Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
gesagt?« fragte Hornblower scharf. Nur mit Mühe gelang es ihm, sein Entsetzen nicht in seiner Stimme hörbar werden zu lassen.
»Sie wünschte mir Glück«, erzählte Maria, »und sie bat mich, auch dir ihre Glückwünsche zu übermitteln.«
Es verdroß Hornblower über die Maßen, daran zu denken, daß Maria ihre Schwangerschaft vor Lady Barbara erörtert hatte.
Den Grund seines Ärgers wagte er sich allerdings nicht einzugestehen, aber das Bewußtsein, daß Lady Barbara unterrichtet worden war, verwirrte seine Gedanken noch ärger als zuvor. Auf dem kurzen Heimwege fand er zudem keine Gelegenheit, sie zu ordnen.
»Oh«, seufzte Maria, als sie sich im Schlafzimmer befanden.
»Wie eng die Schuhe waren!«
Sie saß auf einem niedrigen Stuhl und rieb ihre in den weißen Baumwollstrümpfen steckenden Füße. Die auf dem Toilettentisch stehende Kerze ließ ihren Schatten an der gegenüberliegenden Wand tanzen. Als düsteres Rechteck hob sich der Schatten des Betthimmels von der Zimmerdecke ab.
»Hänge deinen guten Rock nur recht vorsichtig auf«, sagte Maria, die anfing, die Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen.
»Ich will noch nicht schlafen«, erklärte Hornblower in heller Verzweiflung.
Jedes Mittel wäre ihm recht gewesen, sich jetzt in die Zurückgezogenheit seiner Kommandantenkajüte flüchten zu können, aber er wußte, daß ihm das versagt blieb. Die Stunde war dafür zu auffällig, und die Galauniform würde ihn lächerlich gemacht haben.
»Du willst noch nicht schlafen gehen?« Es sah Maria ähnlich, seine eigenen Worte zu wiederholen. »Wie sonderbar, nach einem so anstrengenden Abend! Hast du zuviel Ente gegessen?«
»Nein«, sagte Hornblower. Aussichtslos wäre es gewesen, Maria Erläuterungen geben zu wollen; aussichtslos jeder Fluchtversuch, der nur ihre Gefühle verletzt haben würde. Aus Erfahrung wußte er, daß er so etwas niemals übers Herz brachte.
Seufzend schnallte er den Säbel ab.
»Du brauchst dich nur behaglich zu Bett zu legen, dann schläfst du gleich«, meinte Maria. »Es sind uns ohnehin nur noch wenige gemeinsame Nächte gegönnt, Liebling!«
Das traf allerdings zu. Admiral Leighton hatte seinen Kommandanten bereits mitgeteilt, daß die Schiffe Pluto, Caligula und Sutherland dazu ausersehen seien, den sich gerade sammelnden Geleitzug für Ostindien bis zum Tajo zu bringen.
Damit trat wiederum die vermaledeite Frage der Mannschaftsergänzung an Hornblower heran. Wie, in drei Teufels Namen, sollte er rechtzeitig die Lücken ausfüllen? Das Bodmin-Gefängnis schickte ihm vielleicht noch ein paar Sträflinge, Die Offiziere, deren Rückkehr er von Tag zu Tag erwartete, brachten möglicherweise einige Freiwillige mit.
Unbedingt aber brauchte er noch fünfzig tüchtige Seeleute, und die fand man weder in Zuchthäusern noch auf den Marktplätzen.
»Es ist ein harter Dienst«, murmelte Maria, die an die bevorstehende Trennung dachte.
»Besser als für acht Pence in der Woche den Schulmeister zu spielen«, gab Hornblower zur Antwort. Er bemühte sich, leichthin zu sprechen. Vor ihrer Verheiratung hatte Maria Schulunterricht erteilt, wobei›Lesestunden‹vier,›Schreibstunden‹sechs und›Rechenstunden‹acht Pence brachten.
»Allerdings«, gab Maria zu. »Ich verdanke dir viel, Horatio.
So, hier hast du dein Nachthemd. Ich erinnere mich noch der Grobheiten, die ich einstecken mußte, als Miß Wentworth erfuhr, daß ich der Alice Stone die Multiplikation beigebracht hatte, obgleich ihre Eltern nur vier Pence bezahlten! Und dann war da die Geschichte mit dem undankbaren kleinen Hopper, der im Klassenzimmer Mäuse losließ. Aber weißt du, Liebster, das alles würde ich gern nochmals ertragen, wenn ich dich nur bei mir behalten könnte.«
»Das geht aber nicht, weil mich die Pflicht ruft«, sagte Hornblower, der sich das Nachthemd überstreifte. »Paß auf, ehe zwei Jahre vergangen sind, kehre ich mit einem ganzen Sack voll Goldstücken zurück. Prisengeld. Denke an meine Worte.«
»Zwei Jahre!« seufzte Maria.
Hornblower gähnte ausgiebig, und sofort fiel seine Frau auf diese Finte herein, wie er es nicht anders erwartet hatte. »Und da wagst du zu behaupten, daß du nicht müde bist!«
»Der Schlaf hat sich ganz plötzlich eingestellt. Mag sein, daß der Portwein des Admirals anfängt, seine Schuldigkeit zu tun.
Ich kann jedenfalls kaum noch die Augen offenhalten. Gute Nacht, Liebste.«
Er küßte die vor dem Toilettentisch Sitzende, wandte sich dann eilends ab und
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