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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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wir da, wir drei, und trieben durch die Nacht wie Statuen oder aufrechte Geister. Es war kalt geworden und unser Atem bildete Wölkchen – ich konnte meinen im Schein der Lichtreflexion sehen. Ein paar Nebelfetzen trieben übers Wasser und die Äste der Bäume sahen aus, als wären sie aus Stahl.
    Komischerweise war es die Stille, die am meisten an meinen Nerven zerrte. Natürlich war da das Pochen des Motors unter unseren Füßen, dieses nie endende Geräusch, das mit uns reiste.
    Aber ich war mir gleichzeitig dieser unendlichen leeren Landschaft bewusst und die düsteren Schatten von Büschen und Bäumen, die an uns vorbeiglitten, machten das Ganze zu einer Art Albtraum, aus dem ich nicht aufwachen konnte.
    Wir redeten nicht. Obwohl wir froren, ging keiner von uns nach unten, um ein heißes Getränk zu holen. Es schien beinahe, als könnten wir uns nicht von dem Deck losreißen, auf dem wir standen. Ich wollte viele Fragen stellen. Was war so wichtig am Sheerwall Tunnel? Hatten wir genug Benzin, um dorthin zu kommen? Gab es auf dem Weg dorthin noch weitere Schleusen? Aber ich hielt den Mund. Ich würde es schon noch herausfinden.
    Langsam, ganz langsam wich die Nacht der Morgendämmerung, einem blassen Hellgrau, das sich in Streifen über den Himmel ausbreitete. War ich im Stehen eingeschlafen? Die Landschaft hatte sich vollkommen verändert. Wir waren am Rand einer Stadt. Rund um uns herum waren Gebäude, die Überreste von Fabriken mit Ladedocks und hohen Schornsteinen. Ich sah auf den ersten Blick, dass sie verlassen waren. Die Tore hingen offen und man konnte ins dunkle Innere sehen. Die meisten Fenster waren eingeschlagen. Überall lag Gerümpel herum: alte Maschinenteile, Öltanks, Reifen und umgekippte Container. Vor uns stieg das Gelände an und dort standen Häuser, dicht gedrängt wie einige von denen in meinem Dorf, die sich eine Gartenpforte teilten. Aber hier war es Reihe um Reihe -viel mehr Häuser, als ich je in meinem Leben gesehen hatte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie alle leer standen. Ich weiß nicht, wieso. Ich schätze, dass sie auch bewohnt sein konnten und die Leute noch schliefen, aber sie kamen mir verlassen vor.
    „Jetzt ist es noch weniger als eine Meile“, sagte der Reisende. Er klang erschöpft. Die Blutung hatte aufgehört, aber er war die ganze Nacht auf den Beinen gewesen und hatte gegen die Schmerzen gekämpft.
    „Wie viel weniger?“ Jamie war immer noch am Steuer. Ich weiß nicht, woher er die Kraft nahm. Auch er hatte nicht geschlafen.
    „Der Nexus erwartet uns bereits. Sie wissen, dass wir hier sind.“
    Sie wissen, dass wir hier sind.
    Er hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als ich sie entdeckte. Drei Polizeihubschrauber waren am Himmel aufgetaucht, der sich gerade von Grau zu Weiß verfärbte. Sie flogen in Pfeilformation, immer noch ziemlich weit weg, doch sie kamen so schnell näher, dass sie schon doppelt so groß wirkten, als ich zum zweiten Mal hinsah. Zur gleichen Zeit schrie Jamie auf und zeigte direkt nach vorn. Ich folgte seinem Finger zu einer freien Fläche auf der anderen Seite der Häuser. Im ersten Moment dachte ich, dass es regnete. Tausende kleiner schwarzer Objekte fielen zu Boden. Aber dann erkannte ich, dass sie kurz vor dem Auftreffen langsamer wurden. Es waren lebende Wesen.
    Fliegen. Ein gigantischer Fliegenschwarm regnete vom Himmel und unter meinem entsetzten Blick nahm er wie schwarzer Rauch die Form von Männern auf Pferden an. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Es war, als würde man schwarzes Wachs in eine Gussform gießen. Die einzelnen Reiter bildeten sich vor meinen Augen. In einer Minute würde die Verwandlung vollendet sein und dann würden sie durch die Straßen den Hügel hinab zum Kanal reiten.
    Aber da war der Tunnel! Er lag direkt vor uns, ein kreisförmiger Eingang zu einer dunklen Öffnung, die unter den Häusern in den Hügel führte. Plötzlich kam es mir vor, als würde die Lady Jane, die uns so zuverlässig durch die Nacht befördert hatte, nur noch im Schneckentempo vorwärtskriechen. Die Hubschrauber kamen näher und näher. Ich konnte das Surren der Rotorblätter hören. Die Reiter waren fast komplett geformt. Wir saßen zwischen beiden fest, und sosehr ich auch in die Tunnelöffnung starrte, der Tunnel schien nicht näher zu kommen.
    „Wir schaffen es. Wir schaffen es.“ Einen kurzen Moment lang wusste ich nicht, wer das gesagt hatte. Dann wurde mir klar, dass ich selbst es gewesen war.
    Aber hatte ich

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