mit nach unten.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Ungeachtet der Stille war doch die allgemeine, das Schiff durchziehende Erregung zu spüren. Jedermann ahnte, was der Kommandant vorhatte, ohne natürlich die Einzelheiten zu kennen, die Hornblower nun seinen Offizieren erläuterte.
    Während der zwei Stunden, die seit der ersten Meldung vom Erscheinen der

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