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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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für eine große Dame schickte.
    Plötzlich kam es Hornblower zum Bewußtsein, daß jemand schon seit einem Weilchen zu ihm sprach.
    »Es ist mir eine große Freude, Sie begrüßen zu können, Herr Kapitän. Darf ich Sie vorstellen?... Herr Kapitän Hornblower, Mrs. Elliott... Herr Kapitän Hornblower, Mrs. Bolton... Der Kommandant meines Flaggschiffes, Herr Kapitän Elliott von der Pluto... Und hier ist auch Herr Kapitän Bolton, der Kommandant der Caligula , der mir erzählt, daß er Sie bereits von der alten Indefatigable her kennt.«
    Die Nebelschwaden vor Hornblowers Augen lichteten sich etwas. Er vermochte einige Worte zu stammeln, aber dann erschien zum guten Glück der Wirt mit der Meldung, daß angerichtet sei. Dadurch gewann er wenige Augenblicke zur Sammlung. Die Gesellschaft nahm an einem runden Tische Platz. Ihm gegenüber saß Bolton, dessen offenes, ehrliches Gesicht mit den geröteten Wangen Vertrauen erweckte. Bolton machte durchaus keinen eleganten Eindruck, und das gleiche galt von seiner Gattin, die zur Rechten Hornblowers zwischen ihm und dem Admiral saß. Wie Hornblower zu seiner unermeßlichen Erleichterung feststellte, war sie genauso schlicht und unmodern gekleidet wie Maria.
    »Ich muß Ihnen noch meine Glückwünsche zu Ihrem neuen Kommando aussprechen, Herr Kapitän«, sagte die links von ihm sitzende Lady Barbara. Ein Hauch ihres Parfüms wehte zu ihm herüber und drohte ihn zu verwirren.
    Ihre Nähe zu atmen, ihre Stimme zu hören, wirkte auf ihn wie ein betäubender Zaubertrunk. Er wußte nicht, was er auf ihre Worte erwiderte.
    Der Admiral tauchte einen Schöpflöffel in die vor ihm stehende silberne Suppenschüssel. »Der Wirt schwor mir, daß er die Kunst, eine Schildkrötensuppe zuzubereiten, verstehe«, wandte er sich an die Gesellschaft im allgemeinen. »Ich vertraute also eine Schildkröte seiner Obhut an. Gebe Gott, daß er die Wahrheit sprach. Den Sherry - George, bring den Sherry - werden Sie hoffentlich trinkbar finden.«
    Hornblower führte einen viel zu heißen Löffel Suppe zum Mund, und der Schmerz, den er beim Herunterschlucken empfand, ließ ihn zur Wirklichkeit zurückkehren. Er beobachtete seinen Admiral, dem er während der nächsten zwei oder drei Jahre unterstehen würde und der Lady Barbaras Hand nach einer nur wenige Wochen dauernden Werbung gewonnen hatte. Der dem dunklen Typus angehörende, gut aussehende Mann war groß und breitschultrig. Der Stern und das breite Band des Bath-Ordens hoben sich wirkungsvoll von seiner glitzernden Uniform ab. Er schien kaum über vierzig Jahre alt zu sein - wenige Jahre älter als Hornblower -, so daß er offenbar infolge guter Verbindungen in sehr jungem Alter Flaggoffizier geworden war. Der deutlich sichtbare Ansatz zum Doppelkinn aber deutete Hornblowers Meinung nach auf Gutmütigkeit oder Dummheit; vielleicht auf beides.
    So viel glaubte Hornblower binnen weniger Sekunden zu erkennen, dann zwang er sich dazu, seiner Pflichten als Gast zu gedenken, obwohl es ihm, zwischen Lady Barbara und dem Admiral sitzend, nicht leicht fiel, seine Gedanken zu sammeln.
    »Ich hoffe, daß Sie sich der besten Gesundheit erfreuen, Lady Barbara«, sagte er. Während er sich bemühte, den seines Erachtens der ziemlich komplizierten Situation angepaßten Ton zu treffen, nahm seine Stimme etwas vom dienstlich rauhen Klang an, wie er auf dem Achterdeck der Lydia am Platze gewesen war. Er sah, daß Maria - zwischen ihr und Lady Barbara saß Kapitän Elliott - leicht die Brauen emporzog...
    Maria war stets sehr empfindlich für seine seelischen Reaktionen.
    »Gewiß«, erwiderte Lady Barbara leichthin. »Und wie geht es Ihnen, Herr Kapitän?«
    »Noch nie habe ich ihn bei besserer Gesundheit gesehen«, mischte sich Maria ins Gespräch.
    »Das freut mich aufrichtig. Der arme Kapitän Elliott wird noch zuweilen von dem Fieber geplagt, das er sich in Vlissingen holte.«
    Es war sehr geschickt eingefädelt. Maria und Lady Barbara befanden sich alsbald in lebhafter Unterhaltung mit Elliott, aus der Hornblower selbst ausschied. Während etlicher Augenblicke hörte er zu, und dann zwang er sich dazu, Mrs. Bolton anzureden. Sie war indessen nicht sehr gesprächig. Ihr Wortschatz beschränkte sich im wesentlichen auf »ja« und »nein«, und der auf ihrer anderen Seite sitzende Admiral unterhielt sich angeregt mit Mrs. Elliott. Hornblower verfiel in düsteres Schweigen. Maria und Lady Barbara setzten ihr Gespräch über den alsbald ausscheidenden Elliott mit

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