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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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infrage, ihn einfach zurückzulassen. Wir erreichten die Scheune. Es war noch hell genug, um ihren weißen Anstrich zu erkennen und auch, dass draußen ein Teich und ein Brunnen waren. Die Scheune hatte riesige Holztore, die zum Glück offen standen. Wir gingen hinein.
    Auf einem Tisch brannte eine Öllampe und daneben saß ein Mann in dem ansonsten leeren Raum. Er hatte ein Gewehr auf dem Schoß liegen, das er sofort hochriss, als wir hereinkamen. Ich griff nach der Pistole, die immer noch in meinem Hosenbund steckte. Natürlich hätte er uns erschossen, bevor ich überhaupt den Sicherungshebel gefunden und mich erinnert hätte, wie man die Waffe entsicherte, aber Jamie sah ihn nur an und sagte: „Sie sind sehr müde. Sie müssen schlafen.“ Und genau das tat der Mann. Er ließ das Gewehr sinken und schloss die Augen.
    „Wo ist der Reisende?“, fragte ich.
    Jamie sah sich um und zeigte dann auf einen in den Boden eingelassenen Gitterrost.
    „Da unten“, sagte er.
    Das Gitter funktionierte wie eine Falltür. Es war aus Metall und halb mit Stroh bedeckt. Darunter musste sich eine Art unterirdischer Lagerraum befinden. Wir rannten darauf zu und mussten feststellen, dass das Gitter mit einem riesigen Vorhängeschloss gesichert war. Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich das sah. Wie viele Schwierigkeiten mussten wir noch überwinden? Und wie lange würde es dauern, bis die Leute in der Punch Tavern merkten, dass wir verschwunden waren, und anfingen, nach uns zu suchen?
    „Sieh nach, ob du den Schlüssel findest“, sagte Jamie.
    Ich ging zurück zu dem Wachmann, der jetzt tief schlief, das Gewehr locker in den Händen. Jamie kniete bereits neben dem Gitter.
    „Jamie, bist du das?“ Die Stimme war heiser, aber es war die des Reisenden.
    „Wir suchen nach dem Schlüssel“, sagte Jamie.
    „Die haben mich niedergeschlagen. Wir müssen hier weg.“
    „Ich weiß.“
    „Ich hab ihn!“ Ich hatte einen Schlüssel an einer Kette in der Jackentasche des Wachmanns gefunden. Ich zog ihn heraus und warf ihn Jamie zu, der ihn ins Schloss steckte. Ich war unendlich erleichtert, als ich es klicken hörte und das Schloss aufsprang. Mit vereinten Kräften hievten wir das Gitter hoch und der Reisende kletterte heraus. Er nickte uns dankbar zu, aber ich merkte, dass es ihm peinlich war. Eigentlich hätte er auf uns aufpassen sollen – immerhin hatte der Nexus ihm diese Aufgabe anvertraut –, aber ohne uns wäre er nur noch totes Fleisch gewesen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er schaute zurück und erst da bemerkte ich etwas, bei dem es mir eiskalt über den Rücken lief.
    Er war nicht allein.
    Ich schaute in die Grube unter der Scheune und sah, dass dort noch zwei Männer hockten. Sie waren splitternackt, hatten geschorene Köpfe und große starre Augen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange sie schon dort saßen, aber man hatte sie im Käfig gehalten wie Tiere. Und genau das waren sie für die Bewohner von Little Moulsford. Ich rechnete damit, dass sie ebenfalls hinausklettern würden, aber sie starrten nur zu uns herauf und sagten kein Wort.
    „Wir können nichts für sie tun“, sagte der Reisende. „Sie sind beide verrückt geworden. Gott weiß, was sie ihnen angetan haben.“ Er schnappte sich das Gewehr des schlafenden Wachmanns. „Ist einer von denen in der Nähe der Lady Jane?“
    „Nicht, soweit ich gesehen habe“, sagte Jamie. „Aber wir müssen uns beeilen. Die fragen sich bestimmt schon, wo wir stecken.“
    Wir rannten aus der Scheune. Die Falltür ließen wir offen, damit die armen Männer dort unten zumindest die Chance zur Flucht hatten.
    Der Reisende überprüfte das Gewehr. Es hatte ein Magazin und es war voll. „Die haben meine Waffe“, erklärte er.
    Ich zog meine Pistole. Als der Reisende sie mir gegeben hatte, war ich ziemlich sicher, dass ich es nie über mich bringen würde, sie tatsächlich zu benutzen. Aber wenn Major Higham oder seine reizende Gattin jetzt in meine Nähe gekommen wären, hätte ich ihnen mit Freuden den Kopf weggeschossen. Ich sah, dass auch Jamie seine Waffe in der Hand hatte. Ich fragte mich, wieso er den Dorfbewohnern nicht einfach befahl, tot umzufallen, aber ich wusste nicht genau, wie seine Kraft funktionierte, und dies war wohl kein guter Zeitpunkt, ihn danach zu fragen.
    Wir rannten geduckt über den Dorfanger. Hinter den Fenstern der Punch Tavern brannte Licht, aber es schien niemand draußen zu sein. Der Kanal lag direkt vor uns – und auch die Lady Jane, die

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