Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
still und leise auf uns wartete. Jetzt war ich besonders froh, dass wir die Schleusen schon hinter uns hatten. Wir hätten die Tore in der Dunkelheit unmöglich bedienen können.
    Jamie hatte den Schlüssel und übergab ihn an den Reisenden.
    „Sobald wir den Motor starten, werden sie uns hören“, warnte der Reisende. „Haltet eure Waffen bereit.“
    „Werden sie uns verfolgen?“, fragte ich.
    Wahrscheinlich war das eine dumme Frage und ich bekam ohnehin keine Antwort, weil die Lady Jane genau in diesem Moment in ein gleißendes Licht getaucht wurde. Wir hatten sie in der Dunkelheit nicht gesehen und ich werde wohl nie wissen, wieso wir sie nicht gehört hatten. Vielleicht lag es daran, dass sie ein Stück entfernt parkten, auf der anderen Seite der Schleusen.
    Wir waren von Polizeiwagen umringt. Die Scheinwerfer waren eingeschaltet, hielten uns gefangen, blendeten uns. Während ich noch geschockt ins Licht starrte, setzte sich eine Frau in unsere Richtung in Bewegung. Anfangs konnte ich nur ihre Silhouette sehen, ihre langen Haare und den Mantel, der ihr um die Beine wehte. Aber dann erreichte sie uns und ich erkannte die Frau aus dem Hubschrauber, die erst Miss Keyland erschossen und dann den Mord an allen anderen Dorfbewohnern befohlen hatte.
    „Nun, nun“, sagte sie. „Ein Hausboot. Wer hätte das gedacht?“
    Jamie machte den Mund auf und wollte etwas sagen. Ich wusste, dass er seine Kraft einsetzen wollte, damit sie wegging. Aber bevor er ein Wort herausbrachte, schlug sie ihn mit der Faust. Sie war erstaunlich stark. Jamie ging zu Boden und blieb benommen liegen. Zur gleichen Zeit rückte ein Riesentrupp Polizisten vor. Sie trugen alle Waffen. Es war mindestens ein Dutzend. Wir konnten nirgendwo hin.
    „Tötet den Mann und das Mädchen“, sagte die Frau. „Und dann nehmt den Jungen mit.“
    Ich konnte immer noch nichts sehen. Das Licht tanzte vor meinen Augen. Der Reisende griff nach mir und hielt mich fest. Gemeinsam erwarteten wir unser Ende.

8
     
     
    Und dann fielen Schüsse, mindestens tausend auf einmal. Aber es war nicht die Polizei, die auf uns feuerte. Die Schüsse kamen von irgendwo hinter uns, und als ich mich umdrehte, sah ich die ganzen Leute aus der Punch Tavern, die in einer Reihe standen und auf die Polizisten schossen. Nachdem ihnen klar geworden war, dass wir uns aus dem Staub machen wollten, hatten sie ihre Waffen aus den Häusern geholt und uns verfolgt. Ich wusste nicht, wieso sie jetzt die Polizisten aufs Korn nahmen und nicht uns. Vielleicht um sich selbst zu schützen. Immerhin hatte die Polizei mein Dorf zerstört und es war gut möglich, dass sich das herumgesprochen hatte. Aber so krank und widerlich der Major und seine Freunde waren, konnte ich mir auch vorstellen, dass sie in diesen blauen Uniformen einfach nur einen Jahresvorrat bester Steaks sahen. Jedenfalls betrachteten sie die Polizisten jetzt als ihre Hauptfeinde, die als Erstes bekämpft werden mussten. Den Polizeikräften blieb keine Zeit, darauf zu reagieren. Da sie sich nur auf uns konzentriert hatten, konnten sich die Angreifer im Schutz der Dunkelheit unbemerkt anschleichen. Die Dorfbewohner feuerten aus allen Rohren und schon die erste Salve streckte etwa die Hälfte der Polizisten nieder. Die herumfliegenden Kugeln trafen einen Scheinwerfer nach dem anderen, was gut für uns war, weil uns die Dunkelheit Schutz bieten würde. Ich schaute auf Jamie hinab, der immer noch im Gras lag, halb im Schatten und zumindest teilweise in Deckung. Vielleicht sorgte er dafür, dass alle in die falsche Richtung schossen, denn wie durch ein Wunder waren weder der Reisende noch ich getroffen worden.
    Jedenfalls noch nicht.
    „Runter, Holly!“, brüllte mir der Reisende zu, und obwohl ich seine Worte bei all der Knallerei kaum hören konnte, warf ich mich auf den Bauch und spürte, wie die Kugeln über meinen Kopf hinwegsausten. Ich lag in einer kleinen Senke, die zwar nur wenige Zentimeter tief war, mir aber doch einen gewissen Schutz bot. Die Dorfbewohner feuerten immer noch auf die Polizisten und es fielen immer mehr von ihnen, aber dann drehte sich der Reisende um und eröffnete ebenfalls das Feuer. Ich sah den Mann namens Withers-Green („der unsere Häuser instand hält“) zusammenbrechen und sich den Bauch halten und dachte, dass er so bald nichts mehr reparieren würde. Auch Major Higham war inzwischen wieder aufgetaucht. Er wollte etwas brüllen, aber plötzlich verschwand die untere Hälfte seines Gesichts und

Weitere Kostenlose Bücher