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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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uns beeilen!“, rief er. „Lasst alles zurück. Geht nach vorn und klettert aufs Dach.“
    „Was ist mit dem Steuer?“, fragte Jamie.
    „Kein Problem. Es ist eingerastet.“ Der Reisende wählte eine Zahl und drückte auf den roten Knopf. Sofort begann im Boot ein Licht zu blinken. Ich wusste nicht, was er da gemacht hatte. War das eine Geheimwaffe, die Überraschung, von der er gesprochen hatte? „Schnell!“, rief er. „Wir müssen aufs Dach!“
    Das Kanalboot fuhr immer noch, allerdings nur mit halber Kraft, was uns etwas mehr Zeit verschaffte. Niemand war uns in den Tunnel gefolgt. Durch das blinkende Licht sah ich nur schwarz-weiß und konnte deswegen kaum erkennen, was ich tat. Wir ließen unsere Waffen fallen, rannten durch die Kajüte und den Schlafbereich und kletterten aufs Dach. Der Reisende lief voran, dann kam Jamie und dann ich. Wir standen nur da und bewegten uns nicht, wurden aber vom Boot so dicht unter der gewölbten Tunneldecke entlangbefördert, dass wir sie mit dem ausgestreckten Arm mühelos erreichen konnten. Ich spürte, wie mir Feuchtigkeit in den Nacken tropfte. Es war sehr kalt im Tunnel. Wir hatten ihn etwa zur Hälfte passiert.
    „Da ist eine Leiter!“, rief der Reisende. „Greift danach und hangelt euch vorwärts. Ich gehe vor. Folgt mir!“
    Ich sah sie fast sofort. Die Sprossen waren in die Decke eingelassen und verliefen horizontal über dem Wasser. Wir mussten uns nur daran festhalten und warten, bis sich das Dach des Bootes unter unseren Füßen weiterbewegte. Und während die Lady Jane mit konstanter Geschwindigkeit und eingerasteter Lenkung weiterfuhr, würden wir in der Dunkelheit an den Leitersprossen baumeln. Was sollte das bringen? Sollten wir hier herumhängen, bis die Bösen weggingen?
    Ich konzentrierte meine Kräfte auf die Hände und Arme und lief auf dem Dach des Bootes mit, ohne vorwärtszukommen. Und dann war die Lady Jane weg. Meine Füße stolperten über die Dachkante und plötzlich hing ich in der Luft und unter mir war nur noch schwarzes Wasser. Die anderen hingen vor mir und ich fragte mich, woher der Reisende die Kraft nahm.
    Aber er war zu allem entschlossen. „Hier lang!“, rief er. Von hinten konnte ich beobachten, wie er sich von einer Sprosse zur nächsten hangelte. Das erinnerte mich an meine Kindheit im Dorf. Wir hatten dort ein Klettergerüst gehabt, an dem ich oft genau dasselbe gemacht hatte. Erst der Reisende, dann Jamie, dann ich … wir hangelten uns voran, während die Lady Jane immer weiter von uns wegtuckerte. Ich schätzte, dass sie in etwa zehn Sekunden wieder ins Tageslicht hinausfahren würde.
    Und was würde die Chefin der Polizisten tun, wenn sie merkte, dass niemand mehr an Bord war? Würde sie glauben, dass wir ertrunken waren?
    „Hoch!“, brüllte der Reisende.
    Ich wusste nicht, was er damit meinte, aber er hatte es kaum ausgesprochen, da verschwand er auch schon aus meiner Sicht und ich erkannte, dass es im Tunnel einen senkrechten Schacht gab, dessen Öffnung genau über seinem Kopf war. Er hatte sich an die Öffnung herangehangelt und dann nach einer zweiten Leiter gegriffen, die nach oben führte. Jamie machte es ihm nach. Einen Moment war er noch vor mir, dann sah ich nur noch seine Füße und im nächsten Augenblick war er ganz verschwunden. Ich war die Letzte. Plötzlich war ich ganz allein im Tunnel und hing mit ausgestreckten Armen an der Decke. Ich konnte die zweite Leiter vor mir sehen. Jamies Füße waren über meinem Kopf. Aber ich konnte nicht hinter ihm herklettern. Die Lady Jane hatte den Ausgang des Tunnels erreicht und ich musste unbedingt sehen, was als Nächstes passierte.
    Ich sah zu, wie sie hinausfuhr. Ich konnte das Steuerruder sehen, das Deck, das wir gerade erst verlassen hatten, den Namen des Bootes, der in goldenen Buchstaben auf dem Heck stand. Von der Polizei war nichts zu sehen und auch keine Fliegensoldaten, aber ich konnte mir gut vorstellen, wie sie dort lauerten. Das Boot war jetzt vollständig aus dem Tunnel gefahren und von einem O aus Licht umgeben. Ich dachte an den Knopf, den der Reisende gedrückt hatte, und kapierte erst jetzt, was gleich passieren würde.
    Die Lady Jane flog in die Luft. Die Explosion war gigantisch und sprengte das Boot nicht nur in Stücke, sondern verwandelte es in einen roten Feuerball. Während ich noch wie gebannt hinsah, schossen die Flammen durch den Tunnel auf mich zu. Wenn die Bombe ein paar Sekunden früher hochgegangen wäre, hätte mich die Explosion

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