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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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einer Beharrlichkeit fort, die selbst vom Erscheinen des nächsten Ganges nicht nachhaltig beeinflußt werden konnte.
    »Darf ich Ihnen etwas von diesem Roastbeef vorlegen, Mrs. Elliott?« fragte der Admiral. »Hornblower, vielleicht sind Sie so freundlich, sich der vor Ihnen stehenden Enten anzunehmen.
    Das da sind Kalbszungen, Bolton, eine hiesige Spezialität, wie Sie natürlich wissen. Wollen Sie sie versuchen, wenn Sie nicht dem Roastbeef den Vorzug geben? Elliott, lenken Sie die Aufmerksamkeit der Damen mal auf das Ragout. Es besteht teilweise aus fremdländischen Zutaten. Drüben auf der Anrichte steht eine kalte Beefsteakpastete. Der Wirt versichert mir, daß sie ganz dem Rezept entspricht, das sein Haus berühmt gemacht hat. Außerdem gibt es Hammelschinken, wie man ihn nur in Devonshire findet. Mrs. Hornblower? Liebe Barbara?«
    Hornblower, der die Enten vorschnitt, empfand einen fast körperlichen Schmerz bei der familiären Nennung eines Namens, der ihm heilig war. Im ersten Augenblick beeinträchtigte das Gefühl die ruhige Führung des Vorlegemessers. Es kostete ihn Mühe, seine Aufgabe zu beenden, und da keiner der Anwesenden Appetit auf Entenbraten zu verspüren schien, lud er die abgeschnittenen Scheiben auf den eigenen Teller. Es ersparte ihm, jemandem ins Auge zu sehen. Lady Barbara und Maria unterhielten sich noch immer. Seiner erregten Einbildung kam es so vor, als kehre sie ihm absichtlich die Schulter zu. Vielleicht wollte sie damit andeuten, daß sie es nunmehr, da sie seinen Geschmack nach der Wahl der Gattin zu beurteilen vermochte, als höchst zweifelhafte Auszeichnung betrachtete, von ihm geliebt worden zu sein. Er hoffte nur, daß sich Maria nicht allzu linkisch und ungebildet benahm. Von den gesprochenen Worten verstand er nur wenig. Den Speisen vermochte er keine Ehre anzutun, denn sein ohnehin geringer Appetit war ihm vollends vergangen.
    Dafür sprach er ausgiebig dem ihm immer wieder eingeschenkten Wein zu, bis er sich dessen bewußt wurde. Sich zu betrinken war ihm noch widerwärtiger als die Überladung des Magens. Er stocherte auf dem Teller herum und tat so, als schmecke es ihm ausgezeichnet. Zum Glück entwickelte die neben ihm sitzende Mrs. Bolton einen guten Appetit, der sie schweigend zugreifen ließ; andernfalls hätte das einsilbige Paar auffallen müssen.
    Schließlich wurde abgetragen, um Platz für den Käse und den Nachtisch zu schaffen.
    »Die Ananasse sind nicht so gut wie die, die wir in Panama bekamen, Herr Kapitän«, wandte sich Lady Barbara unvermittelt an Hornblower. »Vielleicht versuchen Sie es aber dennoch einmal mit ihnen?«
    Er war fast zu verwirrt, die Frucht mit dem silbernen Messer zu zerlegen, so sehr hatte ihn die plötzliche Anrede aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht. Er war sichtlich verlegen, als er ihr vorlegte. Nun da er abermals ihre Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, wünschte er zu ihr zu sprechen, doch konnte er nicht die richtigen Worte finden. Die Frage lag ihm auf der Zunge, ob ihr das Eheleben zusage, aber er besaß doch noch Verstand genug, solche Taktlosigkeit zu unterlassen.
    »Die Herren Elliott und Bolton bestürmten mich immer wieder mit Fragen, die den Kampf zwischen der Lydia und der Natividad betrafen«, begann Lady Barbara wieder. »Die meisten handelten von technischen Einzelheiten, die ich nicht verstehe, zumal Sie mich ja unter Deck einsperrten, so daß ich von dem eigentlichen Gefecht nichts zu sehen bekam. Dennoch scheine ich meines Abenteuers wegen von aller Welt beneidet zu werden.«
    »Die gnädige Frau hat recht«, brüllte Bolton von der anderen Seite des Tisches herüber; seine Stimme schien seit den Leutnantsjahren noch lauter geworden zu sein. »Erzählen Sie, Hornblower.«
    Hornblower, der aller Augen auf sich gerichtet sah, errötete und fingerte nervös an seinem Halstuch herum.
    »Heraus mit der Sprache, Mann«, drängte Bolton. Er war kein Freund von Damengesellschaften, und da er sich in dieser Umgebung nicht behaglich fühlte, hatte er bisher kaum ein Wort gesprochen. Nun aber löste ihm die Aussicht, die Schilderung der Seegefechte hören zu können, die Zunge.
    »Die Dons schlugen sich offenbar besser, als es sonst ihre Art ist?« meinte Elliott.
    »Also...«, begann Hornblower, der sich genötigt sah, eine Darstellung seiner Erlebnisse zu geben. Gespannt lauschten die Anwesenden. Kurze Zwischenfragen trieben ihn immer weiter, und allmählich gewann seine Gesprächigkeit die Oberhand, vor der er

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