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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Nelson beinahe den Tod gefunden, als er eine Expedition jenen Fluß San Juan hinaufführte, den Hornblower von seiner Quelle bis zur Mündung bereisen sollte.
    Und um allem die Krone aufzusetzen, wurde so ganz nebenbei die Anwesenheit eines feindlichen Kriegsschiffes von fünfzig Kanonen erwähnt. Bezeichnend war es für die heimischen Behörden, daß man leichten Herzens eine Fregatte von sechsunddreißig Kanonen damit beauftragte, einen fast doppelt so starken Gegner zu erledigen. Die englische Flotte war in Einzelkämpfen stets so erfolgreich gewesen, daß man ihren Schiffen nachgerade zutraute, mit allen nur denkbaren Schwierigkeiten fertig zu werden. Gelang es der Natividad durch irgendeinen Umstand, die Lydia niederzukämpfen, so würde man keine Entschuldigung gelten lassen, und Hornblowers Karriere war erledigt. Selbst wenn ihm das unvermeidliche Kriegsgericht nicht den Hals umdrehte, so wäre er doch gezwungen, den Rest seines Daseins bei Halbsold zu verkümmern. Ein Mißerfolg bei der beabsichtigten Wegnahme der Natividad, ein Mißerfolg der geplanten Erhebung, ein Mißerfolg beim Eröffnen des Handelsweges... jeder einzelne dieser im Bereich der Möglichkeit liegenden Fehlschläge würde einen Verlust an Ansehen und dienstlicher Tätigkeit bedeuten.
    Nach der Rückkehr in die Heimat wäre er dann dazu verdammt, seiner Frau als ein Mann gegenüberzutreten, der weniger taugte als seine Kameraden.
    Nachdem er alle diese düsteren Möglichkeiten erwogen hatte, schob Hornblower sie mit entschlossenem Optimismus beiseite.
    Zunächst einmal galt es, mit diesem Don Julian Alvarado in Verbindung zu treten. Das würde nicht sonderlich schwer fallen.
    Danach konnte man den Schatzschiffen nachstellen und Prisengelder gewinnen. Über den Rest der Zukunft gedachte sich Hornblower vorläufig keine Sorge zu machen. Er erhob sich von der Backskiste und ging in seine Kammer.
    Zehn Minuten später erschien er auf dem Achterdeck.
    Diebischen Spaß machte es ihm, daß die Offiziere sich vergebens bemühten, keine Notiz von seinem aufgeputzten Aussehen zu nehmen. Hornblower warf einen Blick zu der schnell näher kommenden Küste hinüber.
    »Lassen Sie Klarschiff anschlagen, Mr. Bush«, befahl er.
    Gleich darauf rasselten die Trommeln, und es wurde äußerst lebendig an Bord. Von den Rufen und Püffen der Maate angetrieben, stürzte sich die Besatzung mit Feuereifer an die Arbeit, das Schiff gefechtsklar zu machen. Die Decks wurden mit Wasser übergossen und dann mit Sand bestreut. Die Feuerlöschmannschaft trat bei den Pumpen an; man entfernte die hölzernen Trennungswände innerhalb der Decks. Atemlose Seeleute schleppten Schießbedarf zu den Geschützen. Drunten ließ der zum Wundarzt beförderte Zahlmeister die Spinde der Midshipmen zusammenrücken, um daraus einen Operationstisch zu bauen.
    »Wir wollen die Geschütze laden und ausrennen, Mr. Bush«, ordnete der Kommandant an.
    In Anbetracht der Tatsache, daß die Fregatte vor dem Winde segelnd spanisches Hoheitsgebiet anlief, waren das sehr vernünftige Vorsichtsmaßregeln. Die Geschützbedienungen rissen die Hüllen von den Bodenstücken, zerrten wie die Wilden an den Taljen, um die Kanonen binnenbords zu ziehen, rammten die Pulverladung und die Rundkugel ein, vor die noch ein Pfropfen gekeilt wurde, und dann wurden die Geschütze mit Hilfe der Taljen wieder ausgerannt, so daß die Mündungen durch die offenen Stückpfosten ins Freie ragten.
    »Schiff ist klar zum Gefecht, Sir«, meldete Bush, als das letzte Poltern verhallte. »Dauer des Manövers zehn Minuten, einundzwanzig Sekunden.« Noch immer nicht hätte er zu sagen vermocht, ob es sich um eine Exerzierübung oder um blutigen Ernst handelte. Es schmeichelte Hornblowers Eitelkeit, ihn weiterhin darüber im Zweifel zu lassen.
    »Sehr schön, Mr. Bush. Lassen Sie klarmachen zum Ankern.«
    Die auf Land zu wehende Brise wurde von Minute zu Minute frischer, und die Fahrgeschwindigkeit der Lydia nahm zu. Vom Achterdeck aus durchs Glas spähend konnte Hornblower jede Einzelheit der Einfahrt erkennen. Er sah auch den breiten Kanal, der sich zwischen der Insel Conchaquita und dem westlichen Festland hin zog. Der Karte zufolge sollte er bei fünf Meilen Länge eine Tiefe von zwanzig Faden besitzen, aber diesen spanischen Seekarten war nicht zu trauen. Er befahl zu loten.
    Totenstill wurde es an Bord. In der Takelage harfte der Wind, und unter dem Heck gurgelte das Wasser.
    »Hundert Faden und keinen Grund, Sir.«
    Demnach

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