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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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und das Boot vom Ufer abzustoßen. Der Reisende gab Gas, und als sich die Lady Jane in Bewegung setzte, hechtete ich wieder an Bord. Das Motorengeräusch übertönte sogar die Schüsse und ich konnte immer noch nicht fassen, dass sie uns nicht hörten, uns nicht sofort verfolgten. Aber wenn wir niemals hier waren, wie Jamie ihnen suggeriert hatte, konnten wir ja auch nicht flüchten, richtig?
    Der Kanal führte um eine Kurve und Little Moulsford blieb hinter uns zurück. Jamie stand am Steuer. Der Reisende war an Deck zusammengesunken und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schulter. Mir war jedoch klar, dass wir noch nicht entkommen waren.
    „Wie lange wird es dauern, bis sie es merken?“, fragte ich.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Jamie. „Ich habe so etwas noch nie gemacht. Bei nur einer Person wäre es leichter gewesen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht eine Stunde. Vielleicht zwei. Aber jetzt solltest du nach dem Reisenden sehen.“
    „Ich bin okay.“
    Ich fand eine Taschenlampe und richtete sie auf ihn. Er war nicht okay. Er war in die Schulter getroffen worden und der Blutfleck breitete sich auf seinem Hemd aus. „Was soll ich tun?“, fragte ich.
    „Hol mir ein Tuch und etwas Wasser.“ Er musste die Panik in meiner Stimme gehört haben. „Ehrlich, Holly. Es ist nicht so schlimm.“
    Ich hetzte in die Kajüte und raffte alles zusammen. Er goss etwas Wasser auf das Tuch, presste es auf die Wunde und trank den Rest. Schließlich schaute er zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Dort war jetzt kein Laut mehr zu hören, obwohl der Kampf vermutlich immer noch tobte. So war das auf dem Kanal. Man musste nur eine kurze Strecke zurücklegen und war schon in einer anderen Welt.
    „Wie haben die uns gefunden?“, fragte ich.
    „Die Polizei? Keine Ahnung. Vielleicht war es einer der Dorfbewohner. Oder die Fliegensoldaten. Oder sie sind von selbst darauf gekommen, dass wir ein Boot haben.“
    „Die werden uns verfolgen, oder?“
    Der Reisende nickte. „Jamie hat uns etwas Zeit verschafft und uns die Flucht ermöglicht. Aber früher oder später werden sie uns folgen.“ Er zwang sich zum Aufstehen. „Ich rufe den Nexus an und sage ihnen, dass sie alles vorbereiten sollen.“
    „Anrufen?“
    „Ich habe ein Funkgerät, Holly. Sie wissen bereits, dass wir auf dem Weg sind.“
    „Wie weit ist es noch?“, fragte Jamie.
    „Fünf oder sechs Stunden. Wenn wir den Sheerwall Tunnel erreichen, sind wir in Sicherheit. Ich habe immer noch ein paar Überraschungen in petto.“ Er ging in die Kajüte und ich wäre ihm gern gefolgt. Ich hatte noch nie ein Funkgerät gesehen, das tatsächlich funktionierte. Ich dachte, diese Technologie wäre schon vor Jahren verschwunden. Aber ich blieb bei Jamie.
    „Fünf oder sechs Stunden“, murmelte ich.
    „Wenn wir Glück haben …“
    Unser kleiner Scheinwerfer leuchtete uns den Weg. Rund um uns herum lauerte die Dunkelheit.
    Die Nacht schien kein Ende zu nehmen. Der Kanal führte immer geradeaus, pferchte uns ein und bot keinerlei Versteck. Wir konnten nicht links oder rechts abbiegen. Wir konnten nicht umkehren, ohne ewig lange manövrieren zu müssen. Ich erwischte mich dabei, wie ich in den matten Lichtkegel starrte, der über die ölige Wasseroberfläche huschte, und mir wünschte, er würde sich schneller bewegen. Gleichzeitig fragte ich mich, wer unser Licht wohl sonst noch sah. Die ganze Zeit stellte ich mir vor, wie sich jemand aus der Dunkelheit auf uns stürzte. Das wäre kein Problem, weil der Kanal jetzt so schmal war, dass wir nie weit von der Böschung entfernt waren. Würde es einer der Polizisten sein oder vielleicht Mrs Higham und ihre Kannibalenfreunde, die mit schnappenden Zähnen und blutunterlaufenen Augen an Bord sprangen? Ich wusste nicht, welche der beiden Varianten die schlimmere war.
    Ich spürte die Pistole an meinem Körper. Auch der Reisende war bei uns an Deck. Ich wusste nicht, ob die Kugel noch in seinem Körper steckte. Er hatte sich selbst verbunden, etwas eingenommen – Tabletten oder Alkohol –, und falls er Schmerzen hatte, gab er sich große Mühe, sie nicht zu zeigen. Er hielt eine automatische Waffe im Arm und ich fragte mich, wie viele Waffen es wohl noch an Bord der Lady Jane gab. Er hatte erwähnt, dass er noch die eine oder andere Überraschung in petto hatte. Ich hoffte, dass es sich dabei um eine Kiste mit Handgranaten oder, noch besser, um ein Lenkwaffensystem handelte.
    Und so standen

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