Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
hingen Ehegatten, Weiber und Männer in langer Reihe nebeneinander. Auch der Gedanke daran, daß Frauen auf die abstoßend schlechte Mannschaftskost angewiesen waren, ekelte ihn. Möglicherweise berücksichtigte er dabei allerdings zu wenig die abhärtende Wirkung lang dauernder Gewohnheit.
    Etwas unerwartet stieg er durch den vorderen Niedergang zum Oberdeck empor. Thompson, einer der Gewalthaber des Vorschiffes, nahm sich gerade die Rekruten vor.
    »Vielleicht gelingt's uns, Seeleute aus euch zu machen, und vielleicht gelingt's uns nicht«, sagte er. »Wahrscheinlich werdet ihr mit 'ner Kanonenkugel am Bein über Bord geschmissen, noch ehe Ushant in Sicht kommt. Schade um die schöne Kanonenkugel. Vorwärts mit der Pumpe da! Laßt die Farbe eurer Haut sehen, ihr Galgenvögel! Wenn euch erst die neunschwänzige Katze anspringt, dann werden wir auch die Farbe eurer Rückenknochen kennenlernen, ihr...«
    »Genug, Thompson!« schrie Hornblower wütend.
    Auf Grund eines ständigen Befehls wurden die neuen Mannschaften entlaust. Nackt und fröstelnd standen sie an Deck herum. Zweien von ihnen wurden gerade die Köpfe kahlgeschoren. Ein Dutzend von Kerlen, die dieses Verfahren bereits überstanden hatten und mit ihrem vom Gefängnisaufenthalt kränklichen Aussehen wenig in die jetzige Umgebung zu passen schienen, wurde von Thompson zu der Pumpe getrieben, an der einige grinsende Matrosen arbeiteten.
    Angst und Kälte ließ die Neulinge schaudern. Manch einer von ihnen mochte im ganzen Leben noch nicht gebadet haben, unerwünschten Aussicht und der blutdürstigen Bemerkungen erweckten sie einen erbarmungswürdigen Eindruck.
    Hornblower, der niemals ganz das Elend seiner ersten seemännischen Zeit vergessen konnte, war entrüstet. Jede rohe Behandlung war ihm verhaßt und für die Art mancher anderen Kommandanten, die es darauf anlegten, derlei Geist der ihnen unterstellten Leute zu brechen, hatte er nichts übrig. Eines Tages konnten sein militärischer Ruf und seine Zukunft von diesen Leuten abhängen, die mutig ihr Leben aufs Spiel setzen und nötigenfalls opfern sollten. Das aber konnte man von verprügelten und seelisch gebrochenen Männern nicht erwarten.
    Die Entlausung war aus hygienischen Gründen erforderlich, aber Hornblower duldete es nicht, daß die Mannschaften schikaniert wurden. Es war seltsam, daß er, der sich nie für eine Führernatur hielt, doch immer führte und jedes Treiben vermied.
    »Unter die Pumpe mit euch, Kerls«, sagte er freundlich, und als sie noch immer zögerten: »Wenn wir erst in See sind, werdet ihr mich selbst jeden Morgen, sobald es sieben glast, unter jener Pumpe sehen. Ist's nicht so?«
    »Aye, aye, Sir«, antwortete ihm der Chor der Pumpengästen.
    Des Kommandanten seltsame Gewohnheit, sich allmorgendlich kaltes Seewasser über den Rücken gießen zu lassen, hatte an Bord der Lydia häufig zu lebhaftem Meinungsaustausch geführt.
    »Also marsch! Vielleicht bringt ihr's alle noch mal zum Kapitän. Du da, Waites, zeige den anderen, daß du Schneid hast.«
    Es erwies sich als günstiger Umstand, daß sich Hornblower nicht nur des Namens entsann, sondern den ehemaligen Schafdieb Waites in der neuen Kleidung erkannte; jenen Mann, der ihm der Moleskinhosen wegen aufgefallen war. Die Leute schielten zu ihrem mit goldenen Litzen geschmückten Kommandanten hinüber, der eine so heitere Sprechweise besaß und dessen Würde es zuließ, täglich ein Bad zu nehmen. Waites gab sich einen Ruck und tauchte unter den sprudelnden Schlauch. Nach Luft schnappend, drehte er sich heldenhaft im Kreise, indessen ihn das kalte Wasser überlief. Jemand warf ihm einen Brocken Bimsstein zu, damit er sich damit scheure, während die übrigen Leute darauf brannten, an die Reihe zu kommen. Die armen Kerle benahmen sich wie Schafe. Man mußte ihnen nur einen Leithammel geben.
    Hornblowers Blick fiel auf einen häßlichen roten Striemen, der sich über eine weiße Schulter zog. Er winkte Thompson beiseite.
    »Sie haben früh angefangen mit Ihrer beliebten Nachhilfe.«
    Thompson grinste verlegen. Nervös fingerte er an dem zwei Fuß langen Tauende herum, das einen Knoten aufwies und mit dem die seemännischen Unteroffiziere ganz allgemein ihren Befehlen Nachdruck zu verleihen pflegten.
    »Ich dulde keinen Unteroffizier an Bord, der nicht weiß, wann es am Platze ist, den sogenannten Starter zu benutzen. Die Leute begreifen noch gar nicht, was man von ihnen verlangt. Prügel sind daher völlig unangebracht. Noch ein

Weitere Kostenlose Bücher